Eine Liebe, die nicht sein darf. Eine Beziehung, die zwei Vertreter ansonsten verfeindeter Lager zusammen bringt. Und am Ende auch noch ein gemeinsames Kind, von dessen Existenz niemand etwas erfahren darf und welches zum erklärten Ziel beider Seiten wird. Marko und Alana haben sich ihre Liebe nicht ausgesucht, aber dennoch sind sie zusammen mit ihrer neugeborenen Tochter zu einem Leben auf der Flucht verdammt. Dabei lernen sie wenige Freunde und Verbündete, dafür umso mehr Gegner kennen. Nicht nur die Soldaten und der höchste Robotadel hängen sich an ihre Fersen, sondern auch berüchtigte Kopfgeldjäger, wie die achtbeinige (aber armlose) 'Die Pirsch' oder der brütende 'Der Wille' zusammen mit seiner Lügekatze. Doch jeder von ihnen verfolgt auch seine eigenen Ziele und am Ende wird die Hatz für jeden zu etwas ganz Persönlichem.

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Comic-Besprechung - Saga 1

Geschichten:
Saga 1 - 6
Autor:
Brian K. Vaughan
Zeichner: Fiona Staples



Story:

Eine Liebe, die nicht sein darf. Eine Beziehung, die zwei Vertreter ansonsten verfeindeter Lager zusammen bringt. Und am Ende auch noch ein gemeinsames Kind, von dessen Existenz niemand etwas erfahren darf und welches zum erklärten Ziel beider Seiten wird. Marko und Alana haben sich ihre Liebe nicht ausgesucht, aber dennoch sind sie zusammen mit ihrer neugeborenen Tochter zu einem Leben auf der Flucht verdammt. Dabei lernen sie wenige Freunde und Verbündete, dafür umso mehr Gegner kennen. Nicht nur die Soldaten und der höchste Robotadel hängen sich an ihre Fersen, sondern auch berüchtigte Kopfgeldjäger, wie die achtbeinige (aber armlose) 'Die Pirsch' oder der brütende 'Der Wille' zusammen mit seiner Lügekatze. Doch jeder von ihnen verfolgt auch seine eigenen Ziele und am Ende wird die Hatz für jeden zu etwas ganz Persönlichem.



Meinung:

Man könnte sich jetzt zurücklehnen und es sich ganz einfach machen. Einfach auf die drei Eisner-Awards verweisen, die Saga in den U.S.A. bereits eingeheimst hat, dass es dort schon „the next big thing“ ist (was auch immer da als Maßstab gilt) und kurz Brian K. Vaughans Namen flüstern, der nicht gerade für ramschige und schlecht durchdachte Geschichten bekannt ist. Neben den standardmäßigen Superheldengeschichten hat sein kreativer Verstand "Die Löwen von Bagdad" ebenso hervorgebracht, wie das von Kritikern gelobte "Y - The Last Man".

Mit Kritikern ist das nämlich immer so eine Sache. Dies musste selbst Mark Twain in seiner amüsanten und schön zu lesenden Autobiographie bemerken und beschreiben. In seinem Sinne aber nicht mit so heiteren Worten lautet die Erfahrung so: einer der allerersten (oder sogar DER allererste)  Rezensenten gibt die Meinung vor und alle anderen fallen automatisch ins Glied. Ergo, "Saga" ist ein ganz großer Comic-Hit. Ende des Plädoyers.

Weltraum-Opera wird Saga genannt. Noch öfter sogar Romeo und Julia meets Star Wars. Was in etwa gleich bedeutend ist mit den üblichen Floskeln in anderen Genres, wie „“der nächste Tolkien, „so spannend wie Stephen King“ oder „erschafft die Bilderwelten eines Spielberg“. Klingt gut, bleibt aber letztlich nichtssagend, wenn man sich das betreffende Werk zu Gemüte führt. Eine tragische Liebesgeschichte ist "Saga" allerdings schon, die nach kurzem aber bereits in eine tragische Familiengeschichte übergeht, die rein zufällig in einem ziemlich abgedrehten Universum spielt, in dem sich zwei Fraktionen erbittert bekämpfen. Wie sollte es anders sein, stammen Alana und Marko, neben ihrer neugeborenen Tochter Hazel, natürlich genau aus den jeweils verfeindeten Lagern, was dem Wachsen ihrer Liebe offensichtlich keinen Abbruch tat.

Noch nichts Weltbewegendes, da es solche Geschichten schon alle Tage gegeben hat. Aber gleich zu Anfang merkt man bereits, selbst wenn man den ganzen Sci-Fi und Fantasy-Klimbims beiseite lässt, dass Vaughan hier ein anderes Garn am Stricken ist. Erzählt wird die Geschichte nämlich von der kleinen Hazel, die auf den ersten Seiten ein noch mit Fruchtwasser besprenkelter kleiner Drops ist und vermutlich nicht viel mehr kennt, als Hunger haben und schlafen wollen.

Wer jetzt denkt, dadurch sei alle Spannung dahin, weil man ja jetzt weiß, dass die kleine Hazel die ganzen für den Leser kommenden Ereignisse überlebt, der übersieht das Wesentliche. Schon bei "Y - The Last Man" von Vertigo bewies Vaughan, dass er in wohldurchdachten Plots plant. Oder wie er selbst etwas vereinfachend sagt, seine Geschichten hätten einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Erstaunlicherweise und ausgerechnet hebt er sich mit dieser auf den ersten Augenschein recht simplen Herangehensweise von seinen Kollegen ab, weil er dadurch wirklich Spannung und Drama aufbauen kann. Zu dem Anfang, Mitte, Ende gehört nämlich, dass man die Erzählung sehr gut durchdenkt und weiß wohin das alles führen soll. Die Mühe scheint er sich auch bei "Saga" gemacht zu haben.

Was alles nichts nutzen würde, wenn die Geschichte von Anfang an langweilig wäre. Zugegeben, es dauert einen Moment bis man mit Marko und Alana warm wird. Vermutlich weil man sie mittendrin abholt, ihre schwierige Vergangenheit erst nach und nach mitbekommt und (siehe oben) uns Hazel als eigentliche Erzählerin empfängt. Sobald sich die kleine Familie aber mehr und mehr zusammenraufen muss und sogar Verstärkung durch ein Geistermädchen ohne Unterleib bekommt, wird man mehr und mehr in die Geschichte hineingezogen und wird das Gefühl nicht los sich auf ein echt großes Abenteuer zu begeben.

Dazu tragen auch die Gegner bei, die jenseits einer schlichten Schwarz/Weiss-Zeichnung sind. Jeder ist etwas Besonderes und mit der Zeit entwickelt jeder für sich ein unterschiedliches Motiv, warum er die kleine Familie verfolgt. Echtes Highlight ist der Kopfgeldjäger 'Der Wille' mit seinem Haustier oder Kompagnon 'Der Lügekatze' und seiner Ex-Freundin 'Die Pirsch', einer arachnoiden Lady, die ebenfalls auf die Fersen von Marko, Alana und Hazel gesetzt wurde. Vor allem entwickeln die Gegner ganz eigene Charakterisierungen und sind aus sich heraus schon interessant genug, damit man sich mit ihnen beschäftigt. Sie bringen ganz eigene Probleme in die Mixtur und werden zu echten Individuen.

Man sieht es gleich, mal wieder sind es die Charaktere, die das Rad am Laufen halten und die auch die Stärke von Fiona Staples ausmachen. Die einzelnen wunderbaren Cover täuschen mit ihrer guten Komposition, den ausdifferenzierten Farben und schönen Charakterdesigns allerdings darüber hinweg, dass die gleiche Sorgfalt im Innenteil gerade (bewusst!?) nicht angewandt wird. Hängt vielleicht auch mit Staples Sorge zusammen, mit "Saga" eventuell nicht zeitig fertig zu werden, wie sie dies im Anhang des ersten Bandes von Cross Cult im Interview äußert. Die Folge sind zwar gute Figuren mit klaren Formen und einer eindringlichen Körpersprache sowie Mimik, auf der anderen Seite muss man auf ausgefeilte Hintergründe und phantastische Örtlichkeiten verzichten. Die Exotik und das Genre werden nahezu ausschließlich über die Figuren und Kreaturen, sowie die Charakterisierungen transportiert.

Was bei einem Fantasy/Sci-Fi-Gemisch aber am wenigsten verschmerzbar ist, Fiona Staples gebiert sich nicht gerade als gekonnte Sci-Fi-Zeichnerin. Der Großteil ihrer Raumschiffe/-gleiter ähnelt mehr Bäumen oder Pflanzenknospen und einer der Hauptantagonisten, ein adliger Roboter namens Prinz Robot IV, besitzt einen normalen menschlichen Körper aber mit einem Fernseher als Kopf. Das da durchaus bessere Ansätze bei der Darstellung von Technik im Repertoire sind, zeigt das (angekündigte) Cover für den dritten Band (bei den Einzelheften müsste es das der Nummer 8 sein).

Auch beim Kreaturendesign, ein wichtiger Punkt bei so einer Serie, bleibt man unschlüssig zurück. Die Hauptriege überzeugt auf ganzer Linie. Von Marko und Alana über Prinz Robot IV, 'Die Pirsch', das Geistermädchen Izabel, 'Der Wille', bis hin zur Lügekatze. Sowohl graphisch, als auch von der Charakterisierung Vaughans alles Volltreffer, wo man bei anderen Verlagen bereits nicht mehr sicher wäre vor den Spin-offs. Selten ist ein ganzer Cast so interessant (ja, das hatten wir schon, man darf aber nicht müde werden es zu betonen). Anders dagegen bei den Statisten, die zwar sehr schräg angelegt sind, aber von Staples hauptsächlich aus zwei oder mehreren bereits bekannte Elementen bestehen und weniger kreative Leistung beweisen, denn ein gutes Naturkundebuch. Manchmal erinnern sie an Kompositionen aus diesem Kinderspielzeug, wo man auf meist drei Ebenen Bilder von Körperteilen einer Anzahl von Tieren verschieben kann. Hier ein Löwenkopf, mit Giraffenkörper und Pinguinflossen. So in etwa wirkt manchmal die Ideenfindung. Da ein paar Körperteile mehr, hier nur die Beine, aber ein Riesenkopf, da ein Seepferdchen aber mit dem Körper eines Menschen. In den Folgebänden geht es erst mal so weiter.

Nichtsdestotrotz bleibt "Saga", selbst wenn man nicht soviel mit dem Genre anfangen kann, ein Comic, der neugierig auf mehr macht und dessen Figurenensemble alleine bereits die Geschichte voran trägt. Marko und Alana sind in diesem Sinne gewöhnliche Leute, die in ein Abenteuer stürzen, welches von mal zu mal größer anmutet, als es die kleine Familie stemmen könnte. Kommen dann noch die üblichen Probleme einer frischen Beziehung hinzu, hat man sogar ein paar Soap-Elemente in dem ohnehin schon abgedrehten Mix entdeckt. Die Übersetzung tut ihr Übriges dazu und bringt die manchmal etwas umgangssprachliche und laxe Art der Figuren zu sprechen gut rüber. Allenfalls schießt sie manchmal etwas über das Ziel hinaus oder gibt sich gelegentlich etwas bemüht verschroben, um die Welt von "Saga" in Worte zu fassen ... in welchem Wörterbuch steht Freilanzer?!

Eine Altersempfehlung steht nicht wirklich auf dem Band. Man sollte sich jedoch auf Sexszenen (wahrscheinlich denken manche erst jetzt darüber nach den Band zu kaufen) und auf Nacktheit sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern einstellen (eine gerechte und willkommene Abwechslung zu der sonst recht einseitigen Nackedei-Verteilung) Die Freizügigkeit bei Saga sorgte in Amerika auch bereits für einen kleinen Skandal, als es hieß ein Heft sei zensiert und letztlich nicht veröffentlicht worden. Am Schluss musste der Comic-Vertrieb Comixology tatsächlich einräumen im vorauseilenden Gehorsam zu den Apple-Statuten den Comic gesperrt zu haben. Besonders pikant an der ganzen Sache, es ging um eine Sexszene zwischen zwei (oder sogar drei?) Männern. Mit den heterosexuellen kopulierenden Pärchen allein in Band 1 scheint dagegen bisher niemand Probleme gehabt zu haben. Vielleicht kam zumindest etwas Gratiswerbung dabei heraus.



Fazit:

Einen Kult muss man aus "Saga" jetzt noch nicht basteln. Die Geschichte ist von Vaughan groß angelegt und muss in den kommenden Ausgaben richtig in Fahrt kommen. Dafür überzeugt "Saga" 1 bereits jetzt mit durch die Bank weg unglaublich gut geschriebenen und gut ausdifferenzierten Charakteren, wie sie in Comics nur selten zu finden sind. Kunterbunt ist auch die Welt in der sie agieren. Nur Schade, dass Fiona Staples der große Weltentwurf nicht gelingen will. Dennoch sollte man sich darauf gefasst machen, dass "Saga" etwas ganz Besonderes werden könnte.



Saga 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Saga 1

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 22,00

ISBN 13:
978-3-86425-187-0

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • unglaublich interessante Charaktere
  • die auch noch gut geschrieben sind
  • eine neue Geschichten von Brian K. Vaughan
  • Hauptfiguren graphisch hervorragend umgesetzt
Negativ aufgefallen
  • bei Sci-Fi-Elementen kann Fiona Staples nicht mithalten
  • und auch bei Hintergründen ist sie recht sparsam
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 11.09.2013
Kategorie: Saga
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