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Comic-Besprechung - Der Mörder weinte

Geschichten:

Der Mörder weinte

Autor: Thierry Murat / Anne-Laure Bondoux
Zeichner / Colorist: Thierry Murat


Story:

Paolo ist ein kleiner Junge von etwa sechs Jahren, der mit seinen Eltern am äußersten Rand von Chile lebt. Die Gegend ist eine karge Einöde in die sich kaum ein Mensch verliert. Eines Tages kommt der Mörder Angel und tötet die Eltern. Paolo verschont er und das unwahrscheinliche tritt ein: sie freunden sich an. Bis eines Tages jemand Fremdes in die scheinbare Idylle eintritt.



Meinung:

Thierry Murat hat mit Der Mörder weinte eine Adaption des Romans von Anne-Laure Bondoux vorgelegt. Von der Herangehensweise macht Murat es genau richtig. Der Sprachanteil wird sehr verknappt und anstatt langer und ausführlicher Landschaftsbeschreibungen sprechen die Bilder für sich. Generell lässt Murat lieber Bilder mehr als tausend Wörter sagen. Nicht nur der Dialoganteil ist sehr knapp bemessen, sondern auch die Off-Kommenare. Angenehmerweise sind diese auch selten redundant gegenüber den Bildern, sondern eine wahre Ergänzung.

Wenige Panels pro Seite verdeutlichen die Isolation und die Einsamkeit. Hier sind beide Aspekte zu trennen. Isolation ist das von außen durch die karge und feindliche Landschaft angetragene, während die Einsamkeit das selbst gewählte ist. Der Mörder Angel sucht die Einsamkeit, während Paolo isoliert ist. Im Deutschen fehlt leider ein unterscheidender Begriff, wohingegen im Englischen "Loneliness" für die unfreiwillige Einsamkeit steht und "Solitude" für die selbst gewählte.

Das schlägt sich auch in der Story nieder. Die Stimmung ist spröde und gibt gut die Kargheit wieder. Das geht aber manchmal zu Lasten der Dynamik. Auch zeichnerisch kommt es selten zu einer Dynamik, sondern verharrt eher in Posen. Naturalistische und detaillierte Ausführungen sucht man hier vergebens. Die Panels sind grob und erinnern eher an Holzschnitte. Zu einer langen Betrachtung laden sie nicht unbedingt ein. Aber in der groben Ausführung mit einer uniformen Kolorierung geben sie die Stimmung und die Landschaft passend wieder.

In Verbindung mit der Story ist das alles sehr berührend. Flucht und Sehnsucht ist das Thema, wobei beides miteinander zusammenhängt. Denn eine Sehnsucht löst eine Flucht aus (zum Beispiel der Wunsch an einem anderen Ort zu sein), aber auch wenn man auf einer Flucht ist (wie etwa vor der Polizei) sehnt man sich nach etwas: nämlich nach einer Zuflucht. So ist auch die Konstellation der Figuren untereinander eher eine Wahlfamilie. Paolo akzeptiert anscheind den Mörder weil er sich um ihn kümmert und er vielleicht mit seiner wahren Familie nicht klar kam. Oder ist es vielmehr die Notwendigkeit, um in dieser feindlichen Umwelt zu überleben? Strahlt der Mörder eine größere Kraft aus? Eine Urtümlichkeit, die es eher mit den Naturgewalten aufnehmen kann, da seine Gewaltbereitschaft dem gleich kommt und somit das Überleben sichert? Diese Fragen bleiben offen und laden zum Reflektieren ein.

Aber der Mörder verkörpert in gewissen Sinne auch die Welt die Paolo nicht kennt. Denn die sogenannte Zivilisation ist dann auch nichts anderes als verkommen und korrupt und anscheinend bar jeder Moral. Warum der Mörder wiederum Paolo akzeptiert kann daran liegen, dass er sich in ihm sieht. Oder die Unschuld die er schon lange verloren hat und in Paolo wieder finden will. Generell sind also viele Aspekte vorhanden, die das Lesen spannend macht. Seien es nun die gelungenen kargen Zeichnungen welche die Landschaft wiederspiegeln oder die deutungsverlangenden Aspekte: die wechselnden Figurenkonstellationen im Buch machen den Band spannend und die Atmosphäre explosiv.



Fazit:

Auf den ersten Blick etwas spröde, ist diese Wirkung doch gewollt. Die Zeichnungen ergänzen die Story hervorragend und Murat adaptiert einen Roman auf eine dem Medium passende Art und Weise indem die Sprache sehr verknappt wird und die Bilder stattdessen sprechen. Eine explosive Figurenkonstellation und eine bedrückende Stimmung machen den Band spannend zu lesen und laden auch zum Nachdenken ein.



Der Mörder weinte - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Mörder weinte

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 18,80

ISBN 10:
3941239651

ISBN 13:
978-3-941-23965-4

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • stimmungsvolle Zeichnungen
  • explosive Figurenkonstellation
  • verknappte Sprache
  • Vieldeutigkeit
Negativ aufgefallen
  • manchmal wenig dynamisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 25.08.2011
Kategorie: One Shots
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