Comic-Besprechung - Largo Winch 24 - Das goldene Zentil

Geschichten:

Largo Winch 24 - Das goldene Zentil

Autor: Eric Giacometti

Zeichner: Philippe Franck

Übersetzerin: Resel Rebiersch

Story:

Nachdem Largo Winch und Jarod Manskind im letzten Band während eines Testflugs die Karman-Linie, also die Grenze zum Weltraum, überflogen hatten und die Sauerstoffzufuhr abriss, wird in diesem Band die Frage beantwortet, wer hinter diesem Sabotageakt und hinter der Messerattacke während der Modenschau steckt, sowie hinter dem fingierten Autounfall des Journalisten Tom Halbrow, der offensichtlich entdeckt hatte, dass es um den Deal und den Besitz der indonesischen Zinkmine ebenfalls noch ein Geheimnis gibt. Und dann wird auch noch, wer hinter den Aktivitäten der Naturschutz-NGO „We blue” steckt.

Meinung:

Nachdem Jean van Hamme seine Mitarbeit an der Serie mit dem Jubiläumsband 20 beendet hatte, einer Serie, die er ursprünglich zuerst selbst als Romanreihe, dann später mit Philippe Franck als Zeichner in Comicform in Szene gesetzt hatte, hat nun Eric Giacometti die Regie in Händen und mit dem vorliegenden Band 24 bereits den vierten Band und damit die zweite komplette Geschichte vorgelegt. Meiner Meinung nach macht er seine Sache sehr gut, ich spüre eigentlich keinen Bruch zu van Hamme, die Geschichten haben das gleiche hohe Niveau und immer noch die gewohnte Mischung aus Finanz- und Actionthriller, mit einem großen Abwechslungsreichtum zwischen Natur- und Stadtszenen, die mich in ihrer Ausarbeitung und ihrem Farbenreichtum stark an Andy Morgan von Hermann erinnern — aber in einer moderneren Form, quasi „verjüngt”. Auch der realistische Zeichenstil Francks erinnert stark an den frühen Hermann, natürlich vor dessen Verwendung der Couleur Directe. Auch in diesem Erzählzyklus werden wieder neue Technologien vorgestellt, diesmal Personen-Hoverboards und neue Weltraumfahrzeuge. Das, und der Bezug auf Zinkminen und solche für seltene Erden ist natürlich hochaktuell, und gibt dem Leser einmal mehr das Gefühl, dass die Autoren mit der Figur am Puls der Zeit sind. Auch das hat schon immer für mich den Reiz der Serie ausgemacht: sie war nie ein Abklatsch klassischer Actionabenteuer, sondern hatte immer das Flair des modernen, aktuellen. So mag ich meine Comics.

Die Zeichnungen von Philippe Franck sind natürlich wie gewohnt qualitativ sehr hochwertig, der Autorenwechsel ist von dieser Seite her absolut nicht zu bemerken (warum auch?). Seine Zeichnungen sind realistisch, mit feinem Strich, vielen Details, fehlerfreien Proportionen und gelungenen Seitenaufteilungen und Perspektiven. Das Einzige, dass man vielleicht kritisieren könnte, vor allem zum Beispiel im Vergleich zu Altmeistern wie Hermann, ist seine Farbgebung. Immer noch benutzt er die volle Farbpalette, die Seiten wechseln von einer Bonbonfarbe zur nächsten, ganz nach Umgebung und ohne kitschig zu sein — doch ich mag auch das, es gehört für mich zu diesem Zeichner und dieser Serie hinzu, und gibt den Seiten tatsächlich noch einmal mehr den Eindruck von etwas „Neuem”, im Gegensatz zu den Klassikern des Genres.

Die Zusammenfassung zu Beginn dieses Bandes, dem Abschlussband des Zweiteilers finde ich in sofern nicht gelungen, dass etwas mehr verraten wird, als tatsächlich bereits in Band 23 erzählt wurde. Diesen Spoiler hat man zwar nach den ersten drei Seiten des neuen Teils wieder eingeholt, hat mich aber doch ein bisschen geärgert. Mein Tip: nicht die Einleitung lesen, lieber direkt den letzten Band dazuholen, und beide direkt hintereinander geniessen — dann macht die Geschichte erst so richtig Spaß, und nicht umsonst veröffentlichen Schreiber & Leser ja auch direkt Doppelbände der Serie.

Fazit:

Wieder ein spannender Abschluss in dieser Serie mit zweibändigen Finanz- und Actionthrillern, in gewohnt hohem Niveau erzählt und gezeichnet. Noch immer eine der aktuellen Top-Serien, in hervorragender Qualität als Hardcover herausgegeben, und sehr zu empfehlen.

Largo Winch 24 - Das goldene Zentil

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Alles Gute!

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
3965821539

ISBN 13:
978-3965821538

48 Seiten