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Comic-Besprechung - Crepax: Dracula

Geschichten:

Crepax: Dracula

Autor und Zeichner: Guido Crepax

Übersetzerin: Resel Rebiersch



Story:

Der allseits bekannte Graf Dracula und seine Entourage gelangen auf dem Seeweg, eingepackt in Särge voller Erde, bis in die englische Provinz. Dort stellen sich ihm insgesamt zwei Frauen und fünf Männer entgegen, die alle miteinander verbunden sind, um ihn aufzuhalten und seinem Treiben möglichst endgültig ein Ende zu bereiten. Dieser Klassiker der Vampirgeschichten wird hier im originalen Setting als Graphic Novel erzählt und von einem Meister der Illustration in passenden schwarz-weiß Zeichnungen präsentiert, denen natürlich auch ein von ihm gewohntes Maß an Erotik nicht fehlt.



Meinung:

Nachdem der Splitter Verlag in diesem Jahr bereits der Dracula-Version von George Bess eine Neuauflage spendiert hatte, liegt mit dem vorliegenden Band auch die (ältere) Version aus der Feder des bereits 2003 verstorbenen, italienischen Künstlers Guido Crepax vor, die sich eng an das Original hält. Veröffentlicht wird der Band in der neuen Erotikreihe „Splitternackt” des Verlags, doch ist es bei nicht ganz so freizügig wie andere Werke des Autors, lediglich im Zusammenhang mit den Übergriffen des Vampirs und seiner weiblichen Komplizen auf ihre Opfer stellt Crepax nackte Körper dar, womit er aber im allseits anerkannten Interpretationskanon bleibt, demzufolge der Akt des Blutaussaugens durchaus erotische Züge aufweist und von Bram Stober, dem Urheber der Figur, auch sinnbildlich so gemeint gewesen sein wird. Diese Darstellungen kommen also eigentlich wenig überraschend daher, bleiben aber doch zahlenmäßig im Rahmen und führen meiner Meinung nach keineswegs so weit, diesen klassischen Stoff zu verfälschen oder zu missbrauchen.

Auch zeichnerisch nähert sich Crepax dem Thema sehr weit an: er bleibt zwar weiterhin bei seinen sehr kreativen und teilweise den Rahmen sprengenden Seitenaufteilungen, bei, wie erwähnt, teilweise erotischen Darstellungen nebst Traum- und Albtraumsequenzen, doch die Figuren und das Setting entsprechen in den Mimiken der Figuren, der Kleidung und den Hintergründen sehr genau dem Viktorianischen Umfeld, in dem die Geschichte spielt. Das Ganze bleibt weitestgehend eine „realistische” Erzählung — soweit das bei diesem Stoff überhaupt geht.

Aufgezogen ist das Ganze als eine Art Kammerspiel, bei dem zwei Frauen im Mittelpunkt stehen: die Freundinnen Lucy und Mina sind mehr oder weniger zufällig (die Zusammenhänge werden nicht recht erklärt) an dem Ort in England, den der Graf sich als neue Wirkungsstätte ausgesucht hat. Zu Hilfe kommen ihnen die drei (!) Verehrer Lucys und der eigens aus Amsterdam herbeigerufene Professor van Helsing. In einer Nebenhandlung wird erzählt, dass Minas Verlobter Jonathan nach Transsylvanien gereist ist, um ebendiesem Grafen Dracula bei der Abwicklung von Immobiliengeschäften dienlich zu sein — und so wird ein Teil der Erzählung ins Schloss in den Karpaten verlegt. Nachdem man Dracula in England vergebens bekämpft hatte, flieht er zurück in sein Schloss, in dem dann der Showdown stattfindet.

Mir hat diese Darstellung der Geschichte durch Guido Crepax sehr gefallen, und das, obwohl das Original bereits vierzig Jahre auf dem Buckel hat. Das kommt sicherlich einerseits durch den klassischen Stoff als solchen: einer Geschichte, die im Viktorianischen England spielt, merkt man nicht unbedingt an, ob sie 1983 oder 2023 gezeichnet worden ist. Doch andererseits haben Crepax Zeichnungen eine gewisse Eleganz, die sie beinahe zeitlos machen. Und doch ist das Buch sicherlich nicht perfekt: manche Panels wirkt ein wenig unbeholfen gezeichnet, beinahe ein bisschen linkisch. Auch gibt es auf den Seiten ab und zu inhaltliche Sprünge und Szenenwechsel, die schlecht choreografiert wirken und den Leser ein wenig aus dem Leserhythmus bringen können. Doch wer sich auf dieses Buch als solches einlässt, wir mehr Positives als Negatives entdecken können, und die Mehrzahl von Crepax Zeichnungen bleibt zeitlos elegant.



Fazit:

Eine gelungene Umsetzung des Originals in zeitlos elegante Bilder, die sie einerseits sehr eng an die Originalgeschichte halten, andererseits aber den Schritt wagen, den Mythos um den Grafen Dracula in einem leicht erotischen Ambiente zu präsentieren. Da sollte man durchaus einmal einen Blick hinein wagen.



Crepax: Dracula - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Crepax: Dracula

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 35,00

ISBN 10:
3987213140

ISBN 13:
978-3987213144

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Eine gelungene Umsetzung dieses Klassikers, mit leicht erotischem Flair.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 25.12.2023
Kategorie: Alben
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