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Comic-Besprechung - Die rote Kaiserin 4

Geschichten:
Dufaux, Adamov

Story:
Katharina ist Kaiserin in Russland, doch sie herrscht nicht alleine. Sie muss sich die Macht mit ihrem Ehemann Peter teilen, einem greisen und leicht verrückten Herrscher. Immer wieder muss er sie vor Publikum begatten und immer wieder muss sie nachweisen, dass sie noch nicht schwanger ist, sonst verlöre sie ihre Macht. Sie versucht Peter loszuwerden und der Schlüssel dazu könnte bei den „Unreinen“ liegen, einer Gruppe Mutanten, die durch den Kaiser eigentlich hätte beseitigt werden sollen.

Meinung:
Acht Jahre hat es gedauert diese Serie in Deutschland zu einem Abschluss zu bringen und es sah viele Jahre (genauer seit 2003) so aus, als würde dieser Moment nie kommen. Den ersten Band hatte einst Splitter (der Vorläufer des derzeitigen Verlags) herausgebracht. Band 2 und 3 kamen bei Kult Editionen heraus. Doch dann schien es so, als hätten sich einfach nicht ausreichend Leser für diese Serie interessiert, sie wurde eingestellt. 2007 sollte aber ein Verein gegründet werden, der etwas wagte, was zunächst von einigen Comicfans müde belächelt wurde. Der Finix Comic Club, angeregt und inzwischen angeführt durch Marc Schnackers hat ein einfaches Konzept, das einfach besticht: Die Comicfans selber sorgen dafür, dass abgebrochene Serien fortgesetzt werden. Und da gibt es nicht gerade Wenige. Der Verein selber schätzt, dass es gut 400 Serien sein könnten, die einst von Verlagen begonnen, aber nicht zu Ende geführt wurden. Der Verein will diese in möglichst gleicher Aufmachung beenden und damit irgendwann alle Lücken schließen, die in heimischen Regalen herrschen.

Anfangs gab es noch nicht viele Lizenzen und man wollte möglichst eine Serie an den Beginn stellen, die mit einem einzigen Band beendet werden konnte. (Wobei „Die rote Kaiserin“ genau genommen erst die Nummer 2 darstellt.) Denn sollte die Idee der Eigenfinanzierung scheitern, hätte man zumindest einen Erfolg verbuchen können. Inzwischen ist klar: Der Verein trägt sich, er funktioniert und floriert, die Idee hat ausreichend Anhänger gefunden. Lag es dabei an der roten Kaiserin? Wenn man alle Bände nebeneinander legt und eine rein optische Kontrolle zu Grund legt, wagt man behaupten zu können: Ja. Denn die Erwartungen in die Produktion und die Aufmachung werden voll erfüllt. Der vierte Band reiht sich nahtlos in die Veröffentlichungen seit 2000 ein. Würde die Rezension hier enden, müsste man dem Verein einen Orden verleihen, den Klassiker und den Splash! Hit vergeben und das ohne Wenn und Aber. Aber hier soll ja nicht der Verein und seine Arbeit bewertet werden, sondern vielmehr die Serie und deren Abschluss selbst.

Man kann nicht anders und muss unumwunden sagen, dass es kein Wunder war, dass „Die rote Kaiserin“ einst eingestellt wurde. In der Serie tummeln sich undurchsichtige Charaktere, zu denen kein Leser wirklich Gefühle aufbauen kann. Die vermeintliche Heldin, die Kaiserin selbst, ist dank ihres arroganten Verhaltens und ihres ausschweifenden Sexuallebens nicht gerade Sympathieträger. Ihr Gegenspieler, der Kaiser, ist erst recht abstoßend. Und der Roboter Rostan ist zu anfällig und äußerlich zu hässlich, um als Held wirklich funktionieren zu können. Der Rest der Charaktere ist einfach nur blass und wird zu wenig eingeführt. Drei Bände lang musste sich der Leser die Frage stellen, was denn nun dies alles soll und wird erst im vierten Band ein wenig aufgeklärt. Ein wenig im Sinn des Spannungsbogens, denn endlich werden hier einige der Handlungsstränge aufgelöst und zu einem Ende geführt. Aber es bleibt auch viel unerklärt und das wird auch nicht durch den kurzen Text auf der letzten Seite besser gemacht, der eigentlich nur noch mehr für Verwirrung sorgt.

Das größte Handicap der Serie ist mit Sicherheit gewesen, dass sich die Autoren nicht richtig entscheiden konnten, in welchem zeitlichen Fenster die Geschichte denn nun eigentlich spielen sollte. Da spielen Kostüme und Verhaltensweisen hinein, die eigentlich eher in das 19. Jahrhundert passen. Und dann wieder wird moderne Technologie gezeigt, wie sie heutzutage eigentlich erst vorhanden ist, um dann aber wieder anzudeuten, dass diese Technologie ja eigentlich schon alt sei und dass man sich etliche Jahre in der Zukunft befindet. Doch wie man nun in diese Zukunft gelangte, wie der Schritt von der Gegenwart her ausgesehen haben mochte, das wird nicht offenbart. Befindet man sich also doch eher in der Vergangenheit, die durch Fantasy- und SF-Elemente aufgehübscht wurde, um sie spannender zu gestalten? Dieser Zwiespalt ist es, der die meisten negativen Gefühle beim Leser hervor ruft und der bis zum Schluss nicht abgeschafft wird. Immerhin: Zeichnerisch gesehen ist „Die rote Kaiserin“ gelungen und steht in vielerlei Hinsicht in der Tradition guter frankobelgischer Unterhaltung.

Hätte man sich eine bessere Serie aussuchen sollen? Die Frage ist schwer zu beantworten. Zum einen standen nur wenige Lizenzen zu Beginn zur Auswahl. Zum anderen wird es wohl eher das Schicksal des Clubs sein, dass man eben keine Spitzenserien zu Ende führen wird. Wenn eine Serie abgebrochen wurde, dann wird dies sehr oft damit begründet gewesen sein, dass diese eben nur wenige Abnehmer fand und dass sie kein Spitzenprodukt darstellte. Hätte denn sonst ihr Schicksal anders aussehen können? In Einzelfällen wird diese These nicht zutreffen, ohne Frage. Sicher wird man über diese Argumente lange diskutieren können und es ist im internen Club-Forum des Vereins auch schon geschehen. Aber es gibt sicher auch immer Fans einer Serie, die gerne das Ganze zu Ende lesen wollen und daher ist die Basis einer Entscheidung, welche Serie zu einem Abschluss gebracht wird, nicht dort zu suchen, ob diese Serie gut oder schlecht war. Vielmehr wird man nur fragen müssen: Wie viele Bände sind es noch und welche Serie ist als Nächstes dran.

Eine Anmerkung: Der Autor dieser Rezension ist selbst Mitglied des Finix Comics Club. Er ist aber „nur“ einfaches Mitglied und nicht an der Produktion der Comics beteiligt.

Fazit:
Konzept toll, Serie mau. Was bleibt ist eine der problematischsten Bewertungen in der Geschichte dieser Site. Für den Mut und die Idee gibt es viele Punkte, für die Ausführung ebenso, für die Serie eher nicht und dennoch: Wer Serien bis zum bitteren Ende haben möchte, der muss halt dann doch einfach zugreifen.

Die rote Kaiserin 4 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die rote Kaiserin 4

Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter

Verlag:
Finix Comics

Preis:
€ 13,80

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ausführung super
  • Bearbeitung und Übersetzung top
  • Idee des Clubs ist Klasse
Negativ aufgefallen
  • Alleine die Geschichte des Comics ist … Käse
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.7
(23 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 23.06.2008
Kategorie: Die rote Kaiserin
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