Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Kapitel 1 - Teil 2
«  ZurückIndexWeiter  »

Diaclone International

GiG-Veröffentlichungen: Der spätere Transformer „Sideswipe“ als Polizeiversion und der spätere „Mirage“ mit „Ligier“-Aufklebern. (Fotos von Maziar Shahsafdari)
Mittlerweile hatte Mego die Veröffentlichung der „Micronauts“ in den USA infolge des „Star Wars“-Booms eingestellt. So versuchte es Takara, dem Beispiel Bandais folgend, nunmehr selbst auf dem US-Markt. Zu diesem Zweck wurden „Diaclone“-Figuren mit neuen Verpackungen versehen und ab Ende 1983 unter dem Namen „Diakron“ herausgebracht. Angesichts mangelnder Kenntnisse des amerikanischen Marktes scheiterte Takara jedoch bei dem Versuch, die Reihe angemessen zu vermarkten, zumal diese exklusiv in Läden der Kette Toys "R" Us erhältlich war. Als Hasbro sich dann die Lizenz für den Vertrieb der Takara-Figuren als „Transformers“ sicherte, stellte Takara die „Diakron“-Reihe nach nur wenigen Figuren wieder ein.
Dennoch versuchte es Takara noch 1984, als Hasbro bereits die „Transformers“ herausbrachte, noch einmal in Eigenregie mit einer Reihe namens „Kronoform“. Die setzte sich nunmehr aus einigen Diaclone- und Microman-Figuren zusammen, die von Hasbro nicht verwendet wurden. Wie schon im Falle von „Diakron“ ließ der erhoffte Erfolg jedoch auch diesmal auf sich warten. Die Tatsache, daß einige US-Läden auch Diaclone-, Microman- und auch Dorvack-Figuren (zu letzteren später mehr) direkt aus Japan importierten, trug auch nicht gerade dazu bei, die Marktsituation sonderlich zu vereinfachen. So zog sich Takara schließlich wieder vom US-Markt zurück und beschloß, sich künftig ganz auf die Rolle als Lizenzgeber zu beschränken.
Derweil hatte 1983 die italienische Firma GiG (die heute zu Giochi Preziosi gehört) die Rechte für einen Vertrieb der Diaclone- und MicroChange-Figuren in Italien erworben. Nachdem Hasbro 1984 mit den Transformers in den USA der große Durchbruch gelungen war, machte GiG aus den Diaclone-Figuren für den italienischen Markt eine Reihe mit dem eigentümlichen Namen „Trasformer“. Dabei wurden einige Veränderungen gegenüber den japanischen Versionen vorgenommen - so wurden beispielsweise aus Sicherheitsgründen die Plastikraketen durch neue Raketen mit Gummispitze ersetzt.
Die Joustra-Version von „Battle Convoy“, dem späteren Optimus Prime. (Foto von Elvin Pena)
Noch bedeutsamer war, daß die Figuren Logos und anderer Elemente der amerikanischen Serie verwendeten - in einzelnen Fällen wurden sogar die Aufkleber direkt von den Hasbro-Figuren übernommen. Zugleich verzichtete GiG (wenn auch nicht in allen Fällen) auf die Piloten. Auf diese Weise wollte man die Takara-Lizenz nutzen, um an Hasbros Erfolg anknüpfen, ohne zusätzliche Lizenzgebühren entrichten zu müssen. Innerhalb der „Trasformer“-Reihe erschienen jedoch auch Figuren, die in den USA nie als Transformers erschienen. Erst 1985 besann sich GiG auf Druck Hasbros darauf, dem amerikanischen Vorbild zu folgen und die „Transformers“ unter eben diesem Namen auch in Italien auf den Markt zu bringen (mehr dazu in Kapitel 2).
Eine ähnliche Idee hatte Joustra, eine Tochterfirma der französischen Firma Ceji, die ab 1984 MicroChange- und Diaclone-Figuren unter dem Titel „Diaclone“ veröffentlichte. Die „Guten“ wurden von Battle Convoy/Optimus Prime (in der Joustra-Version schlicht „Diaclone“ genannt) angeführt, während sein böser Gegenpart „Multiforce 14“ (alias Gats Blocker) war, der nie in der Transformers-Reihe Verwendung fand. Ebenfalls enthalten waren Mini-Comics, die eine andere Geschichte als Marvels „Transformers“-Serie erzählten. Die Joustra-Figuren waren neben Frankreich auch in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Finnland erhältlich, und da Takara zu jenem Zeitpunkt bereits begonnen hatte, für Hasbro die „Transformers“ zu produzieren, trugen einige von ihnen sogar „Autobot“-Aufkleber.
In Finnland veröffentlichte Takara die Diaclone-Figuren derweil auch in Eigenregie. Die Verpackungen der Figuren, die exklusiv über eine Ladenkette namens R-Kioski zu beziehen waren, übernahmen hier einige Elemente der „Trasformer“-Verpackungen von GiG. Ein Kuriosum der besonderen Art stellte hierbei eine schwarze Version des späteren Transformers Tracks dar, die in dieser Form nur in Finnland erhältlich war.

Endlich: Die Transformers kommen

Die Gruppenzugehörigkeitsabzeichen der Autobots und der Decepticons.
Im Juni 1983 entsandte die amerikanische Spielzeugfirma Hasbro, von der ursprünglich die „G.I. Joe“-Figur stammte, einen Mitarbeiter zur Spielzeugmesse in Tokio, um dort nach neuen Trends und Ideen Ausschau zu halten. Eines der Konzepte, mit denen der Hasbro-Abgesandte in die USA zurückkehrte, waren Takaras „Diaclone“- und „MicroChange“-Figuren. Ein Spielzeugerfinder namens Henry Orenstein erkannte das Potential der Figuren und überzeugte den Hasbro-Geschäftsführer Stephen Hassenfeld und George Dunsay, den damaligen Leiter der Entwicklungsabteilung Hasbros, sich die Lizenzen für eine Veröffentlichung auf dem amerikanischen Markt zu sichern. Die New Yorker Werbeagentur Griffin-Bacal, die seinerzeit für Hasbro arbeitete, entwickelte ein Konzept, bei dem „Diaclone“ und „MicroChange“ zu einer Serie zusammengelegt wurden, und es war der künstlerische Leiter Jay Bacal, der erstmals den Namen „Transformers“ ins Spiel brachte.
Als Vorteil sollten sich die schlechten Erfahrungen Takaras mit Mattel, einem Konkurrenten Hasbros, erweisen. Seit 1982 veröffentlichte Takara in Japan eine lizenzierte Version von Mattels „Barbie“-Puppe namens „Jenny“. Die Zusammenarbeit mit Mattel gestaltete sich jedoch eher schwierig, weshalb Takara gerne bereit war, mit Hasbro einen neuen Lizenzpartner auszuprobieren. Im Gegenzug erteilte Hasbro Takara die Erlaubnis, den Namen „Transformers“ und die zugehörigen Werbespots auch in Japan zu verwenden.
Hideaki Yoke, Takaras Verbindungsmann bei Hasbro. (Foto von Steve Stonebraker)
Unter der Leitung von Nobuyuki Okude, dem späteren Vizepräsidenten und schließlich sogar Präsidenten von Takara, wurden die von Hasbro am „geeignetsten“ empfundenen Figuren und Farbschemata für den amerikanischen Markt vorbereitet. Die Figuren wurden, nunmehr ohne ihre „Piloten“, mit neuen Verpackungen und Aufklebern versehen und in die Gruppierungen „Autobots“ (gut) und „Decepticons“ (böse) unterteilt. So entstand die Spielzeugreihe, die in den USA schließlich unter dem Namen „The Transformers: More Than Meets The Eye“ auf den Markt kommen sollte. Um eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Hasbro und Takara zu gewährleisten, zog der Takara-Designer Hideaki Yoke im Rahmen eines Austauschprogramms sogar für sechs Monate nach Rhode Island, wo er Hasbro bei der Entwicklung der Transformers-Spielzeugreihe behilflich war.
Hasbro erwarb allerdings nicht nur die Lizenzen für die Takara-Figuren, sondern auch für verschiedene Figuren von anderen Firmen, die in den USA ebenfalls als „Transformers“ verkauft werden sollten. Dazu gehörten vor allem Figuren aus drei Reihen der Firma Takatoku. Aus „Tokuso Kihei (Special Powered Armored Trooper) Dorvack“ stammten die späteren „Deluxe Autobots“; aus der bis heute ungemein populären Reihe „Super Dimensional Fortress Macross“, aus der auch Revell und Matchbox in den USA diverse Figuren als Teil der „Robotech“-Reihe veröffentlichten, stammte die die eingangs bereits erwähnte „VF-1S Super Valkyrie“, die zum Autobot Jetfire wurde; und aus „Kikô Chûtai (Armored Insect Squadron) Beetras“ stammten die späteren „Deluxe Insecticons“. Auf diese Weise entzog man diese Figuren dem Zugriff Tonkas, die diese ansonsten für ihre „Gobots“-Serie hätten verwenden können.
Schließlich erwarb Hasbro noch die Lizenzen für zwei Figuren von einer Firma namens ToyBox (die späteren Autobots Omega Supreme und Sky Lynx) sowie für eine Figur der koreanischen Firma ToyCo (der spätere Decepticon Shockwave). In letzterem Fall führten bizarre Lizenzbedingungen dazu, daß Radio Shack zeitgleich mit der Transformers-Version eine (ebenfalls lizenzierte) eigene Version namens „Galactic Man“ auf den Markt bringen konnte.

Enter Marvel

Jim Shooter, einer der Urheber der Transformers-Hintergrundgeschichte. (Foto von Phobos Entertainment)
Im Gegensatz zu Takara wollte man bei Hasbro nichts dem Zufall überlassen. Um die „Transformers“ von Takaras wenig erfolgreichen „Diakron“-Figuren abzuheben, beschloß Hasbros interne Marketingabteilung, einen Konflikt „gut gegen böse“ zum Thema der Serie zu machen. Für die Ausarbeitung dieser Idee wandte sich Bob Prupis, der damalige Vizepräsident von Hasbros Marketingabteilung, daraufhin an Marvel Comics. Marvel brachte seit 1982 bereits eine Comicserie zu „G.I. Joe: A Real American Hero“ heraus und hatte gemeinsam mit dem zu Griffin-Bacal gehörenden Studio Sunbow Productions die gleichnamige Zeichentrickserie entwickelt. Für Prupis lag es daher nahe, Marvel zu beauftragen, auch für die „Transformers“ eine Hintergrundgeschichte auszuarbeiten und eine multimediale Vermarktung in Form von Comics und einer Zeichentrickserie ins Leben zu rufen.
Zu diesem Zweck verfaßte Marvels damaliger Chefredakteur Jim Shooter zunächst einen groben Storyentwurf. Anschließend beauftragte er seinerseits Redakteur Dennis „Denny“ O’Neil, bekannt geworden als Autor von Serien wie „Justice League of America“ und „Green Arrow“ für den Konkurrenzverlag DC (später zudem langjähriger Batman-Redakteur), die Hintergrundgeschichte auszuarbeiten. O’Neil war es auch, der den Namen „Optimus Prime“ ins Spiel brachte. Doch sein Konzept gefiel den zuständigen Leuten bei Hasbro nicht, und O’Neil hatte mittlerweile auch das Interesse an dem Projekt wieder verloren. Daher beauftragte Shooter nunmehr einen jungen Redakteur namens Bob Budiansky, die Geschichte auszuarbeiten und Namen und Persönlichkeiten für die einzelnen Figuren zu entwickeln. So geht beispielsweise auch der Name „Megatron“ auf Budiansky zurück - ein Name, den Hasbro zunächst ablehnte. Ebenso war Budiansky für einige Namensänderungen verantwortlich, so wurden aus „Blow-Out“ und „Spin-Out“ die ungleich eingängigeren Namen „Cliffjumper“ und „Sunstreaker“.
Budianskys Charakterbeschreibungen kamen am Ende in verkürzter Form auf den Verpackungen der Spielzeugfiguren zum Einsatz, während die ursprünglichen Fassungen für die Figurenprofile in der Miniserie „The Transformers Universe“ von Marvel Verwendung fanden.
Auf der American International Toy Fair im Februar 1984 stellte Hasbro die Spielzeugfiguren erstmals einer damals noch kleinen Öffentlichkeit vor. Einen Monat später wurde die Marvel-Comicserie dann zum ersten Mal in einem Artikel in Marvel Age #17 angekündigt, und im Frühjahr 1984 flimmerten die Transformers schließlich in Form eines animierten Werbespots für die Marvel-Serie das erste Mal über amerikanische Fernsehschirme. Im Mai 1984 erschien die erste Ausgabe der Comicserie, und die ersten Spielzeugfiguren kamen im selben Monat auf den Markt. Die Ausstrahlung des Pilotfilms der Zeichentrickserie sollte dagegen noch bis September auf sich warten lassen.

Wer sind die Transformers?

Ein Promo-Bild mit einer japanischen Interpretation der ursprünglichen Transformers in ihren Marvel-Designs.
Die von Marvel ausgearbeitete Hintergrundgeschichte fand sowohl in der Comic- als auch in der Zeichentrickserie Verwendung. Demnach handelte es sich bei den Transformers um eine Rasse intelligenter, eigenständig agierender Roboter, deren Heimatwelt der Maschinenplanet Cybertron war. Dies war seinerzeit ein innovatives Konzept, da Roboter, insbesondere solche von enormer Größe, für gewöhnlich von menschlichen Piloten gesteuert wurden. Die Transformers unterteilten sich in zwei Lager, die friedliebenden Autobots unter dem Kommando des Kriegshelden Optimus Prime und die und die machthungrigen Decepticons unter der Führung des schurkischen Megatron, sich seit Millionen von Jahren einen erbitterten Bürgerkrieg liefern. Ein wichtiges Merkmal beider Parteien bestand in der Fähigkeit, sich zwecks „Tarnung“ in Fahrzeuge und andere Geräte zu verwandeln.
Auf einer Weltraummission wurde ein Raumschiff der Autobots, die „Arche“ („Ark“), von Megatrons Decepticons angegriffen. Am Ende sah Optimus Prime keinen anderen Ausweg, als die „Arche“ auf einem nahegelegenen Planeten abstürzen zu lassen und so zumindest die Decepticons mit sich zu reißen. So bohrte sich das Raumschiff tief in einen Vulkan im heutigen US-Bundesstaat Oregon, den (fiktiven) Mount St. Hillary. Dort ruhten die Transformers vier Millionen Jahre, bis ein Ausbruch des Vulkans im Jahr 1984 die beiden verfeindeten Parteien wieder zum Leben erweckte. Damit verband man bei Marvel die fiktive Geschichte der Transformers mit einem realen Ereignis der jüngeren Vergangenheit, dem Ausbruch des Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington am 18. Mai 1980.
Sogleich begann der Bordcomputer der Arche, beide Gruppen an das Leben auf der Erde „anzupassen“, sie also so umzubauen, daß sie sich in irdische Maschinen verwandeln konnten. Während es sich dabei im Falle der Decepticons größtenteils um Flugzeuge und Waffen handelte, erhielten die Autobots naheliegenderweise die Fähigkeit, sich in Autos zu verwandeln.
Die Decepticons nutzten die kurzzeitige Verwirrung der Autobots sogleich aus und ergriffen die Flucht. Derweil versuchten die Autobots, sich auf der Erde des Jahres 1984 zurechtzufinden und ein friedliches Zusammenleben mit den Menschen anzustreben. Die Machtgier der Decepticons und ihre Suche nach Energiequellen stellte jedoch weiterhin eine große Bedrohung für die unvorbereitete Menschheit dar. Da ihnen die verhaßten Autobots zudem nach wie vor ein Dorn im Auge waren, begann der Krieg auf der Erde schon bald von neuem.

Nachklapp

„Magne Force“: Microman fürs neue Jahrtausend. (Bild zur Verfügung gestellt von Paul Lorphanpaibul)
Der große Erfolg der „Transformers“ in den USA führte dazu, daß Takara bereits ein Jahr später die US-Zeichentrickserie nach Japan importierte. Die „Microman“- und „Diaclone“-Spielzeugserien wurden eingestellt, und fortan setzte auch Takara ganz auf die „Transformers“. Bereits geplante neue Microman- und Diaclone-Figuren erschienen nun entweder gleich als Transformers (so etwa die geplanten „Jizai Gattai“- bzw. „Free Combination“-Figuren) oder wurden gar ersatzlos gestrichen (beispielsweise die „Road Vulcan“-Figur).
1996 brachte eine kleine Firma namens Roman-Do unter Lizenz von Takara Nachbildungen älterer Microman-Figuren unter dem Namen „Microman21“ auf den Markt und konnte damit einen beträchtlichen Erfolg verbuchen. Daraufhin kündigte Takara den Lizenzvertrag mit Roman-Do kurzerhand auf und rief Ende 1998/Anfang 1999 selbst gleich zwei neue Microman-Serien ins Leben. Dabei richtete sich die „Replica Microman“-Serie eher an ältere Sammler und bestand in erster Linie aus Neuauflagen älterer Figuren, während die „Magne Power“-Serie und ihr Nachfolger, die „LED Power“-Serie, eher auf ein jüngeres Publikum abzielten. Die aktuelle Reihe, die seit 2003 erscheint, läuft unter dem Obertitel „Microman Force Series“ und besteht unter anderem aus der „Microman Series“, der „Micro Action Series“, der „Material Force Series“ und der „Kiguru-Microman Series“.
Im Zuge der Fusion zwischen Takara und dem einstigen Konkurrenten Tomy im Jahr 2005 kam kurzzeitig auch das Gerücht einer neuen „Diaclone“-Serie auf. Bislang wurden jedoch keine entsprechenden Figuren angekündigt.
«  ZurückIndexWeiter  »


Special vom: 17.01.2007
Autor dieses Specials: Torsten B Abel
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Kapitel 1 - Teil 1
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>