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Comic-Besprechung - Sun Village
Geschichten:Prolog: Geburtstaglied, Wohin die Sternschnuppen gehen, An der Bushaltestelle 1. Akt, An der Bushaltestelle 2. Akt, An der Bushaltestelle 3. Akt, hPa Hektopascal, Sweet Home 1. Akt, Sweet Home 2.Akt, Epilog: Wiedergeburtstagslied
Autor/Zeichner: Inio Asano
Story:
Meinung:
Liebhaber von Gekiga – anspruchsvollen Erwachsenenmangas – haben in Inio Asano einen talentierten Autor gefunden. Nach dem großen internationalen Erfolg von What a Wonderful World!, (Egmont Manga) bestehend aus lose zusammenhängenden Stories, legt Inio Asano nun mit Sun Village eine abgeschlossene Geschichte vor. Die narrative Struktur ist ähnlich: der Erzählung sind immer wieder Texte – in Negativschrift vor schwarzem Hintergrund – aus dem Off eingeschoben. Dabei ist dieser Off-Text zumeist poetisch-philosophisch angehaucht und dreht sich um die grundlegenden existenziellen Dinge des Lebens wie Liebe, Tod oder Lebenssinn.
Der junge Autor konnte schon im Alter von 20 Jahren auf ein erstaunlich reifes Werk zurückblicken. Den hier vorliegenden Gekiga Hikari no machi – deutsch Sun Village – veröffentlichte er im Alter von 23 Jahren. Asano erzählt von emotionaler Härte und sozialer Kälte, von lebensüberdrüssigen Teenagern und gescheiterten Eltern. Doch das ganze wird nie zu einer kulturpessimistischen Depression, weil er stets das Ganze mit Humor und Augenzwinkern verbindet und ein einzigartiges Einfühlungsvermögen beweist, das man bei einem so jungen Künstler nicht erwartet. Trotz dessen Beteuerung, dass alle Figuren frei erfunden seien, wirkt der Erzählton doch sehr selbstreflexiv und es würde nicht verwundern, wenn ein kleiner Teil der Geschichte autobiografisch geprägt wäre.
Wer lediglich düstere Psychodramen oder Gewaltorgien erwartet, wird deswegen enttäuscht. Denn die Geschichten sind in einem gelassenen, oft heiteren Ton erzählt, der eine angenehme Distanz zu dem Geschehen aufbaut. Da machen Verliebte nächtliche Picknicks im Park, da singen wohlbehütete Kinder, da fallen Sternschnuppen wie Glücksversprechen vom Himmel. Das Rad des Lebens, der Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt liefert den tröstlichen Grundton. Ebenfalls ungewöhnlich für Literatur aus dem Osten ist die Einheit von Zeit und Ort, die dem Roman dramaturgische Geschlossenheit verleiht. Und dann ist da ja noch die Katze, die wie ein Leitmotiv immer wieder in den Episoden geisterhaft auftaucht und ein Quäntchen Mysterium versprüht.
In Sun Village bilden die handelnden Figuren ein Panoptikum: da gibt es den frustrierten Mangaka, den Sterbehelfer im Schüleralter, zwei Kleinkriminelle, die ein Baby großziehen, dessen Vater sie beide sein könnten, eine Schülerin, die mit Außerirdischen Jugendliche in Sun Village verkehrt. Eine Hauptrolle jedoch spielt die moderne Wohnsiedlung nach westlichem Muster, die an einen Hang gebaut wurde, damit alle viel, viel Sonne bekommen. Es ist eine begehrenswerte Adresse, aber irgendwie scheint das Dorf an der Sonne sich zu einem Paradies für Selbstmörder zu entwickeln. Wie so oft im Leben trügt der Schein oder es ist eben nicht alles Gold was glänzt – das ist die Essenz, der Sun Village-Metapher.
Auch die Zeichnungen sind überdurchschnittlich gut. Asanos Strich sorgt für realistische Zeichnungen, die die dichte Stimmung der Erzählung passend bebildert. Detailreiche Straßeneinstellungen vermitteln ein spürbares Gefühl für Sun Village und seine skurrilen und merkwürdigen Bewohner. Im Gegensatz zu vielen anderen Mangas wirkt auch die Ästhetik sehr reif – ohne den üblichen Kitsch und die übertriebene Darstellungsweise.
Fazit:

Sun Village
Autor der Besprechung:
Marco Behringer
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 14,95
ISBN 10:
3941239317
ISBN 13:
978-3941239319
208 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Einfühlsame Charakterskizzen
- Philosophischer Off-Text
- Heiterer Erzählton
- Detailreiche Zeichnungen


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 07.06.2010 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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