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Comic-Besprechung - Breakfast After Noon
Geschichten:Breakfast After Noon
Autor: Andi Watson, Zeichner: Andi Watson, Tusche: Andi Watson
Story:
Rod Grafton und Louise Bright wollen heiraten. Plötzlich verlieren beide ihre Arbeitstelle, da es der Windsor Porzellan Manufaktur immer schlechter geht. Die Kunden verlangen alltagstaugliches Geschirr im zeitgenössischen Design, aber keine teuren Prunkstücke für die Vitrine - eine Entwicklung, die vom Management verschlafen wurde.
Während sich Louise schnell mit der veränderten Situation abfindet und alle angebotenen Möglichkeiten ausschöpft, damit sie in einer anderen Branche eine Stelle findet, hadert Rod mit seinem Schicksal. Lange hofft er, dass er seinen Job zurückbekommen könnte, aber die Gewerkschaften sind machtlos, und schließlich meldet der Betrieb Konkurs an.
Rod lässt sich immer mehr gehen, er verschwendet das wenige Geld für Video-Spiele, verpasst für die Hochzeit wichtige Termine, vergrault durch sein Verhalten immer mehr langjährige Freunde und schließlich auch Louise, die längst wieder Arbeit gefunden hat. Als er schon verzweifelt, vermittelt ihm die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt ein Vorstellungsgespräch bei Worcester Porzellan. Rod hat wenig Hoffnung…
Meinung:
Andi Watson greift ein Thema auf, das in der heutigen Zeit jeden betreffen kann: Die um sich greifende Arbeitslosigkeit zerstört das Leben von immer mehr Menschen. Die Chancen stehen schlecht, einen erlernten Beruf überhaupt jemals ausüben zu können, geschweige denn in diesem nach dem Arbeitsverlust eine neue Anstellung zu finden, insbesondere wenn man jenseits der Vierzig ist. Finanzielle Verpflichtungen weiterhin zu erfüllen, ist eine Unmöglichkeit. An Unzufriedenheit, Ärger, Armut und dem Mangel an Zukunftsperspektiven zerbrechen viele Familien.
Die Handlung des Comics ist im England der Gegenwart angesiedelt. Ein junges Paar mit großen Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft sieht den gemeinsamen Traum platzen, als beide in den Strudel der Arbeitslosigkeit geraten. Die realistische Louise zeigt sich flexibel und ergreift sofort die Initiative, um möglichst schnell wieder einen Job zu finden. Rod hingegen braucht lange, um sich damit abzufinden, dass er gefeuert wurde: nicht weil ihm ein Fehler unterlief, sondern weil er einfach nicht mehr gebraucht wird. Er lungert nur noch herum, verprasst das wenige Geld und tut nichts, weder im Haushalt noch um eine neue Arbeit zu bekommen.
In Folge entfernen sich Louise und Rod immer mehr voneinander. Schließlich platzt sogar die Hochzeit, weil Louise die Nase voll von Rods leeren Versprechungen hat. Er ist nicht mehr der Mann, in den sie sich verliebt hat. Ums Geld geht es ihr dabei gar nicht; es sind sein Selbstmitleid und dass er sich und alles vernachlässigt, was sie nicht länger erträgt. Sie zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und macht ohne ihn Urlaub, kann ihn aber ebenso wenig vergessen wie er sie.
Da das alles in einem Comic passiert, gibt es trotzdem ein Happy-End - davon können die meisten Betroffenen nur träumen. Es ist eher die Ausnahme, dass jemand wie Lousie gleich nach einer Umschulung einen Job bekommt. Viel häufiger trifft man auf genervte und arrogante Sachbearbeiter wie jene, die Rod betreut und die einen spüren lassen, das man im Moment ganz unten ist. Obwohl er beinahe auf die schiefe Bahn gerät, wendet sich doch noch alles für ihn zum Guten. Wider Erwarten bekommt er eine Stelle in seinem Metier; der etwas weitere Anfahrweg ist akzeptabel. Und er begegnet auf einer Feier sogar Louise…
Einerseits schildert der Autor und Zeichner sehr realistisch und eindringlich, wie die Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen Frust das Leben der Menschen beeinflusst, doch am Ende gibt er dem schönen Traum den Vorzug, der sich für die Wenigsten erfüllt. Will Andi Watson betroffenen Lesern damit Hoffnung machen? Kaum, denn nicht Louise, sondern Rod, der gar nichts für sich getan hat, zieht im Prinzip das große Los und stößt dadurch allen, die sich redlich bemühen und Kompromisse eingehen, vor den Kopf. Es ist tatsächlich nur ein gefälliges Ende, wie man es für sich selbst und jeden wünscht. Dadurch wird die geäußerte Kritik am Staat und den Gewerkschaften, die keine Gegenmaßnahmen ergreifen, und der arbeitnehmerfeindlichen Firmenpolitik abgemildert - schade!
Fazit:
Alles in allem ist "Breakfast After Noon" ein ungewöhnliches und kritisches Werk, das sich deutlich von der Masse der Superhelden und Mangas abhebt, die derzeit den Comic-Markt überschwemmen. Es wendet sich an die erwachsene Leserschaft, der es weniger auf farbenprächtige Bilder und Action-Szenen ankommt als auf den Inhalt. Die Zeichnungen lenken auch nicht von der Aussage ab, da sie schlicht und knapp gehalten sind. Die cartoonhaften Figuren sind Platzhalter für richtige Personen, und der Leser kann sich jeden, auch sich selbst, in ihrer Position vorstellen. Der Comic ist nicht glatt und in einer heilen Welt angesiedelt, sondern schildert die deprimierende Realität.

Breakfast After Noon
Autor der Besprechung:
Irene Salzmann
Verlag:
Modern Tales
Preis:
€ 16,90
ISBN 10:
3-936686-68-8
ISBN 13:
978-3-936686-68-5
200 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- gesellschaftskritisch
- gehobenes Niveau

- das versöhnliche Ende nimmt der Kritik etwas von ihrem Biss

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 15.08.2006 | ||||||
Kategorie: | Breakfast After Noon | ||||||
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