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Comic-Besprechung - Der Planwagen des Thespis 1: Shakespeare und Muerte Kid

Geschichten:

Shakespeare und Muerte Kid (Originaltitel: „Le Chariot de Thespis 1 “)

Autor: Christian Rossi, Zeichner: Christian Rossi, Kolorist: Christian Rossi



Story:
Wir sind in den Südstaaten. Im Winter 1864 dauert der Sezessionskrieg der Vereinigten Staaten von Amerika bereits drei lange Jahre an. Das Land ist gespalten. Die Konföderierten aus dem Süden gegen die Yankees aus dem Norden. Mittendrin der 16jährige Drustan, der mehr Augen für seine geliebte Freundin Virginia hat, als für die Brutalitäten des Civil Wars.

Der Alltag holt ihn jedoch jäh ein, als Soldaten über die Baumwollfelder reiten und die Plantage seines Vaters behelligen. Eine neue Offensive gegen die vermaledeiten Nordstaatler ist geplant. Da müssen alle ran, die ein Gewehr halten können. Auf das Alter kann keine Rücksicht genommen werden. Drustans Vater erwartet von ihm, dass er seiner Pflicht nachkommt. Er selber aber hat keine Lust, minderjährig als Kanonenfutter zu enden. Die Situation eskaliert, als der schwarze Dienstsklave Matt dem Jungen zu Hilfe kommt und dem herrischen Mann in der grauen Uniform des Genick bricht, bevor dieser alle über den Haufen schießen kann.

Die Flucht der beiden gelingt zwar, doch in den Wirren des Krieges werden sie getrennt. Matt schließt sich der Armee der Union an. Drustan trifft auf den Shakespeare-Fan und Theaterdirektor Hermes. Mit einem abgewrackten Planwagen ziehen sie durchs geschundene Land und versuchen am Leben zu bleiben.

Meinung:
Der Planwagen des Thespis ist eine dieser kurzen Serien, die in Deutschland bislang unter keinem guten Stern standen. 1987 brachte der Adlib Verlag Band 1 auf den Markt, und dann verließen sie ihn. Drei Jahre später nahm sich der damals an allen Fronten aktive Feest Verlag der Serie an und publizierte Band 2. Es war eine Totgeburt, denn die Serie ging völlig im allgemeinen Trubel unter und hatte nie den Hauch einer Chance auf ein erfülltes Leben bis zum abschließenden vierten Band.

Während die Serie in Deutschland lediglich einem Häufchen Westerncomicfans im Gedächtnis haften blieb und sie höchstens noch in den akribisch geführten Internet-Listen der „Serien und Zyklen, die in Deutschland unvollendet sind“ aufgeführt wurde, brachte man in Frankreich im Sommer des letzten Jahres (2009) immerhin eine Gesamtausgabe auf den Markt. Christian Rossi hat sich inzwischen längst vom Stil seines Frühwerks gelöst und mit W.E.S.T. (Piredda) oder der Fortführung von der Serie Jim Cutlass (Carlsen und Kult Editionen) als Zeichner von guten Westerncomics fest etabliert. Dennoch ist diese Serie aus den 80ern durchaus einen Blick wert.

Welche Gründe sprechen dafür? In erster Linie ist hier die Tatsache zu nennen, das die Serie diesmal komplett erscheinen wird. Der Piredda Verlag lässt hier keine Zweifel aufkommen. Zum einen ist der Kleinverlag für seine solide, glaubwürdige Veröffentlichungspolitik bekannt, zum anderen steht eine monatliche Erscheinungsweise auf dem Plan. Die Serie wird bereits in vier Monaten komplett vorliegen. In zweiter Linie ist die gewohnt sehr gute Aufmachung von Piredda hervorzuheben. Die Hardcover erscheinen im Überformat (23,5 x 31,5 cm). Die beiden auf Deutsch vorliegenden Episoden werden neu übersetzt und gelettert.

Wer W.E.S.T. kennt, der wird an den Zeichnungen erkennen, dass Rossi bei Der Planwagen des Thespis noch sehr stark von seinen Vorbildern Jean Giraud und Jijé inspiriert ist. Stellenweise ist der Strich etwas unübersichtlich und nicht sehr kraftvoll geraten, aber er weiß mit passenden Einstellungen zu überzeugen. Die Kolorierung ist über weitere Strecken in erdigen Braun- und Gelbtönen gehalten, die gut zum staubigen Ambiente der nordamerikanischen Südstaaten passen. Alles in allem gibt es nichts wirklich zu bemängeln. Als Backcover kann man das stimmungsvolle Motiv der französischen Gesamtausgabe bewundern.

Die Story selbst kommt aus der Schublade „Anti-Kriegsdrama“. Aus dieser Ecke ist auch der etwas eigenwillige Serientitel abgeleitet. Nach dem alten griechischen Dichter Thespis, der als Erfinder der Tragödie gilt, wurden die Karren der Wanderschauspieler benannt. Die Charaktere sind eigenwillig, aber größtenteils nachvollziehbar. Der selbsternannte Theaterdirektor Hermes ist etwas dubios und nicht wirklich sympathisch, doch er ist wenigstens geheimnisvoll und interessant. Die Handlung baut sich dramatisch, aber ohne klare Struktur auf: das Skelett ist erkennbar, das Fleisch ist etwas spärlich ausgefallen. Der richtige drive, das packende Element, fehlt beim ersten Band, und man wird sehen, ob die Geschichte in Band 2 noch einen Zahn zulegen kann. Genug Potenzial ist vorhanden.

Fazit:
Die weiteren Bände werden zeigen, ob diese Serie von Piredda zu Recht reanimiert wurde oder besser in der Versenkung geblieben wäre. Wir registrieren hiermit Der Planwagen des Thespis als einen thematisch eigenwilligen, sehr solide gezeichneten Western, der einen passablen Start hingelegt hat. Alle Fans von Westerncomics und Anti-Kriegsgeschichten sollten sich den Auftakt nicht entgehen lassen. 

Der Planwagen des Thespis 1: Shakespeare und Muerte Kid - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Planwagen des Thespis 1: Shakespeare und Muerte Kid

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Piredda Verlag

Preis:
€ 14.50

ISBN 13:
978-3-941279-53-7

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • tolle Aufmachung
  • Überformat
  • neu gelettert und übersetzt
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 16.05.2010
Kategorie: Der Planwagen des Thespis
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