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Comic-Besprechung - Blaue Pillen
Geschichten:Pilules Bleues
Autor und Zeichner: Frederik Peeters
Story:
Frederik Peeters ist nicht gerade der Idealtyp von einem Mann. Er ist ruhig, durchaus introvertiert zu nennen und gerne auch einmal zynisch. Da lernt er seinen Inbegriff einer attraktiven Frau kennen und verliert gleich wieder ihre Spur. Jahre später sehen sie sich wieder und es ist Liebe auf den zweiten Blick. Doch dann erfährt er von Cati, seiner großen Liebe, dass diese den HIV-Virus hat und eine Welt droht für ihn zu zerbrechen. Doch dann fängt er sich und beschließt der Liebe zu vertrauen und nicht davon zu laufen...
Meinung:
Frederik Peeters zeigt in seinem autobiografischen Comic eine Welt, die vielen Menschen verborgen ist. Sicher: Vom HIV-Virus wird jeder schon gehört haben, zumindest in der westlichen Welt. Filme wie Philadelphia haben ein gutes Stück dazu beigetragen, dass der Aids-Virus nicht nur ein abstraktes Gebilde ist, sondern dahinter Einzelschicksale stehen, die jedes für sich ein tragisches Stück Leben sind. Natürlich ist es so, dass wir Menschen sterblich sind, dass wir nur eine begrenzte Anzahl an Jahren auf dieser Erde wandeln dürfen. Aber in der Regel können wir diese Tatsache während unseres Lebens verdrängen. Wir geben uns meistens der Illusion eines unendlichen Lebens hin und erst wenn jemand in unserer Familie stirbt, werden wir unserer Endlichkeit bewußt.
Ein Mensch, der Aids hat, wird dies anders empfinden. Er wird sich seiner Sterblichkeit viel stärker bewußt sein, denn in ihm lauert eine Zeitbombe, die sehr schnell los gehen kann. Und auch wenn die heutige Medizin diesen Moment der Zündung schon erheblich hinauszögern kann, so ist es doch nicht garantiert, dass man ein so langes Leben führen kann, wie der Großteil der nicht-infizierten Menschen.
Frederik Peeters hat sich also mit dem Bericht seines Lebens nicht gerade ein einfaches Thema ausgesucht, um es in einem Comic zu erzählen. Und man kann auch nicht gerade erwarten, dass dieser Comic humorvoll daher kommt. Und doch hat es Peeters geschafft, einige Momente unterzubringen, die den Leser schmunzeln lassen. So platzt einmal ein Kondom und natürlich ist die bange Frage gleich da: Hat auch er sich infiziert? Der Arzt beschreibt die Wahrscheinlichkeit der Infektion damit, dass es genauso wahrscheinlich sei, als würden sie einem weißen Nashorn begegnen, sobald sie aus seiner Praxis gehen würden. Und im nächsten Panel steht dann ein solches Nashorn.
Aber es gibt auch viele ernste Momente in diesem Comic und diese überwiegen sicherlich. Peeters meistert diese mit einer Leichtigkeit, die für ein solches Thema sehr erstaunlich ist. Und was noch wichtiger ist: Er setzt die HIV-Infektion in einen Kontext, der vor allem im Alltag stattfindet und er zeigt auf, wie Menschen mit der Infektion leben müssen, wie sie leiden und wie sie einem emotionalen Stress unterworfen sind, den man sich nur schwer vorstellen kann. Insofern ist dieser Comic das perfekte Mittel, um dies alles zu vermitteln. Gleichzeitig muss man aber auch noch sagen, dass nicht nur viel Leichtigkeit in der Erzählung steckt, sondern auch viel Feingefühl. Nie skandalisiert Peeters die Krankheit, was ja gerne schon einmal gemacht wird.
Fazit:
Blaue Pillen ist in erster Linie ein gut gemachter Comic mit einigen sehr künstlerischen Momenten. In zweiter Linie ist dies ein Comic, der Gefühle auf perfekte Art und Weise transportiert. Und schlußendlich ist Frederik Peeters ein Meisterwerk der Erzählkunst. Besser und einfühlsamer hat sich vermutlich noch kein anderer Autor mit dem Thema HIV auseinander gesetzt.
Blaue Pillen
Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter
Verlag:
Reprodukt
Preis:
€ 20,00
ISBN 13:
978-3-938511-62-6
200 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Einfühlsame Geschichte
- Perfekt passende Zeichnungen
- Perfekter Transport von Gefühlen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(4 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 18.12.2006 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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