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Comic-Besprechung - Kaputt in der City

Geschichten:

enthält:

Henry Beckett

New York für 95 Cents pro Tag

Ein Abstecher nach New Orleans

Zwei Trinker

Kid Stardust

Die Killer

Die Drei-Zentner-Hure

Tito und Baby

Autor: Charles Bukowski und Matthias Schultheiss

Zeichner: Matthias Schultheiss

Kolorist: Matthias Schultheiss



Story:

Matthias Schultheiss setzt in diesem Band acht Kurzgeschichten des mittlerweile verstorbenen amerikanischen Skandalautors Charles Bukowski in passende Zeichnungen um, die die Atmosphäre der Storys sehr genau einfangen. Die Themen sind dabei sehr abwechslungsreich, sie handeln von Losern, Mördern, Dieben und ganz allgemein von den Ausgestossenen der Gesellschaft, von Alkohol und Sex, von Verzweiflung und Einsamkeit. In der vorliegenden Neuveröffentlichung sind die Geschichten erstmals in einer kolorierten Fassung zu sehen.



Meinung:

Ich habe lange kein Album mehr aufgeschlagen, dass mich sofort und sehr stark an Moebius erinnert hat, ohne von Moebius zu sein. Matthias Schultheiss verwendet für die Kurzgeschichten in diesem Band einen komplett anderen Zeichenstil, als wir es von seinen bekannten Serien „Die Wahrheit über Shelby” und „Die Haie von Lagos” oder dem Einzelband „Woman on the River” gewohnt sind. Statt der dort gewählten Direktkolorierung wählt er hier eine Schraffurtechnik, die stark an den großen Meister aus Frankreich erinnert, um die gewünschte räumliche Tiefe zu erhalten. Auch die Bildaufteilungen mit ineinander übergehenden Panels, teilweise Panoramablicken und Seitenaufteilungen rund um ein rundes Panel herum erinnern an die Experiment aus den Siebziger und Achtziger Jahren. Was sicher kein Zufall ist, denn auch der vorliegende Band wurde ursprünglich bereits im Jahre 1984 von Heyne in schwarz-weiß in zwei Bänden veröffentlicht (als „Der lange Job” und „Kaputt in der City”), und somit zur gleichen Zeit wie sein Vorbild, bevor Carlsen die Geschichten erstmals 1993 in einem Band zusammenfasste. Für die vorliegende Neufassung hat Matthias Schultheiss die Seiten erstmals koloriert, was ihnen noch einmal einen ganz anderen Touch verleiht. Wie gesagt funktionierten die Zeichnungen durchaus auch ohne Farbe, da die Schraffuren ihren Teil taten, doch die hier für jede Geschichte ganz individuell gewählten Farbpaletten lassen den Leser das Werk noch einmal völlig neu entdecken. Ich empfehle zum Beispiel die Geschichte „Zwei Trinker” mit einer amerikanischen Wüstenlandschaft in Ocker- und Gelbtönen — das wirkt wie die „Hermetische Garage” von Moebius (die ursprünglich ja auch erst in schwarz-weiß veröffentlicht wurde). Und auch inhaltlich passt die zeichnerische Nähe zu diesem Vorbild: Auch Moebius zeigte in seinen Zukunftswelten eine zerbröckelte Zivilisation, mit Müll und Unrat aller Art in den Straßen, zerfallene Gebäude und Schmutz allüberall — und das passt hervorragend auch zu Bukowski.

Wenn man Charles Bukowski und seine Werke kennt, weiß man, was einen erwarten wird — und wenn nicht: Bukowski wurde zwar in Andernach geboren, zog aber bereits mit drei Jahren mit seiner Familie in die USA um. Er lebte neben seinem Beruf als Autor von Aushilfsjobs, teilweise bei der Post, beging ausgiebigen Alkoholmissbrauch, war mehrfach liiert und verarbeitete sein Leben in teils autobiografischen Storys und Gedichten, die sich mehrheitlich um exzessiven Sex, Alkoholmissbrauch, Gewalt und ganz allgemein um das Versagen im Leben drehten.  Und auch die Geschichten im vorliegenden Band haben diesen Schwerpunkt, auch wenn der exzessive Sex hier (für manche vielleicht überraschend) nicht sosehr im Mittelpunkt steht, wie in seinem literarischen Werk — lediglich die zwei letzten Storys haben dies als zentrales Thema. 

Am Ende des Bandes folgen noch ein paar Seiten mit Skizzen und vor allem mit den Coverentwürfen des Verlags für die beiden Versionen dieses Buches, die sehr interessant sind. Es gibt auch eine limitierte VZA mit alternativem Cover und einem signiertem Kunstdruck (für 49,80 €).

Ich kann den Band nur sehr empfehlen, nach circa dreißig Jahren hat er diese Neuauflage für ein Publikum der neuen Generation durchaus verdient. Und aufgrund der neuen Kolorierung ist er sicher auch für ältere Fans ein Gewinn, zumal in dieser gewohnt hochwertigen Ausgabe des Splitter-Verlags!



Fazit:

Eine gelungene Neuausgabe des beinahe vierzig Jahre alten Bandes mit Kurzgeschichten des „Dirty Old Man” Charles Bukowski, von Matthias Schultheiss kongenial in Szene gesetzt und hier erstmals in einer kolorierten Fassung. Unbedingt zu empfehlen.



Kaputt in der City - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kaputt in der City

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 35,00

ISBN 10:
3987211857

ISBN 13:
978-3987211850

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Die Farbversion lässt den Leser dieses Werk noch einmal ganz neu entdecken.
  • Mit einem Zeichenstil, der stark an Moebius erinnert.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
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Rezension vom: 07.07.2023
Kategorie: Alben
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