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Obskur und psychopathisch
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edogawa_ranpo_ijinkan_1_coverEdogawa Ranpo Ijinkan

江戸川乱歩異人館

(dt. etwa "Edogawa Ranpo's Haus")

Nach Kurzgeschichten von Edogawa Ranpo, zeichnerisch umgesetzt von Masakazu Yamaguchi

Abgeschlossen mit 13 Bänden

Business Jump / Grand Jump Premium / Grand Jump, Sūeisha

Obskure Horrorgeschichten, die mit viel traumwandlerischer Fantasie und krankhafter Nüchternheit geschildert werden. Die Geschichten spielen alle in der frühen Shōwa-Periode, die Zeit der Werke von Edogawa Ranpo, einem der beliebtesten Mystery- und Krimischriftsteller der japanischen Literaturgeschichte und verweben seine kreativen Einfälle mit neuen Einflüssen. Auch Star-Charaktere seiner Bücher wie der Meisterdetektiv Kogorō Akechi haben ihre regelmäßigen Auftritte in diesem Titel.


aku_no_kyoten_01_kodanshaAku no Kyōten

悪の教典

(dt. etwa "Lektionen des Bösen")

Autor Yūsuke Kishi, Zeichner Eiji Karasuyama

Abgeschlossen mit 9 Bänden

good! Afternoon, Kodansha

Lehrer, Schüler, Eltern, alles Ungeheuer!

Mit diesem einleitenden Gedanken stellt die japanische Inhaltsbeschreibung den charismatischen Englischlehrer Hasumi Seiji vor. Jung, gutaussehend, freundlich und hilfsbereit – kurz, ein absoluter Schüler- aber auch Lehrerliebling. Natürlich wäre dieser Manga keiner aus der Horrorsparte, wenn es nur hierbei bliebe.

Der Sympath trägt lediglich die Maske des eifrigen Englischlehrers, denn nur kurz dahinter zeigt sich das wahre Antlitz eines infernalen Psychopathen. Und just dahinter lodert auch schon das gefährliche Feuer jeglicher Miss- und Verachtung von unwürdigem Leben. Das Produkt davon ist ein bösartig intrigantes Verhalten, welches mit fatalen Richtsprüchen nach persönlichen Wertevorstellungen einhergeht.

Ideale Voraussetzungen also, um die jungen Menschen der Klasse 4 im zweiten Schuljahr der privaten "Shinkō Gakuin Machida Oberschule" über Recht und Unrecht zu instruieren. Schlagen Sie die Bücher auf, meine Damen und Herren, Seite 666.

Die erste Seite des Manga beginnt mit der ins Japanische übersetzten Version von Bertolt Brechts "Moritat von Mackie Messer". Im Hintergrund eine dazu passende bluttriefende Klinge. Wer die Reime Brechts nicht kennt, wird im Internet sicherlich schnell fündig werden. Ich spare mir ein erneutes Zitieren der auf diese Handlung tatsächlich wie die Faust aufs Auge passenden Zeilen. Die Geschichte des lächelnden Psychopaten ist sicherlich keine neue. Und wahrscheinlich – auch wenn mir auf Anhieb keiner anfällt – hat jemand dieses Thema auch irgendwann schon einmal in ein schulisches Umfeld getragen. Und trotzdem begleitet man Hasumi-sensei mit Spannung auf seinen im Hintergrund geschickt eingefädelten Schachzügen. Dabei geht er ruchlos und berechnend vor. Diejenigen, die er als fehlerhaft betrachtet, als unwürdig zu leben, bringt er gekonnt um die Ecke. Er erpresst, missbraucht und demütigt die Menschen nach seinem Gutdünken. Ein abartiger Charakter, der doch stets ein selbstzufriedenes Lächeln aufsetzt. Der auch mal verständnisvoll wirkt und aktiv hilft. Zuhört und bemüht berät. All das um die Maskerade aufrecht zu halten. Diese Ambivalenz wird von den beiden Künstlern gekonnt in Szene gesetzt – steht und fällt mit der Darstellung eben jenes Kontrastes doch auch der gesamte Titel.

Der Zeichenstil ist typische Seinen-Standardkost. Keineswegs schlecht aber auch nicht sonderlich herausragend. Loben muss man Karasuyama für die ausdrucksstarken Gesichter und die wohl unnachahmliche Fähigkeit, die Hochnäsigkeit und Verachtung von Menschen so gekonnt darzustellen. Eigenschaften, die so einige Charaktere in diesem Titel innehaben. So manches Mal spielen die Kreativen des Manga auch mit schöner, mehr oder weniger subtiler Symbolik, wenn sich beispielsweise die Krähen in Massen um das Haus von Hasumi scharen und ihre Rolle als Todesboten unheilvoll gekonnt mimen.

Alles in allem jedoch sollte man Aku no Kyōten aufgrund der Geschichte lesen. Es ist einfach diese morbide Neugierde, mit der man das kaltblütige Treiben von Hasumi verfolgt. Es ist auch das Interesse an der Stück um Stück aufklaffenden Vergangenheit des mörderischen Englischlehrers. Und hin und wieder wohl das Gefühl von beschämender Genugtuung, wenn man mal mit Hasumi übereinstimmt und den desolaten Monster-Eltern und verkommenen Lehrern ein nicht ganz so glückliches Ende herbeisehnt.

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Special vom: 31.10.2017
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Blut, Brüste und ein mörderischer Nachahmer
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