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Comic-Besprechung - Sprague

Geschichten:

Sprague

Autor: Rodolphe

Zeichner: Olivier Roman

Übersetzer: Tanja Krämling



Story:

Nachdem auf einem nicht näher benannten Planeten bereits vor geraumer Zeit die Ozeane verschwunden sind, plant der Rat der Stadt Goëm eine komplette Evakuierung. Als sie dies zufällig erfahren, machen sich die beiden Brüder Vivian und Niels auf eine Expedition, um herauszufinden, was wirklich hinter dieser enormen Dürre steckt, und ob man nicht etwas dagegen unternehmen kann. Zusammen mit dem blinden Kapitän O’Greg und dessen intelligenten Papagei machen sie sich auf einem Schiff auf Rädern auf den Weg, die Geheimnisse dieses Planeten zu erforschen.



Meinung:

Bei „Sprague” handelt es sich um eine Mischung aus apokalyptischer Endzeitvision einerseits, und einer reinen Abenteuergeschichte andererseits. Die Ausgangslage des unerklärlicherweise verdorrten Planeten erinnert mich an den vor kurzem erschienenen Doppelband „Negalyod” von Vincent Perriot, bei dem eine elitäre Kaste den Planeten schlichtweg „leergepumpt” hatte. Hier ist das Setting etwas anders, und ich möchte nicht allzuviel im voraus verraten, nur soviel: mich hat die Auflösung des Rätsels nicht komplett überzeugt. Die Kernidee der Science-Fiction besteht in der Tat darin, sich ein bestimmtes Setting auszudenken, ein „Was wäre wenn…”, und danach die möglichen Konsequenzen durchzuspielen, so, wie es die eigene Phantasie erlaubt. Das ist in Ordnung so, und das Einzige, auf das sich der Leser einstellen muss, ist, die Anfangssituation anzunehmen und weiterzulesen. Man muss den Anfang akzeptieren, und sich an den Folgen erfreuen, die daraus fast zwangsläufig zu folgen scheinen. Also Geschichten wie: „Was wäre, wenn Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte?” (woraus die spannende Serie „The Man in the High Castle” folgte) oder die zahlreichen Zeitreisegeschichten mit den darin einzeln abgehandelten Konsequenzen (wie: kann ich mich selbst in der Vergangenheit treffen, oder: was passiert, wenn ich eine Person töte oder eine Begebenheit verändere — ändert sich dann die gesamte Zukunft wie in „Zurück in die Zukunft”?). All diesen Geschichten, vor allem den Kurzgeschichten aus den 50er- und 60er-Jahren ist gemein, dass man nicht allzuviel über die technischen Hintergründe und die Absichten der Verursacher spekulieren sollte, denn hier begibt man sich sehr bald auf sehr dünnes Eis: wie will man eine Technik erläutern, die es de facto gar nicht gibt? Besser gar nicht. Und in diesem Band begibt sich Rodolphe mit seinem Lösungsversuch für das Geheimnis des Planeten und mit der Darstellung verwendeter Techniken und Technologien sehr nahe an den Bereich, wo ich finde, es ist ein bisschen schief gegangen. Die verwendete Technik ist nicht wirklich zu erklären, die Grenzen der Physik werden ein paarmal zu oft gebrochen, und die Absichten der Verursacher sind mehr als mysteriös, werden nur mit ein paar Sätzen, eher Floskeln begründet und laufen für mich daher ins Leere. Das fand ich ein bisschen schade.

Immerhin erlaubt es eben dieses Setting, eine sehr interessante und mysteriöse Welt zu schildern, mit ausgetrockneten Ozeanen, die jetzt riesige Wüsten darstellen, mit einer exotischen Fauna unbekannter Ungeheuer und schließlich mit Überresten technischer Bauten, die die Protagonisten in großes Staunen versetzen (während der Leser vielleicht bereits zu verstehen meint, was dahinter stecken könnte). Das ist interessant gemacht, und ein bisschen so, wie wir es von Rodolphe kennen, vor allem aus seinen Serien mit LEO (die „Kenya”-Zyklen, aber auch „TER” und „TERRA” oder „Morgen”). Doch irgendwie wirkt die Geschichte diesmal ein wenig unfertig, fragmenthaft, wie ein Entwurf, aus dem später einmal eine längere Serie werden würde. Was aber wohl gar nicht ginge, denn mehr als die vorliegenden Seiten gäbe der Stoff vermutlich nicht her, denn die Geschichte selbst ist durchaus zu Ende erzählt (auch wenn sie am Ende ein wenig holterdiepolter beendet wird). Es fällt mir schwer, meine Eindrücke näher zu erläutern, ohne schwer zu spoilern, was ich nicht tun will.

Dagegen sind die Zeichnungen durchaus als gelungen zu bezeichnen. Olivier Roman zeigt uns hier mit feinem Strich eine Zivilisation auf mittelalterlichem Niveau, die schließlich auf eine ihnen unbekannte Technologie stößt — doch nur sehr behutsam und begrenzt dargestellt wird. Im Grunde ist dies eine Seefahrer-, Piraten- und Abenteuergeschichte — lediglich mit Schiffen auf Rädern, wie riesige Strandsegler. Die Farbgebung besteht dabei hauptsächlich aus pastellartigen, hellen Tönen, was natürlich der meist etwas rötlichen Wüstenumgebung geschuldet ist, und sehr gut passt. Roman, der bisher zum Beispiel zusammen mit Richard D. Nolane eine der vielen „Harry Dickson”-Umsetzungen veröffentlicht hat, arbeitete bisher eher mit einer etwas plastischeren, dreidimensionalen Kolorierung (möglicherweise am Computer). Die Umstellung seines Stils bei diesem Buch passt aber diesmal auf jeden Fall besser zum Inhalt.

Am Ende des Bandes sind noch zehn Seiten mit Bleistiftskizzen zu Szenen- und Figurenentwürfen angehängt, was auf jeden Fall eine schöne Ergänzung darstellt.



Fazit:

Eine Abenteuer- und Seefahrergeschichte in einem Science-Fiction Setting, die mich am Ende nicht ganz überzeugt hat und ein wenig abrupt zu Ende geht. Die Charaktere sind sympathisch (wenn auch ein bisschen naiv), die Zeichnungen mit feinem Strich und sehr detailliert. Science-Fiction und Fantasy-Fans sollten durchaus einmal ein Blick hinein werfen.



Sprague - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Sprague

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 22,00

ISBN 10:
3987211369

ISBN 13:
978-3987211362

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Interessante Ausgangssituation.
  • Gelungene, feine Zeichnungen.
Negativ aufgefallen
  • Die Auflösung des Settings überzeugt nicht recht.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.75
(4 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 18.01.2024
Kategorie: Alben
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