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Comic-Besprechung - Phobos — Band 1: Der Flug der Entbehrlichen
Geschichten:Phobos — Band 1: Der Flug der Entbehrlichen
Autor: Victor Dixen
Zeichner: Eduardo Francisco
Übersetzer: Marcel Le Comte
Story:
In einer nicht allzu fernen Zukunft ist die NASA pleite und hat ihr gesamtes Raumprogramm, einschließlich der Halbinsel Cape Canaveral, Raumschiffen, Raketen und Raumstationen, sowie einer bereits auf dem Mars errichteten Station, an eine Privatfirma verkauft. Zwei Gruppen von jeweils sechs Teenagern werden ausgewählt, um den Mars zu besiedeln. Zu Werbezwecken, und um durch dieses Event mehr Geld zu generieren, wird dies Alles als große Dating-Show im Weltall Big-Brother-mäßig live übertragen, und die Kandidaten selbst ahnen nicht, dass sie Teil eines abgekarteten Spiels sind, denn die Raumstation auf dem Mars ist nicht operational, und die Absichten der Firma sind alles Andere als ehrenhaft.
Meinung:
Dies ist die grafische Umsetzung der international erfolgreichen Phobos Science-Fiction-Serie des Autors Victor Dixen, die bisher noch nicht auf deutsch erschienen ist. Dixen lebt inzwischen als Franzose in den USA, und wie er in einem Interview am Ende des Bandes selbst sagt, ist dies sein erster Ausflug in die Welt der Comics — und er ist meiner Meinung nach mindestens mal ambivalent ausgefallen.
Der extreme Themen-Mix hört sich auf den ersten Blick noch sehr ambitioniert und originell an: die NASA ist privatisiert, Big Brother, Speed-Dating, Besiedlung des Mars, und Teenager im Weltraum miteinander vermischt — da kann man durchaus neugierig werden. Doch leider gibt es nach dieser Ausgangssituation, die doch recht schnell erzählt ist, keine weitere Handlung. Alles konzentriert sich auf die doch sehr effekthascherischen Speed-Dating Termine, der Autor selbst verrät uns bereits auf den ersten Seiten die gesamten Hintergründe der Story und es gibt im Prinzip keine Geheimnisse mehr. Und so zieht sich der Lesefluss doch sehr in die Länge — zumal die detaillierte Darstellung der Speed-Datings eigentlich auch nur offenbart, dass die Kandidaten und Kandidatinnen offensichtlich noch einen Grad naiver (oder sogar dümmer) sind, als man anfangs glaubte. Der beinahe schon krampfhafte Versuch des Autors, uns weismachen zu wollen, dass diese Kinder ja eigentlich bereits starke Persönlichkeiten seien, funktioniert dann umso weniger, wenn wir erfahren, dass sie durch die Bank mit irgendwelchen Geheimnissen im Gepäck in dieses Abenteuer gestartet sind, und glaubten, sie könnten körperliche Gebrechen und Anderes in so einer beschränkten Umwelt, permanent live gefilmt, vor irgendwem geheim halten. Das passt so nicht und macht keine der Figuren wirklich sympathisch sondern fordert geradezu zum fremdschämen auf. Auch sein Hinweis, er habe sich bei dieser Umsetzung quasi als Filmregisseur gesehen, und wolle das gesamte Ambiente möglichst realitätsnah umsetzen und sich dabei an großen und bekannten Science-Fiction-Filmen wie „2001” orientieren, geht bei mir nicht auf: die dargestellte Großräumigkeit des Raumschiffs hat bei mir eher eine Irritation hervorgerufen; von der Nähe zu COVID-Quarantänen im wirklichen Leben, die zeitgleich zur Erstellung dieses Bandes aufgetreten sind, habe ich eher nichts bemerkt. Und der Hinweis Dixens im Interview, dass es bisher noch keine Möglichkeit gibt, den Mars auch wieder zu verlassen, was ja auch die Ausgangssituation dieses Buches ist, wirft doch eher die Frage auf: warum sollten diese zwölf Teenager sich auf so eine Kamikaze-Reise begeben? Um mit zwölf Menschen einen Planeten zu besiedeln und später zu bevölkern? Echt jetzt? Das passt irgendwie alles nicht zusammen, doch ist die Geschichte ja wohl als Buch zu einer ganzen Serie mit mindestens sechs Teilen und Spin-Offs geworden — vielleicht hat der Autor ja noch etwas in petto und kann uns mit den folgenden Bänden überraschen. Doch an seiner Erzählweise sollte er noch feilen, zumindest hier im Comic wirkt das alles ein bisschen zu lahm. Das liegt allerdings keinesfalls an den Zeichnungen, die sind sehr gelungen, sehr detailliert und ein bisschen ein Genremix aus US-Comics und Bandes Déssinées. Während der Brasilianer Francisco bisher Comics im US- und britischen Raum veröffentlicht hat, und auch für Film und Fernsehen arbeitet, hat er es hier geschafft, sich den europäischen Lesegewohnheiten anzunähern. Die Seiten wirken keineswegs wie Vergrößerungen eines US-Comics auf das (angenehm große) Splitter-Format, sondern wurden offensichtlich direkt um eine Panelreihe in der Höhe erweitert, sodass die für uns so gewohnten Panel- und Seitenaufteilungen entstanden sind, die man ja allgemein kennt, und die eben anders wirken als die meist kleineren US-Comics.
Man sollte der Serie wohl noch eine Chance geben, sich zu steigern — der erste Band allein hat mich noch nicht überzeugt.
Fazit:
Dies ist der Auftakt zur grafischen Umsetzung einer als Roman erfolgreichen Science-Fiction-Serie. Der erste Band hat einige erzählerische Schwächen — vielleicht wird der Zweite besser?

Phobos — Band 1: Der Flug der Entbehrlichen
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 18,00
ISBN 10:
3967922960
ISBN 13:
978-3967922967
72 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Sehr gute Zeichnungen, überraschenderweise kein reiner US-Stil.

- Wenig Handlung.
- Unglaubwürdige Geschichte.
- Schwache Charaktere.

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 05.12.2022 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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