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Der ICOM-Mann: Im Gespräch mit Burkhard Ihme
Burkhard Ihme (Jahrgang 1954) studierte von 1975 bis 1981 freie Grafik und Graphic Design (mit dem Studien-Schwerpunkt Zeichentrickfilm) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1981 war er Gründungsmitglied des Interessenverbandes Comic e.V. ICOM, deren Vorsitzender er seit 1996 ist. Er war nicht nur Liedermacher (1979 eine LP beim linken Schallplattenverlag PLÄNE), sondern hat im Verlauf seines künstlerischen Lebens auch zahlreiche Comics veröffentlicht und einige Comic-Fachartikel geschrieben. Außerdem ist er Herausgeber des COMIC!-Jahrbuchs sowie Redakteur des Mitglieder-Mitteilungsblattes ICOMintern. Im nachfolgenden Interview mit Michael Hüster berichtet Burkhard u. a., wie er zum Comic kam und nennt die Beweggründe, die zur Gründung des ICOM führten. Außerdem gibt es viele interessante Infos rund um die Arbeit des ICOM.

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ZACK: Zunächst etwas über dich selbst: Du zählst nun schon seit vielen Jahren zu den Comic-Machern der deutschen Comiclandschaft. Wie entstand deine Verbindung zu den Comics und wie bist du selbst zum Comiczeichnen gekommen? Was war dein erster Comic und wie viele Veröffentlichungen umfasst dein Werk heute?

Burkhard Ihme: Zu Bildergeschichten bin ich schon in jungen Jahren gekommen (mit etwa 4 begann ich, teils sehr enge Bilderfolgen zu zeichnen, anfangs noch mit gereimten Untertiteln). Vorbilder waren die Autoren und Bücher, die man in einem Bibliothekaren-Haushalt eben so antreffen konnte: Wilhelm Busch, Heinrich Hoffmann, "Vater und Sohn", Münchner Bilderbögen und Bilderbücher, die mein Großvater für uns kollagierte und dichtete. Zur Einschulung bekam ich ein MICKY-MAUS-Heft, und damit war mein Leben vorgezeichnet. Mein erster veröffentlichter Comic erschien im Januar 1975 im FOLKMAGAZIN, für das ich extra den Zwei-Streifen-Strip "Reino" erfand.
Nach dem Studienabschluss mit dem "akademischen Grad" eines Diplom-Designers stürzte ich mich wieder aufs Comiczeichnen und gab im Eigenverlag 17 Alben bzw. Bücher und 23 Piccolos heraus (z.B. „Reino“, „Mick Baxter, der Meisterdetektiv“, „Die wundersame Zeichenwelt des BIR“, „Die grüne Eisbombe“, „Entscheidung am Nudo Coropuna“, „Ray Clark“), dazu gab es eine handvoll Einzelveröffentlichungen bei anderen Verlagen. Einfach mal beim ICOM Independent Comic Shop vorbeischauen...

Schwabenrap

ZACK: Wann und in welchem Zusammenhang kam es zur Gründung des ICOM und was war der Beweggrund dafür?

Burkhard Ihme: 1980, als das erste Treffen im Anschluss an die Kölner Comicbörse stattfand, gab es Zeichner, aber keine wirkliche Zeichnerszene in Deutschland, und vor allem gab es keine Verlage, die deutsche Zeichner veröffentlichten. Es gab auf der einen Seite die Möglichkeit für Kauka oder Bastei unter sehr engen Vorgaben zu texten und zu zeichnen, auf der anderen Seite bot die unabhängige Presse (Stadtzeitungen wie PLÄRRER oder das BLATT, Fanzines wie HINZ UND KUNZ oder ZOMIX) schlecht oder gar nicht bezahlte Veröffentlichungsmöglichkeiten. Zwischen den Zeichnern gab es kaum Kontakt (außer in einigen regionalen Hochburgen wie München oder Frankfurt) und keinen Erfahrungsaustausch über Honorar- und Vertragsangelegenheiten. Dieser Zustand sollte durch die Gründung einer Art Zeichnergewerkschaft behoben werden. Auf dem zweiten Treffen im März 1981 in Erlangen, wo der ICOM als "Interessenverband Comic-Zeichner und -Autoren" (das Kürzel kam erst Ende 1982 dazu) offiziell gegründet wurde, wurde auch schon die Idee eines Comicsalons wie Angoulême heiß diskutiert.

ZACK: Welche Ziele verfolgt der ICOM?

Burkhard Ihme: Unsere Satzung umreißt das wie folgt: Zweck dieses Verbandes ist die Förderung von Comics als fester und gleichberechtigter Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Er will den deutschen Comic-Schaffenden ein Forum bieten, um deren berufliche Situation zu verbessern. Der Satzungszweck wird verwirklicht durch Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne, Vermittlung von Fachwissen und berufsbezogenen Informationen. Das Ziel ist eine wirkliche Interessenvertretung der Kreativen im Sinne eines gewerkschaftlichen Verbandes.

Postkartenmotiv

ZACK: Den ICOM gibt es nun seit 28 Jahren. Würdest du sagen, dass alle wesentlichen Ziele erreicht wurden, oder gibt es noch Veränderungswünsche und Optionen für die Zukunft? Was könnte noch verbessert/verändert werden?

Burkhard Ihme: Den Comic-Salon Erlangen und den Max-und-Moritz-Preis, die der ICOM initiierte bzw. erfand, gibt es seit 1984, die Kommunikation ist nicht nur durch Treffen auf dieser und anderen Großveranstaltungen wie die "Faszination Comic" auf der Frankfurter Buchmesse und beim Münchner Comicfestival besser geworden, auch die neuen Technologien, die dem ICOM sowohl nutzen als natürlich auch ein wenig Konkurrenz machen, haben den Erfahrungsaustausch gefördert, insbesondere Foren wie  www.comicforum.de.
Der ICOM hat gegenüber diesen offenen Plattformen allerdings den Vorteil, dass bei uns Profis (Zeichner und Autoren, aber auch unser Rechtsbeistand) Auskunft geben können. Unsere Internetpräsenz soll in Zukunft um ein internes Forum, ein gemeinschaftliches Blog, ein Schwarzes Brett und vielfältige Mail-Groups erweitert werden. Außerdem soll das Zeichner-Archiv mit Suchfunktionen ausgestattet werden.

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Special vom: 14.08.2009
Autor dieses Specials: Mosaik Steinchen für Steinchen
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