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Comic-Besprechung - Conan der Barbar 2

Geschichten:
Conan the Barbarian 7 - 12
Autor:
Brian Wood
Zeichner: Becky Cloonan, Vasilis Lolos, Declan Shalvey
Farben: Dave Stewart

Story:
Die Zeiten auf See mit seiner Belit muss Conan unterbrechen. Es drängt ihn darauf in seine Heimat zurückzukehren, das karge Cimmeria, wo ein Krieger mit eisernem Wolfshelm behauptet Conan zu sein und dabei plündernd und brandschatzend durch die Lande zieht. Nicht nur muss sich Conan hier einem Erbe aus seiner Vergangenheit stellen, sondern auch Belit, die ihn begleitet, ihren eigenen Dämonen. Auf See mag sie eine Königin sein, doch in Cimmeria ist sie nicht einmal ein kleiner Fisch.

Aber auch auf See lauern Gefahren, die den Stärksten oder die Stärkste in die Knie zwingen können. Als sich eine mysteriöse Krankheit auf dem Schiff ausbreitet, schickt Belit ihren Conan fort, damit dieser nicht selbst erkrankt und sie auf der Höhe ihrer Zeit in Erinnerung behält. Hin und her gerissen zwischen dem deutlichen Wunsch Belits und seinem Drang ihr zu helfen, gerät Conan immer mehr in Verzweiflung. Am Ende muss er so oder so einen hohen Preis zahlen.


Meinung:
"Im Glauben meines Volkes gibt es keine Hoffnung, weder für das Heute noch auf ein Leben nach dem Tode. In diesem Leben kämpfen und leiden die Menschen vergebens und finden ihre Freude nur im Wahnsinn der Schlacht. Und wenn sie sterben, wandern ihre Seelen für alle Ewigkeit durch ein graues Nebelreich mit tief hängenden Wolken und eisigen Winden."

So beschreibt Conan seiner Geliebten Belit in der Originalgeschichte Die Königin der Schwarzen Küste von Robert E. Howard seine Heimat. Während sie von Howard allerdings nie an diesen rauen und unerbittlichen Ort geführt wird, nimmt Brian Wood den Anlass wahr und bringt die hypnotisch schöne Piratenkönigin in ein ihr absolut fremdes Element: den kalten Norden Cimmerias. Aus diesem Gegensatz gewinnt die Episode ihren besonderen Reiz und tritt zu Recht neben der Verfolgung eines bösartigen Doppelgängers von Conan in den Vordergrund.

Während sich Conan wieder in seinem Element fühlt, wird Belit vor eine Prüfung ihres Charakters und ihrer Liebe zu Conan gestellt. Zum ersten Mal wird ihr klar, dass der Mann an ihrer Seite auch ein Fremder ist, dessen Herkunft und Sitten sie nicht nachvollziehen kann. Die Königin der Schwarzen Küste ist in Cimmeria nicht viel mehr als eine verzärtelte Magd, nicht einmal gut genug einen Hof zu führen. Belit dachte sie sei unwiderstehlich und der Fels in der Brandung, doch das Land der Barbaren ist ein härterer Schleifstein, als es die See je sein konnte. Und auf einmal fühlt sie sich nutzlos und in den Augen Conans unbedeutend.

Brian Wood fährt wieder zweigleisig und lässt die Geschichte zum einen von einem Erzähler präsentieren, zum anderen durch die Aktionen der Figuren selbst. Für die erste Geschichte Blinder Zorn, der Kapitel 1 bis 3, funktioniert das bis zum Ende hin sehr gut, gerade auch weil er in den vielen Captions den Ton der Vorlage, sprich Robert E. Howard, gut trifft. Auch bietet sich die Auseinandersetzung Belits mit ihren Zweifeln gegenüber sich und Conan dafür sehr gut an. Die Schwäche kommt dann aber bei dem eigentlichen Hintergrund für Conans Anwesenheit in Cimmeria zum Tragen, nämlich dass er einen Doppelgänger jagt, der in seinem Namen raubend und mordend durch die Lande zieht. Insbesondere das eigentlich  actionreiche kommt hier zu kurz und der Kampf mit seinem Gegenspieler birgt wenig Dramatik in sich. Allein das Conan hier mit einer Sünde aus seiner Vergangenheit konfrontiert wird und eine Erfahrung macht, die zu seinem Reifeprozess beitragen wird, entschädigt dann für den etwas schwachen Abgang.

Ein solcher Boni fehlt der zweiten Geschichte des Bandes mit dem nüchternen Titel Der Tod. Hier wirkt sich die Erzählweise über die Captions eindeutig als Nachteil aus. Die Geschichte bietet selbst nicht viel Tempo, welches durch den Off-Erzähler dann nochmals gedrosselt wird. Conan brütet fast drei Kapitel vor sich hin und macht sich Sorgen um die erkrankte Besatzung der Tigerin und vor allem seine geliebte Belit. Der Tod schwebt nicht nur über den Figuren, sondern ebenso über der Spannung, die sich trotz der dramatischen Umstände einfach nicht einstellen will.

Ein gänzlich schlechter Eindruck will aber nicht bleiben. Conan wird, vermutlich auch dank der Verkörperung durch Arnold Schwarzenegger im Kino, oftmals als ein etwas tumber Schwertkämpfer empfunden, der sein Handwerk versteht und eine gewisse Tücke hat, aber selten zu tiefsinnigeren Reflektionen fähig ist. Einen solchen Conan finden wir in Conan der Barbar von Brian Wood gerade nicht. Die Agilität der Jugend verbindet sich hier mit einem beständigen Reifeprozess, der Conan vor Augen führt, dass mit reiner Kraft und unnachgiebigen Willen nicht alles gewonnen ist. Er lernt die Ohnmacht vor dem Schicksal kennen und ergründet dabei auch sein eigenes Innere, welches längst nicht so verschlossen ist, wie es seine Erziehung in dem unerbittlichen Cimmeria vermuten lassen würde. Auch dass er trotz seiner, für das Alter, vielen Erfahrungen eben noch nicht alles weiß und gerade wenn es darauf ankommt, nicht immer die richtige Antwort oder Handlungsweise parat hat.

Wood könnte man hier höchstens vorwerfen, dass es ihm nicht immer gelingt, diese Entwicklung und Introspektive spannend und unterhaltsam zu erzählen. Für sich genommen mag der andere Blickwinkel auf Conan interessant sein, aufregend oder dramatisch ist er deshalb keineswegs.

Die verschiedenen an dem Band beteiligten Künstler haben, wie sollte es auch anders sein, jeder so seine Stärken und Schwächen. Eine Erkenntnis, die keinen überraschen wird. Trotz dessen blenden die einzelnen Stile, gerade in den ertsen drei Kapiteln, sehr natürlich ineinander über. Becky Cloonan, die schmählicher Weise auf dem Cover gar nicht genannt ist, und Vasilis Lolos gelingt es insbesondere einen Conan zu zeichnen, dem man seine Kraft und Geschicklichkeit ebenso ansieht, wie - besonders wichtig - seine Jugend. Declan Shalveys Version nähert sich dagegen mehr dem klassischen Äußeren des Barbaren und speckt ihn lediglich etwas ab. Trotzdem bleibt eine gewisse Grobheit in den Zügen und etwas zu viel Masse im Körperbau. Von letzteren Zeichner findet sich übrigens ein ausführliches Interview am Ende des Bandes.

Conan der Barbar 2 bietet etliche Zerreißproben für die Liebe zwischen Belit und Conan. Die spannendste findet sich gleich zu Anfang, die schwerste dagegen zum Ende. Im Gegensatz zum ersten Band tritt die Action mehr in den Hintergrund. Dafür gerät der Charakter Conans mehr in den Vordergrund und es werden seine Unsicherheiten gezeigt, die bisher selten bei den Abenteuern des Barbaren Thema waren.


Fazit:
Die von Brian Wood kreierten Abenteuer des jungen Conans gewinnen ihre Spannung nicht so sehr aus den Kämpfen und dem ewigen Schema Gut gegen Böse, sondern aus den Perspektiven die sich aus dem Innenleben des Barbaren ergeben. So entsteht nicht nur ein gänzlich neues Bild des jungen Conan, sondern man sieht auch den klassischen Conan mit anderen Augen. Eine mutige Herangehensweise, die mit manch Althergebrachten bricht.


Conan der Barbar 2 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Conan der Barbar 2

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-86201-739-3

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein Conan, wie wir ihn bisher nur wenig kennen
  • Belit nicht in ihrem Element
  • Reifeprozess eines Barbaren
Negativ aufgefallen
  • Off-Erzähler drosselt in 2ter Hälfte die Spannung
  • Shalveys Conan nicht "jung genug"
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 10.12.2013
Kategorie: Conan
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