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Comic-Besprechung - Adele Blanc-Sec Sammelband 3

Geschichten:

Adele Blanc-Sec Sammelband 3
(Alles Monster, Das Geheimnis der Tiefe, Das teuflische Labyrinth, Das Baby im Park Buttes-Chaumont)
Autor / Zeichner / Colorist: Jacques Tardi



Story:

Den ersten Weltkrieg hat die Autorin Adele Blanc-Sec im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. Nun will sie eigentlich nur noch ihre Romane schreiben und hat die Nase voll von Monstern und makabren Fällen. Doch alte Freunde und Feinde haben sie nicht vergessen und so wird Adele wieder mit Monstern, Mutationen, Verbrechern und absurden Situationen konfrontiert.



Meinung:

Der dritte Band der Gesamtausgabe von Die Abenteuer der Adele Blanc-Sec, der offiziell nur als Adele Blanc-Sec Sammelband fungiert, beinhaltet die letzten vier Abenteuer der Serie. Vor kurzem erst ist der letzte Band einzeln erschienen und es ist sehr lobenswert das der deutsche Verlag dieses auch im Sammelband mit veröffentlicht. An der Ausstattung gibt es nichts zu rütteln: stabiles Hardcover, Lesebändchen und auch das redaktionelle Vorwort ist sehr interessant ausgefallen. Es beleuchtet etwas die Hintergründe und zeigt auch auf, warum Jaques Tardi nach mehrjähriger Pause die Reihe um seine Heldin beendete. Unwiderruflich übrigens, wobei es doch Platz lässt, dass sich vielleicht einst andere Autoren und Zeichner des Charakters annehmen könnten.

Erstaunlich ist übrigens das trotz mehrjähriger Pause der Abschlussband so nahtlos das vorhergehende Abenteuer weiterführt. Der Band hatte keinen runden Abschluss und das Finale knüpft nahtlos an. Gut, es werden nicht alle offenen Fragen geklärt, aber das ist im Grunde eines der Prinzipen der Serie und dürfte manche befremden. Bei  Die Abenteuer der Adele dürfte sich die Leserschaft immer schon gespalten haben. Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Was natürlich vor allem daran liegt, dass Tardi gegen Konventionen verstößt. Zwar gibt es Pulp-Elemente zu Hauf was immer wieder äußerst schräg wird und ganz den Konventionen der Trivialliteratur entspricht und auch Rückgriffe auf das Fin de Siecle nimmt. In doppelter Hinsicht: zum einen spielen die Abenteuer in der Zeit, zum anderen nutzt Tardi Themen die in damaligen Büchern und Groschenromanen beliebt waren. Etwa zum Leben erwachende Mumien was insbesondere durch die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun eine Renaissance erlebte. All diese Elemente wie lebende Mumien, wiedererwachte Dinosaurier, Monster, maskierte Verbrecher, etc., kommen vor. Aber Tardi bietet seiner Leserschaft keine glatte Oberfläche, um rein das Abenteuer zu genießen. Wer also reinen Eskapismus sucht, wird hier immer wieder enttäuscht werden, obwohl die Elemente vorhanden sind. Was übrigens in der Verfilmung dann geboten wurde. Dort beschränkte man sich auf die Oberfläche des Abenteuers, was vollkommen legitim ist und mit der bezaubernden Louise Bourgoin in der Titelrolle ein reines Vergnügen war.

Tardi ist aber ein sehr postmoderner Erzähler und unterläuft immer wieder seine Themen. Sie versanden regelrecht im surrealistischen Spiel mit Zitaten und münden weniger in spannungsgeladener Action denn in einem absurden Humor. Als Beispiel sei hier nur die Szene in einer Bar genannt. Die Protagonisten wissen nun alle, dass bestimmte Medikamente und eine Weinsorte Mutationen verursachen. Jeder von ihnen offenbart schon  solche Mutationen und den Charakteren wachsen Tentakeln aus den Köpfen. Aber anstatt das nun Horror a la Lovecraft oder Action beginnt, bleiben sie in der Kneipe sitzen und trinken während die Tentakel ein Eigenleben führen. Als ein Polizist in die Bar kommt, um die Gangster in der Bar festzunehmen, wird der komplett ignoriert und es gibt einen Running Gag wie er immer wieder versucht auf sich aufmerksam zu machen. Es ist surreal, absurd, witzig und doch geschieht eigentlich nichts.

Wer gerade amerikanische actionbetonte Comics liebt, wird hier enorme Schwierigkeiten haben, da fast alle Hintergründe und Taten im Grunde nicht gezeigt, sondern im Dialog erzählt werden. Es hat mehr Elemente vom Theater denn vom Film in sich. Aber das macht auch den schrägen Charme der Serie aus und hat zu ihrer Berühmtheit und dem Status eines Klassikers geführt. Und der Abschluss unterstreicht dieses wunderbar. Insofern ist der dritte Band der Sammelausgabe dringendst empfohlen.



Fazit:

Der dritte Band der Gesamtausgabe beinhaltet die letzten vier Abenteuer, also auch das aktuellste, und schließt die Serie ab. Das postmoderne surreale absurde  Spiel mit Genrekonventionen hat die Serie schon längst zu einem Klassiker werden lassen was dieser Band nachdrücklich unter Beweis stellt.



Adele Blanc-Sec Sammelband 3 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Adele Blanc-Sec Sammelband 3

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 39,80

ISBN 10:
3965821156

ISBN 13:
978-3965821156

216 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Postmoderne pur
  • Bruch mit Konventionen
  • Surreal und absurd voller Humor
Negativ aufgefallen
  • manchmal geschieht zu viel im Dialog und nicht in der Tat
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 25.04.2023
Kategorie: Alben
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