In der Datenbank befinden sich derzeit 18.733 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Die Stadt und das Mädchen
Geschichten:Autor und Zeichner: Jiro Taniguchi
Story:
Als die 14-jährige Megumi Sakamato in Tokio verschwindet, wendet sich ihre Mutter an einen alten Freund der Familie, Takeshi Shiga. Dieser hatte ihr einst geholfen, als ihr Mann im Himalaya bei seiner letzten Bergtour umgekommen war. Auch Shiga ist Bergsteiger und konnte sich davon nie lösen, betreut eine Hütte für die Vereinigung der Bergsteiger und kommt nach vielen Jahren wieder nach Tokio, um sich selbst auf die Suche nach Megumi zu machen, die fast wie eine eigene Tochter ist. Auf seiner Suche muss er versuchen Lügen von Wahrheit zu trennen und sich in einem Terrain zu Recht zu finden, das er nicht kennt. Wird er Megumi wieder finden und ist sie eigentlich noch das Mädchen, das er meinte zu kennen?
Meinung:
Jiro Tineguchi ist ohne Frage ein Star des japanischen Comics und begeistert immer wieder durch seine Graphic Novels. Ob „Vertraute Fremde“ oder das hier veröffentlichte „Die Stadt und das Mädchen“, Taniguchi erzählt Geschichten, die ans Herz gehen und die so ganz anders sind, als alles, was man im Mangabereich zu kennen meint. Die typischen Stilmittel fehlen und das macht es für westliche Leser, die Mangas noch nicht kennen, in diese Form der Comics einzusteigen. Taniguchis Comics sind hier vermutlich die am Besten geeigneten für einen Neueinstieg.
„Die Stadt und das Mädchen“ beschäftigt sich mit mehreren Themen, die man nicht unbedingt mit Comics in Verbindung bringen würde. Bergsteigen ist schwierig im Comic umzusetzen, da Touren freilich viele Stunden lang dauern. Der Kinderstrich ist auch nicht gerade ein einfaches Thema, egal in welchem Medium. Und wenn dann auch noch ein Kind entführt wird, ist das noch eine Ecke problematischer. Taniguchi bringt es fertig diese Themen brilliant zu verarbeiten und das in jeder Hinsicht. Die Bergsteigerei wird in einer hochspannenden Szene an einem Hochhaus eingesetzt und somit auf einen kleineren Zeitraum konzentriert. Der Kinderstrich wird geschickt in die Gesamtgeschichte eingebaut, ohne den drohenden Zeigefinger zu erheben. Besonders für westliche Leser wird es aber schockierend sein zu erfahren, dass in Japan der Kinderstrich – leider – gang und gäbe ist.
Auch die Kinderentführung – die letztendlich ein zentrales Thema der Geschichte ist – wird sehr einfühlsam, aber auch erschreckend dargestellt. Und es ist kein hässlicher Mann, der Megumi gefangen hält, sondern ein gut aussehender und reicher Mann, was die Geschichte noch etwas erschreckender macht. Das macht es möglich, dass selbst der nette, lächelnde Mann um die Ecke ein Kindesentführer ist.
Die verbissene Suche von Takeshi Shiga ist natürlich die treibende Kraft hinter der Geschichte und es ist mal wieder so, dass man einen Taniguchi nur schwer aus der Hand legen kann. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, es werden immer wieder neue und interessante Charaktere eingebunden und es wird einfach nie langweilig. Über 300 Seiten zu lesen mag zunächst eine große Herausforderung sein, aber man wird sich wundern, wie schnell man durch das Buch durch ist und wie sehr man gerne wissen würde, was an Geheimnissen nicht offenbart wurde. Taniguchi ist ein Meister der Andeutungen, hinterlässt beim Leser die Annahme, dass da noch etwas ist in dieser Geschichte, das er vielleicht übersehen hat, oder das die Geschichte in eine noch interessantere Richtung treibt. Darunter freilich die eigentliche Rolle von Takeshi Shiga. Sicher wird dessen Mitgefühl und dessen Pflichtgefühl für Megumi und ihre Mutter teilweise erklärt, aber ein anderer Teil bleibt im Mysteriösen verborgen. Taniguchi regt dadurch den Leser an, mehr über die Geschichte nachzudenken, die einem ohnehin kaum aus dem Gedächtnis gehen wird.
Die Zeichnungen wiederum sind eine Klasse für sich. Klare Linien, klar erkennbare Charaktere (was bei Mangas auch nicht selbstverständlich ist) und ein unglaubliches Gefühl für Details zeichnen diese aus.
Fazit:
Taniguchis Geschichten sind unglaublich intensiv erzählt, sie reißen den Leser einfach mit und da ist „Die Stadt und das Mädchen“ keine Ausnahme. Hier darf man einfach nicht vorbei gehen, hier muss man zugreifen. Egal, ob man nun Mangaleser oder traditioneller Leser ist. Man wird einfach begeistert sein. Auch dieser Comic ist einfach ein Klassiker der herausragenden Comic-Erzählkunst.
Die Stadt und das Mädchen
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 16,95
ISBN 13:
978-3-937102-65-8
336 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Intensiv erzählt
- Atemlose Spannung
- Ein perfekter Comic
- Ein moderner Klassiker
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(5 Stimmen) | ||
|
|
||||||||||
Rezension vom: | 30.08.2007 | |||||||||
Kategorie: | Jiro Taniguchi | |||||||||
|
||||||||||
Leseprobe | ||||||||||
| ||||||||||
Das sagen unsere Leser | ||||||||||
|
?>