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Comic-Besprechung - X-Men Sonderband: Age of X 1

Geschichten:
Age of X Prolog
Autor:
Mike Carey
Zeichner: Mirco Pierfederici, Gabriel Hernandez Walta, Carlo Barberi, Paco Diaz, Paul Davidson
Tusche: Walden Wong, Paco Diaz, Paul Davidson
Farben: Mirco Pierfederici, Gabriel Hernandez Walta, Antonio Fabela, Matt Milla, Brian Reber

Age of X, Chapter 1 - 4
Autor:
Mike Carey
Zeichner: Clay Mann, Steve Kurth
Tusche: Jay Leisten, Allen Martinez
Farben: Brian Reber

Story:
Die Menschheit hat wieder einmal ihren Hass auf die Mutanten ausgelebt. Diejenigen, die den Massenvernichtungen nicht entkommen konnten, finden sich in Magnetos Festung ein, um den letzten Kampf um ihr Überleben auszutragen. Trotz des gemeinsamen Feindes bilden die Mutanten aber keine geschlossene Einheit und bald müssen einige von ihnen feststellen, dass die Feste einiges an Geheimnissen vor ihnen verbirgt. Als sich die Mutantin Legacy auf den Weg in die Eingeweide des Gebäudes macht, entdeckt sie nicht nur gefangene Mutanten, sondern auch etwas, was ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringen könnte. Nicht lange und schon hat sie plötzlich die gesamte Festung gegen sich.


Meinung:
Dystopien und X-Men gehen zusammen wie geschnitten Brot und Butter. Day’s of Future Past, House of M, Age of Apocalypse und manch andere. Jetzt kommt noch Age of X hinzu, welches sich gerade an der letztgenannten Dystopie orientiert. Man könnte fast nostalgisch werden, denn das apokalyptische Zeitalter markierte die ersten Schritte Paninis auf dem Comic-Markt – anno dazumal. Für alle anderen, die später kamen, gab es dann 2008 eine Neuauflage. Die Parallelen zu diesem, in seiner Qualität selten wieder erreichten Großereignis sind dann auch von Anfang an zu spüren.

Den Reiz des „Was wäre wenn“, nichts anderes waren ja nahezu die bisherigen Alternativ-Zeitlinien, macht es aus, vertraute Charaktere anders zu erleben, alternative Lebensläufe für sie zu entwerfen und mal zu schauen, wie sie sich dann so schlagen. Auch Autor Mike Carey geht jetzt diesen Weg und wieder einmal stehen die Mutanten kurz vor der Auslöschung. Auf der gesamten Welt werden die Mutanten gejagt, sterilisiert, getötet. Auf der gesamten Welt. Nein, eine kleine Bastion von Mutanten verbleibt. Unter der Führerschaft von Magneto fechten sie jeden Tag aufs Neue den Kampf um ihr Überleben aus. Die Kräfte des Feindes erlahmen nicht und werden erst Ruhe geben, wenn die Festung der Mutanten vom Erdboden getilgt ist. Schaut man der Geschichte auf die Knochen erinnert sie einen ja irgendwie an Asterix & Obelix, wo ja ein ähnliches (inzwischen wohl klassisch zu nennendes) Schema Anwendung findet.

Bis es für den Leser allerdings soweit ist, den neuen Status Quo zu ergründen, führt Mike Carey erst einmal in diese neue und wieder einmal düstere neue Zukunft ein und zwar an dem Ort, wo man natürlicherweise (glaubt man dem Klischee aus den amerikanischen Filmen) zum Erzählen von Geschichten kommt: einem Lagerfeuer. Die folgenden Erzählungen handeln von etwas anderen Mutanten, als den bisher bekannten ... oder nicht? Basilisk (in der normalen Realität auch Cyclops genannt), Cannonball & Husk, Wolverine und Magneto. Ach ja, geht es ihnen allen schlecht. War ja zu erwarten. Gerade die Episode mit Magneto führt gleich in die Haupt-Story ein und erklärt, wie er seine riesige Festung erbauen konnte, die zur letzten Zuflucht für genetisch Eingeschränkte werden wird.

Gleich da könnte man sich fragen, ob eine stationäre Festung das Sinnvollste ist, um das Fortbestehen der Mutanten-Rasse zu garantieren. Auf der anderen Seite haben sich die Verbliebenen vielleicht bereits damit abgefunden, dass sie bloß Rückzugsgefechte führen und ihr Ende unausweichlich ist. Oder könnte es einen weiteren Grund für dieses „Arrangement“ geben? Die Festung könnte jedenfalls stabiler sein. Aus dem Aspekt des Designs mag das Prinzip umgekehrter Kegel Sinn machen, aus statischen Gesichtspunkten wird wohl aber jeder Architekt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Und was passiert, wenn Magneto schläft? Darüber können sich die Nerds ihren Kopf zerbrechen.

So wie der Apfel von innen fault, wird nicht mangelnde Statik, sondern die innere Dynamik wahrscheinlich den weiteren Zerfall und Untergang der letzten Mutanten heraufbeschwören. Im Gegensatz zum äußeren Anschein stehen die Mutanten nicht als geeinte Front, sondern im Laufe der Geschichte stellt man fest, dass innerhalb der Festung Mutanten gefangen gehalten werden, weil sie angeblich eine Gefahr für den Widerstand darstellen. Kitty Pryde zum Beispiel oder Charles Xavier! Ab da beginnt man sich zu fragen, was Magneto eigentlich für Geheimnisse verbirgt oder wer der wahre Beherrscher der Feste ist. Schließlich macht sich Legacy – die Rouge des regulären Universums und dank ihrer Kräfte lebendes Gedächtnis der Mutanten – auf die Suche nach Antworten und sieht sich alsbald erheblichen Hindernissen ausgesetzt. Und als sie zum Kern des Problems vorzustoßen beginnt, öffnet sich plötzlich die Büchse der Pandora mit noch mehr Fragen.

Bei den Zeichnern der ersten Ausgabe von Age of X geht es rauf und runter. Die Spitze bilden eindeutig Mirco Pierfederici und Clay Mann. Pierfederici mag nicht den Innovationspreis für kreatives Paneling bekommen, aber seine schon nahezu gemalten Zeichnungen sind echte Hingucker und einfach wunderbar stimmungsvoll. Clay Mann versucht sich dagegen an einer Kopie oder Anlehnung an den Stil Olivier Coipel und macht seine Sache gar nicht mal schlecht. Die Figuren und Szenen wirken vielleicht nicht immer so gefestigt, dennoch fängt Clay Mann die Figuren und Szenen gut ein. Bedauerlicherweise hat er Steve Kurth als Kompagnon an Age of X, der einfach nicht mit ihm mithalten kann. Die Hintergründe und Szenen sind eher mittelmäßig und nicht schön ausgearbeitet. Am Schlimmsten sind Kurth jedoch die Figuren geraten, die extrem bemüht aussehen. Die Anatomie will ein ums andere mal nicht passen und man meint schon den Zeichner dabei zu sehen, wie er die anatomische Gliederpuppe irgendwie postierte und dann einfach abzeichnete. Schlechter getroffen sind da bloß noch die Gesichtsausdrücke, die seltsam fremd und unausgewogen wirken.

Im Intro kommen weitere Zeichner zur Geltung, von denen allerdings keiner groß herausragt. Carlo Barberis Cannonball & Husk ist arg gewöhnlich geraten und orientiert sich zu sehr am unteren Mainstream. Interessanter ist da schon Gabriel Hernandez Waltas Basilisk-Story, aber man muss den Stil schon sehr mögen. Paul Davidson verliert sich in seinen Schwarzflächen und stark ausdruckslosen Zeichnunge, während Paco Diaz gefälligen Durchschnitt bietet. Ihnen allen kommt nicht zugute, dass ausgerechnet Mirco Pierfederici die einzelnen Abschnitte einrahmt. Da können sie nur gegen abfallen.

Ob Age of X eine ähnliche Faszination wie Age of Apocalypse erzeugt und man über die Serie ebenfalls Jahre danach noch spricht, hängt eindeutig davon ab, wie sich die Geschichte im zweiten Teil entwickelt. Das Konzept ist noch nicht an allen Ecken rund, weshalb der gnadenlose Daumen der Kritik sowohl nach oben, als auch wieder nach unten pendeln kann. Fürs erste wurde aber genug Interesse geweckt, dass man gerne auf den Zug aufspringt und sich bis Band 2 tragen lassen will. Godspeed, Age of X!


Fazit:
Ein interessantes Event mit alten Charakteren in neuem Gewande. Schade, dass sich der Hauptteil der Geschichte auf die Festung konzentriert und man diese neue Alternativ-Welt hauptsächlich durch Fact-Files dargeboten bekommt. Aber vielleicht tröstet das Finale darüber hinweg. Denn eines ist klar, es ist nicht alles, wie es scheint und die Menschen vielleicht gar nicht mal der wirkliche Feind der Mutanten.

X-Men Sonderband: Age of X 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

X-Men Sonderband: Age of X 1

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 14,95

ISBN 10:
4-192401-214950

132 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Age of X verbeugt sich vor berühmten "Vorgänger"
  • Zeichnungen von Pierfederici und Mann
  • alte Charaktere ganz neu
  • Festung birgt Geheimnisse
Negativ aufgefallen
  • sehr an eine Lokalität gebunden
  • andere Zeichner teilweise untere Durchschnittsware
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 22.02.2012
Kategorie: X-Men
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