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Comic-Besprechung - Liv Strömquists Astrologie

Geschichten:

Liv Strömquists Astrologie
Autorin / Zeichnerin / Coloristin:  Liv Strömquist



Story:

Die Astrologie, also der Glaube daran das die Sterne unseren Charakter und die Geschehnisse beeinflussen, ist fast so alt wie die Menschheit.  Strömquist stellt die einzelnen Sternzeichen und ihre Charateristika auch anhand historischer Personen vor und schildert welche Elemente gut zusammenpassen. In einem separaten Teil wird untersucht, warum Menschen an Astrologie glauben und warum sie einen Boom erlebt.



Meinung:

Liv Strömquist ist mit ihren gesellschaftskritischen Comics auch in Deutschland extrem erfolgreich und ihre Bände zählen, laut dem Verlag, zu den meistverkauften  Graphic Novels in Deutschland. Was schon enorm ist, da ihre Bücher ja keine Fiktion sind, also nicht auf einen unterhaltenden Faktor angelegt sind. Sie sind durchgängig kritisch, philosophisch und regen zu Diskussionen an, wenn der Finger auf Wunden der Gesellschaft gelegt wird und einige aktuelle Entwicklungen historisch eingeordnet werden. Zeichnerisch sind die Bände zumeist sehr rudimentär gehalten und das Personal könnte stilistisch auch aus Cartoons stammen. Jedenfalls ist den Zeichnungen deutlich weniger Sorgfalt gewidmet als dem Text. Aber der ironische Ton, das teilweise satirische macht die Bände extrem lesenswert ohne den philosophischen und soziokulturellen Inhalt zu schmälern. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was Strömquist sagt, aber wenn ihre Bücher zu Diskussionen einladen, ist das Ziel ja auch schon erreicht weil die Leserschaft die Gesellschaft und sich selber zu hinterfragen beginnt. Insofern ist der Erfolg wirklich ein Phänomen und auch verdient.

Wenn nun das nächste Comic Liv Strömquists Astrologie heißt, so runzelt man doch etwas verwundert die Brauen. Astrologie? Das liegt doch nun so gar nicht auf der thematischen Ebene von Strömquist. Man denke nur an einen der letzten Bände, Ich fühl`s nicht, wo es um den Narzissmus in unserer westlichen Gesellschaft ging und wie die Menschen dadurch zunehmend beziehungsunfähig werden. Und jetzt ausgerechnet Astrologie?

Gut, der Glaube daran, dass die Sterne unser Leben bestimmen, nimmt in letzter Zeit zu und es gibt einen Boom. Also wie geht Strömquist da ran? Brav. Und das überrascht und enttäuscht doch zugleich. Sie stellt die einzelnen Sternzeichen vor mit ihren Eigenschaften und Charakteristika. Also nichts Neues und in jedem esoterischen Astrologiebuch nachzulesen. Der ironische und cartooneske Strich gibt dem ganzen etwas Ironie, aber Strömquist scheint ihr Thema doch ernst zu nehmen. Man ist etwas skeptisch zurückhaltend, wobei die ausgewählten Beispiele unterhaltsam sind. In kurzen Abrissen werden einzelne (historische) Personen vorgestellt und welcher ihrer Charakterzüge etwa durch ihr Sternzeichen erklärt werden könnte. Abschließend gibt es noch ein Kapitel welche Sternzeichen, oder besser gesagt: welche Elemente die den Sternzeichen zugeordnet sind, am besten zueinander passen. Auch hier nimmt Strömquist reale Beispiele. Das ist unterhaltsam, aber hat nicht viel Substanz und wer der Astrologie kritisch gegenübersteht wird hier sehr befremdet sein.

Aber, und das ist groß geschrieben: zu der deutschen Ausgabe hat Strömquist exklusiv 30 zusätzliche Seiten geschrieben und gezeichnet. Auf diesen Seiten wird die Frage gestellt warum sich Menschen eigentlich zu der Astrologie hingezogen fühlen und warum sie derzeit eine solche Renaissance hat. Die Auswahl der Meinungen ist begrenzt und die Hauptthesen entstammen dem berühmten Aufsatz von Theodor W.  Adorno, der aber auch schon aus den 1950ern stammt. Aber immer noch aktuell ist. Die Kernthese besagt das Horoskope und Astrologie Sicherheit und Gewissheiten bieten in einer Zeit die man nicht mehr überblicken kann. Sprich: in Krisenzeiten wo man sich zunehmend hilflos und sich ausgeliefert fühlt, ist es beruhigend seine Stärken und Schwächen durch Sternzeichen bestätigt zu fühlen und Missgeschicke sich nicht selber zuschreiben zu müssen, sondern dem Einfluss der Sterne. Die Astrologie bietet also einen Anker. Wobei es paradox ist: man fühlt sich hilflos und um sein Selbstbild zu stärken oder zu verteidigen unterwirft man sich wiederum Einflüssen denen man nichts entgegensetzen kann. Diese Extra-Seiten  bieten also wieder eine kritische Analyse des gesellschaftlichen Zustands und so dürften sie den Fans entgegenkommen.

So kommt es zu dem Paradox das sowohl Freunde als auch Gegner der Astrologie hier zum Zuge kommen. Aber warum hat Strömquist das Buch gemacht? Wie sie selber schreibt: Astrologie macht Spaß.



Fazit:

Fans werden etwas enttäuscht sein, da kaum etwas Neues geboten wird was man nicht schon zu den Sternzeichen kennt. Es ist zwar unterhaltsam zu lesen, aber eindeutig das bislang schwächste Buch der Bestseller-Autorin.



Liv Strömquists Astrologie - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Liv Strömquists Astrologie

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 22,00

ISBN 10:
3964450944

ISBN 13:
‎ 978-3964450944

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ironie
  • Untersuchung warum Menschen zur Astrologie greifen
  • Kurze Viras historischer Personen
Negativ aufgefallen
  • esoterisches Thema zu ernst genommen
  • kaum Mehrwert
  • Thema
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 29.04.2023
Kategorie: Independent
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