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Comic-Besprechung - Jeremiah 40: Vermisst!

Geschichten:

Jeremiah 40: Vermisst!

Autor und Zeichner: Hermann 

Übersetzer: unbekannt



Story:

Nachdem Jeremiah im vorhergehenden Band entführt wurde, und anschließend bei einem Fluchtversuch und während eines Autounfalls spurlos verschwunden ist, sucht Kurdy verzweifelt nach seinem Freund. In einem Alkohol-Delirium irrt er durch die rauchgeschwängerte Unterstadt und erlebt ein wahres Inferno, einen Blutrausch der Gewalt, der um ihn her wabert und die Suche schier unmöglich macht. 



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Der vorliegende Band schließt direkt an den vorhergehenden an. Bereits seit mehreren Bänden stecken Jeremiah und Kurdy in dieser namenlosen Stadt fest, die einerseits von zwei rivalisierenden Drogenkartellen dominiert, andererseits von einer weitestgehend korrupten Polizei in Schach gehalten wird. Während die Reichen in futuristischen Gebäudekomplexen wohnen, was ja schon öfter in der Serie vorkam, sieht die Stadt selbst aus wie ein moderneres, aber durchaus verfallenes Westernstädtchen. Das sind die Zutaten, die wir aus der Serie kennen, neu für die Serie selbst ist allerdings, dass es innerhalb der Stadt diesen undefinierten Slum gibt, eine Mischung aus Ghetto, Einöde und Schrottplatz, von wabernden Rauchwolken durchzogen, die einerseits den wirklichen Umfang des Elends verbergen, andererseits für sich schon ein Leben in Elend und ungesunder Umgebung signalisieren. Und dorthin führt uns die Handlung immer wieder, ohne dass man genau nachvollziehen könnte, warum eigentlich? Und neu ist ebenfalls, das die beiden Helden im Hintergrund der Handlung offensichtlich des öfteren eigene Wege gegangen sind, sodass der eine nicht so recht weiß, was der andere so treibt, während sie ja bisher eigentlich immer sehr eng aneinander „klebten”. Das ist sicherlich der Aufhänger dafür, dass es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, dass Jeremiah vermisst ist — fast schon eine Konsequenz aus der neuen Konstellation, die aber zuerst einmal einfach nur überrascht und verwirrt. Die Charaktere haben sich verändert, wie ein altes Ehepaar, das anfängt, dauernd zu streiten. Vielleicht sieht Hermann sie inzwischen als genau das. Wer weiß? 

Kurdy und Jeremiah treffen seit einigen Folgen auch auf immer merkwürdigere Charaktere, mit denen sie sich dann bereitwillig abgeben, obwohl man schon von Anfang sehen kann, dass da nichts gutes bei herauskommen kann, nicht für die beiden, und auch nicht für die Fremden selbst. Warum also dieses Engagement? Nur für den Kick eines Abenteuers, weil das Leben im postapokalyptischen Amerika sonst nichts spannendes mehr liefert? Könnte man beinahe meinen — ganz sicher bin ich mir noch nicht. Seit einiger Zeit beginnt die Serie, ein bisschen „aufzubröseln”, die Intentionen verwaschen, der rote Faden ist fort. Nun, einen roten Faden hat es ja eigentlich von Anfang an nicht wirklich gegeben. Der war auch nicht notwendig, denn es wurde ja eine Science-Fiction Geschichte erzählt, in der die beiden Helden einzelne Abenteuer erleben, während sie einigermaßen ziellos unterwegs sind, auf er Suche nach… ja, nach was eigentlich? Einer neuen Zukunft, besseren Menschen, Ruhe, Sicherheit? Ein bisschen was von alldem, aber natürlich auch einfach nur nach Abenteuern. Schließlich ist dies eine Abenteuerserie, quasi die Fortsetzung von „Andy Morgan”. Doch am Anfang der Serie waren die Kontrahenten und Situationen noch wirklich originell: man traf auf die Überreste der Texas Rangers, der letzten nicht korrupten Polizeitruppe; auf eine unabhängige afroamerikanische Gemeinde; man suchte die vermisste Tante von Jeremiah in einem neugegründeten Indianerstaat; man traf auf Verrückte aus einem Irrenhaus, auf großindustrielle Sklavenhalter, auf Sekten, auf japanische Invasoren, sogar auf Außerirdische (weniger gelungen, zugegeben), auf allerlei Größenwahnsinnige und Verrückte, doch all diese Figuren hatten eines gemeinsam: sie alle hatten einen Plan, eine Vision, ein Ziel. Ein böses, ja, deshalb qualifizierten sie sich auch als perfekte Gegenspieler für unser Heldenteam. Das passte. Die neuen Kontrahenten sind seit circa zehn Bänden nur noch eins: einfach nur böse. Böse und dumm, und unendlich gewalttätig, dazu ohne Motiv für ihre Brutalitäten und ihre Aggression außer ihrer selbst willen. 

Und man merkt richtig, dass auch Jeremiah und Kurdy richtiggehend „feststecken”, in einer Handlung, die sich offenbar nicht nur über die beiden letzten Folgen erstreckt, die wiederum ganz deutlich als Zweiteiler zu lesen sind, sondern die bereits mehrere Bände zurück angefangen hat, und die man sich als geneigter Leser vielleicht noch einmal erschließen muss, indem man etwas weiter ausholt, und eben zehn Bände zuvor mit einer Neulesung beginnt, denn ich habe das Gefühl, dass Hermann hier eine sehr komplexe Story im Hinterkopf hat, für die man viel Durchhaltevermögen braucht. Wenn nicht der nächste Band, Nummer 41, bisher ohne Titel, bereits angekündigt wäre, hätte ich sogar angenommen, dass der vorliegende quasi „Jubiläumsband” sogar der letzte sein könnte: das Ende könnte man tatsächlich in zwei Richtungen verstehen — einmal als Happy-End, oder auch als die delirierte Version eines solchen und somit als das Ende der Serie. Ist es ja aber offensichtlich nicht. Denn im nächsten Band versuchen sie wieder einmal , die Stadt endlich mit dem Bus zu verlassen, wie man in der Vorschau auf Hermanns Website sehen kann. 

Und wenn man sich tatsächlich die Mühe macht, auf die Website zu schauen, ist mein Tip, sich auch unbedingt mindestens ein Video anzuschauen, in dem Hermann zu sehen ist, wie er eine Seite eines seiner letzten Werke malt: das ist sehr beeindruckend, finde ich, macht mir sehr viel Spaß, dabeizusein und ihm sprichwörtlich über die Schulter zu blicken. Und „malen” ist hier wirklich der richtige Ausdruck: er koloriert ja bereits seit mehreren Jahrzehnten seine Seiten „direkt”, das heißt er „übermalt” die Bleistiftzeichnungen mit Aquarellfarben. Das erfordert ein großes Können, aber auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Hermann ist schon ein ganz großer in seinem Metier, und wenn man bedenkt, dass er bereits seit rund sechzig (!) Jahren Comics veröffentlicht — wow!

Wie man meinen Worten bis hierhin sicherlich entnehmen kann, bin ich mit der Serie seit einigen Jahren etwas uneins: ich vermisse die originellen Ideen, die Beschäftigung mit dem Gedanken, was alles passieren könnte in einer Gesellschaft, die zerbricht, zerfällt, deren Werte sich auflösen, wo gleichzeitig aber neue Ideen verfolgt werden und neue Strukturen entstehen. Denn inzwischen scheinen die Helden sich damit abgefunden zu haben, dass ihre Welt nunmehr einfach in Trümmern liegt. Und der Autor auch, so scheint es. Doch andererseits habe ich nach dem Nachlesen der zurückliegenden Bände eben den Eindruck, dass hier ein größerer Erzählzyklus geplant ist, mit reichlich Umwegen und Sackgassen, für den man eben etwas Durchhaltevermögen benötigt. Und dieses werde ich der Serie noch gönnen, in der Hoffnung, dass mich mein Eindruck nicht getäuscht hat, und dass Hermann hier wirklich noch mehr abliefern wird in der Zukunft, wie man so sagt. 

Der Band wird wieder als Hardcover veröffentlicht, mit einem vierseitigen Anhang, der zwei ganzseitige Exlibris sowie zwei Seiten mit Vorzeichnungen der Seiten 1 und 5 des nächsten Bandes enthält. Was mich etwas irritiert hat ist die Übersetzung des Bandes, die teilweise ein bisschen hakt bzw. nicht zum Inhalt der Bilder passt, und für mich nach einer automatischen Übersetzung aussieht — es ist im übrigen auch kein Übersetzer genannt.



Fazit:

Eine direkte Fortsetzung des letzten Bandes, sozusagen ein Zweiteiler, innerhalb eines längeren Erzählzyklus, wie es scheint, und dem man eine Chance geben sollte. Kurdy ist diesmal ohne den Titelhelden ganz auf sich allein gestellt, das ist neu, und taumelt in einem Alkohol-Delirium durch einen wahren Alptraum, um seinen verschwundenen Freund wiederzufinden — dargestellt in Hermanns fantastischer Couleur-Directe Kolorierung, die mich sehr beeindruckt und die von einer großen Meisterschaft des Faches zeugt.



Jeremiah 40: Vermisst! - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jeremiah 40: Vermisst!

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 14,95

ISBN 10:
9617210029

ISBN 13:
978-9617210026

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Fantastische Zeichnungen in der Couleur-Directe.
  • Eine recht originelle Episode mit Kurdy allein.
Negativ aufgefallen
  • Es sollte sich bald mal ein größerer Zusammenhang zeigen.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 15.02.2024
Kategorie: Alben
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