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Comic-Besprechung - Die Stadt und das Mädchen

Geschichten:
Autor und Zeichner: Jiro Taniguchi

Story:
Als die 14-jährige Megumi Sakamato in Tokio verschwindet, wendet sich ihre Mutter an einen alten Freund der Familie, Takeshi Shiga. Dieser hatte ihr einst geholfen, als ihr Mann im Himalaya bei seiner letzten Bergtour umgekommen war. Auch Shiga ist Bergsteiger und konnte sich davon nie lösen, betreut eine Hütte für die Vereinigung der Bergsteiger und kommt nach vielen Jahren wieder nach Tokio, um sich selbst auf die Suche nach Megumi zu machen, die fast wie eine eigene Tochter ist. Auf seiner Suche muss er versuchen Lügen von Wahrheit zu trennen und sich in einem Terrain zu Recht zu finden, das er nicht kennt. Wird er Megumi wieder finden und ist sie eigentlich noch das Mädchen, das er meinte zu kennen?

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Jiro Tineguchi ist ohne Frage ein Star des japanischen Comics und begeistert immer wieder durch seine Graphic Novels. Ob „Vertraute Fremde“ oder das hier veröffentlichte „Die Stadt und das Mädchen“, Taniguchi erzählt Geschichten, die ans Herz gehen und die so ganz anders sind, als alles, was man im Mangabereich zu kennen meint. Die typischen Stilmittel fehlen und das macht es für westliche Leser, die Mangas noch nicht kennen, in diese Form der Comics einzusteigen. Taniguchis Comics sind hier vermutlich die am Besten geeigneten für einen Neueinstieg.

„Die Stadt und das Mädchen“ beschäftigt sich mit mehreren Themen, die man nicht unbedingt mit Comics in Verbindung bringen würde. Bergsteigen ist schwierig im Comic umzusetzen, da Touren freilich viele Stunden lang dauern. Der Kinderstrich ist auch nicht gerade ein einfaches Thema, egal in welchem Medium. Und wenn dann auch noch ein Kind entführt wird, ist das noch eine Ecke problematischer. Taniguchi bringt es fertig diese Themen brilliant zu verarbeiten und das in jeder Hinsicht. Die Bergsteigerei wird in einer hochspannenden Szene an einem Hochhaus eingesetzt und somit auf einen kleineren Zeitraum konzentriert. Der Kinderstrich wird geschickt in die Gesamtgeschichte eingebaut, ohne den drohenden Zeigefinger zu erheben. Besonders für westliche Leser wird es aber schockierend sein zu erfahren, dass in Japan der Kinderstrich – leider – gang und gäbe ist.

Auch die Kinderentführung – die letztendlich ein zentrales Thema der Geschichte ist – wird sehr einfühlsam, aber auch erschreckend dargestellt. Und es ist kein hässlicher Mann, der Megumi gefangen hält, sondern ein gut aussehender und reicher Mann, was die Geschichte noch etwas erschreckender macht. Das macht es möglich, dass selbst der nette, lächelnde Mann um die Ecke ein Kindesentführer ist.

Die verbissene Suche von Takeshi Shiga ist natürlich die treibende Kraft hinter der Geschichte und es ist mal wieder so, dass man einen Taniguchi nur schwer aus der Hand legen kann. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, es werden immer wieder neue und interessante Charaktere eingebunden und es wird einfach nie langweilig. Über 300 Seiten zu lesen mag zunächst eine große Herausforderung sein, aber man wird sich wundern, wie schnell man durch das Buch durch ist und wie sehr man gerne wissen würde, was an Geheimnissen nicht offenbart wurde. Taniguchi ist ein Meister der Andeutungen, hinterlässt beim Leser die Annahme, dass da noch etwas ist in dieser Geschichte, das er vielleicht übersehen hat, oder das die Geschichte in eine noch interessantere Richtung treibt. Darunter freilich die eigentliche Rolle von Takeshi Shiga. Sicher wird dessen Mitgefühl und dessen Pflichtgefühl für Megumi und ihre Mutter teilweise erklärt, aber ein anderer Teil bleibt im Mysteriösen verborgen. Taniguchi regt dadurch den Leser an, mehr über die Geschichte nachzudenken, die einem ohnehin kaum aus dem Gedächtnis gehen wird.

Die Zeichnungen wiederum sind eine Klasse für sich. Klare Linien, klar erkennbare Charaktere (was bei Mangas auch nicht selbstverständlich ist) und ein unglaubliches Gefühl für Details zeichnen diese aus.

Fazit:
Taniguchis Geschichten sind unglaublich intensiv erzählt, sie reißen den Leser einfach mit und da ist „Die Stadt und das Mädchen“ keine Ausnahme. Hier darf man einfach nicht vorbei gehen, hier muss man zugreifen. Egal, ob man nun Mangaleser oder traditioneller Leser ist. Man wird einfach begeistert sein. Auch dieser Comic ist einfach ein Klassiker der herausragenden Comic-Erzählkunst.

Die Stadt und das Mädchen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Stadt und das Mädchen

Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-937102-65-8

336 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Intensiv erzählt
  • Atemlose Spannung
  • Ein perfekter Comic
  • Ein moderner Klassiker
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 30.08.2007
Kategorie: Jiro Taniguchi
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Unser Leser Schnuckel schreibt dazu:Note: 1
Die Stadt und das Mädchen
Shiba ist ein Mann, der zurückgezogen von den Menschen in der Einsamkeit und Schönheit des Gebirges lebt. Das Bergsteigen ist seine große Leidenschaft, schon seit Jahrzehnten.
Eines Tages erhält er einen unerwarteten Anruf seiner Jugendfreundin Yoriko deren Tochter Megumi ist auf unerklärliche Weise nach der Schule nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die Mutter befürchtet Fürchterliches, nachdem ihre Tochter nun schon mehrere Tage spurlos verschwunden ist. Sie bittet Shiba um Hilfe. Dieser macht sich ohne zu zögern auf den Weg nach Tokyo, handelt es sich bei Megumi doch um die einzige Tochter seines besten Freundes Sakamoto, der während einer Bergtour tragisch verunglückte. Shiba ahnt nicht, dass er auf der Suche nach Megumi mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird und sein eigenes Leben aufs Spiel setzen muss, um seinem Ziel, die Rettung des Mädchens näher zu kommen!

Meinung: Jiro Taniguchi schafft es immer wieder seine Leser mit seinen Erzählungen gefangen zu nehmen. Der dicke Band fasziniert mühelos und lässt den Leser nach wenigen Panels in eine spannende Story eintauchen, die einen erst dann wieder loslässt, wenn die letzte Seite gelesen wurde. In wunderbar realistischen Stil und einer atmosphärisch dichten Handlung bestechen nicht nur die meisterhaften, vor Detail strotzenden Zeichnungen, sondern auch die glaubhaft konzipierten Protagonisten.
Shiba, die Hauptperson dieses Krimis ist ein Mann Ende 30, Anfang 40, der sich an einem Versprechen, welches ihm sein bester Freund abrang gebunden fühlt und lässt nichts unversucht um diesen Versprechen gerecht zu werden. Der Einzelkämpfer verkörpert Stärke, den mit der Natur im Einklang lebenden Menschen, der in der Großstadt irgendwie fehl am Platz und ein wenig verloren wirkt. Er ist stolz, äußerst hartnäckig, ehrgeizig und strahlt Zuverlässigkeit aus. Eine Person auf die man sich 100% verlassen kann. Um sein Ziel, Megumis Rettung, zu erreichen lässt er nichts unversucht, bringt sich mehrfach selbst in Gefahr und treibt sich immer wieder an die Grenzen seiner körperlichen Belastbarkeit.
Taniguchi versucht Werte mit seiner Erzählung zu vermitteln. Ziele, die man ernsthaft verfolgt erreicht man auch, wenn man sich mit vollen Herz und Verstand einsetzt.
Geschickt spielt der Autor mit verschiedenen Handlungsebenen, indem er an mehreren Stellen Rückblicke in Shibas Vergangenheit einschiebt, um das Verhältnis der Charaktere und deren Gefühle dem Leser klarer zu verdeutlichen.
Natur und Großstadt werden in beeindruckenden Bildern gegenübergestellt und gehen zum Ende des Bandes in eine Art Symbiose über, wenn Shiba z.B. im Showdown einen Wolkenkratzer an der Außenfassade zu erklimmen versucht.
Taniguchi ist dafür bekannt, dass er mit Vorliebe die Natur darstellt in all ihren Facetten; ihre Schönheit, aber auch ihre raue, gefährliche Seite. Genauso greift er in diesem Comic alltägliche Großstadtthemen auf und verschönert keineswegs. Jugendkriminalität, Prostitution jünger Schüler, die kalte Anonymität einer Großstadt, Firmenkuroption, Machtspielchen in der Wirtschaft und Politik, all diese Probleme fließen mit ein in die Geschichte und sorgen für authentisches und realistisches Flair.
Abschließend lässt sich nur eines sagen: Ein Muss für jeden Comicleser und selbst für Leute interessant die bisher noch kaum Berührungspunkte mit dem Medium hatten.


Das wachsame Auge: Absolut empfehlenswerter Comic, der in keiner Sammlung fehlen sollte!

Positiv 1: realistisch und spannend erzählt

Positiv 2: glaubhaft agierende Charaktere

Positiv 3: wunderschönes Artwork

Klassiker






Das Splashpages-Dossier zu Jiro Taniguchi
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