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Comic-Besprechung - Corto Maltese: Die Königin von Babylon

Geschichten:

Corto Maltese: Die Königin von Babylon
Autor: Martin Quenehen, Zeichner: Bastien Vives



Story:

Corto und seine Freundin Samira gehen in den Wirren nach dem jugoslawischen Bürgerkrieg auf dem Balkan der Piraterie nach. Zusammen mit einigen Komplizen wollen sie internationale Waffenschieber berauben. Doch das führt zu einer Tragödie welche Corto nicht nur einmal in Lebensgefahr bringen wird.



Meinung:

Nach Corto Maltese: Schwarzer Ozean ist Corto Maltese: Die Königin von Babylon der zweite Hommageband an den legendären Helden von Autor Quenehen und dem Zeichner Vives. Dabei ist der aktuelle Band nicht als eine direkte Fortsetzung zu verstehen, sondern als eigenständige Erzählung. Nur ein Charakter aus dem ersten Teil taucht einmal für wenige Panels auf. Insofern liegen die zwei Hommagen schon auf einer Ebene von den Werken Pratts, denn die einzelnen Corto Maltese Bände hingen auch nur lose zusammen indem einige Figuren immer wieder auftauchten. Wie etwa Rasputin. So ähnlich verläuft es auch hier. In der zweiten Hälfte taucht auch noch eine Frau in einer kleinen surrealen Szene auf die aus den Werken von Pratt bekannt ist.

Stattdessen kann man Königin von Babylon als eine Fortführung auf einer Zeitebene verstehen. Quenehen und Vives machen den Helden etwas moderner und siedeln ihre Story in den 1990er Jahren an. Dabei besitzt der Band eine erstaunliche Härte. Gerade Fans von Hugo Pratt dürften zu Beginn damit etwas fremdeln. Der Beginn ist wie eine typische Heistgeschichte aufgebaut, garniert mit sehr viel Action. Corto und seine Freundin wollen ein Schiff ausrauben. Moralisch sehen sie es dadurch gerechtfertigt da die Beute Serben gehört und der jugoslawische Bürgerkrieg noch nicht weit entfernt zurückliegt. Der Raub droht zwar katastrophal fehlzuschlagen, aber trotz aller Widrigkeiten entkommen Corto und seine Komplizen, aber wie in so vielen anderen Heistgeschichten wenden sich die Diebe gegeneinander und die Geschichte kippt in eine Rachestory. Aber hier kommt auch der atmosphärische Tenor von Pratt zum Tragen. Denn die Rache verläuft im Nichts. Wie so viele Reisen von Corto versanden sie m Nirgendwo. So ist die angepeilte Rache eigentlich nur der Anlass, sich auf die Reise zu begeben und Corto lässt sich treiben als er erkennen muss das er sie nicht bekommen wird.

Dadurch wird die Geschichte nach dem eher konventionellen und gradlinigen Beginn immer surrealer. Was sich auch in den Zeichnungen von Vives spiegelt. Sein Stil hat immer etwas Leichtes und trotz aller Reduzierungen ist Vives ein Meister darin Emotionen und Bewegungen mit den allernötigsten Strichen auszudrücken. Am Beginn ist der Stil noch detaillierter und mit vielen Graustufen versehen. Die Grau- und Schwarzstufen verschwinden immer mehr, der Strich wird reduzierter, alles verliert an Kontur und verdeutlicht wie sehr Corto verloren ist und keinen Halt besitzt. Alles wirkt flirrend und gegen Ende sind manche Panels teilweise ganz in Schwarz gehalten.

Im Grunde kann man das Ende auch als eine Wiedergeburt ansehen. Vom Actionhelden heutiger Prägung wird Corto gegen Ende zu der mythischen Figur Pratts. So liegt ein gelungener Homageband vor der die Moderne mit den Ur-Charakteristika verbindet. Vives Stil passt nicht nur hervorragend zu der Story, sondern auch als Nachfolger Pratts. Beide zeichnen reduziert und deuten oftmals nur an, können aber wenn nötig auch realistisch detailliert werden. Und wie in der Serie üblich werden hier auch realhistorische Personen mit eingebracht. Manche Leser*innen dürften sich daran stören das einige Handlungselemente versanden, gerade was die modernen Lesegewohnheiten betrifft, aber Fans der ursprünglichen Geschichten werden hier bedient, dürften aber wieder mit modernen Elementen fremdeln. Es ergänzt sich hier aber sehr harmonisch und schlägt eine gute Brücke.



Fazit:

Sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch findet der Band einen guten Weg moderne Lesegewohnheiten und die Werke Pratts miteinander zu verbinden. Puristen dürften da teils etwas mit fremdeln, aber als Hommage ist das sehr gelungen.



Corto Maltese: Die Königin von Babylon - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Corto Maltese: Die Königin von Babylon

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 24,80

ISBN 10:
3965821547

ISBN 13:
978-3965821545

192 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Verbindung Werke Pratts mit modernen Lesegewohnheiten
  • Zeichnungen
  • überraschende Wendungen
  • Auferstehung zu einem mythischen Helden
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(8 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 10.03.2024
Kategorie: Corto Maltese
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