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Comic-Besprechung - Von der anderen Seite der Mauer
Geschichten:Von der anderen Seite der Mauer
Autor: Kid Toussaint
Zeichner: Tristan Josse
Übersetzer: Fritz Walter
Story:
Der westdeutsche Geheimdienst rekrutiert im Jahr 1961 die vier besten Menschenschmuggler aus Ostberlin und zwingt sie, für den Westen die größte Massenflucht aus dem Osten zu planen. Doch können die vier einander trauen, und was steckt wirklich hinter der ganzen Aktion, die ausgerechnet am Jahrestag des Mauerbaus zur Ausführung kommen soll?
Meinung:
Thierry „Kid” Toussaint, den man auf deutsch bereits aus der Südstaatenserie „Holly Ann” oder der Jugendserie „Elles” kennen kann (beides bei Splitter erschienen), präsentiert uns hier eine Spionage-/Kriminalgeschichte mit ur-deutschem Thema: die Mauer in Berlin, die „Mauerbrecher”, wie die Fluchthelfer genannt wurden, und die meist dreckige Arbeit der Geheimdienste, die wortwörtlich hinter allem und jedem stecken und ihre Finger allüberall im Spiel haben. Und so manipuliert der BND die vier Figuren aus Ostberlin, Conrad, Julius, Ludwig und Hanna, die bisher nichts miteinander zu tun hatten, dahingehend, dass sie nun ein großes Komplott planen müssen, um nicht an die Stasi verraten zu werden. Die tatsächlichen Hintergründe der Figuren, der Anlass für den Plan und die Beweggründe des Geheimdienstes bleiben für den Leser anfangs genauso mysteriös wie für die Figuren selbst, und erst nach und nach wird das eigentliche Geheimnis gelüftet, werden die Charaktere vertieft und Zusammenhänge geklärt. Damit ist die Geschichte geschickt aufgebaut, die Spannung wird gesteigert und der Spannungsbogen bis zum Schluss straff gehalten, sodass die Story nie durchhängt, sondern den Leser bis zum Ende mitnimmt. Das gefällt mir schon mal sehr gut.
Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas geht Toussaint jedoch auch mit einer gewissen Leichtigkeit an die Geschichte heran, versucht, einzelne Szenen ein wenig zu überzeichnen, wenn nicht gar zu karikieren, wenn die zu erwartenden Stereotype tatsächlich eingesetzt werden (Schupokontrollen in der Nacht in einsamen Straßen z.B.), sodass dies nicht die bierernste und aufklärerische historische Doku geworden ist, die man als deutscher Leser (wie ich) vielleicht bereits gefürchtet hatte, sondern es ist eine unterhaltsame und stellenweise lustige, trotzdem den Ernst der Situation respektierende und sehr gut erzählte Geschichte geworden.
Das spiegelt sich nicht zuletzt auch in den Zeichnungen von Tristan Josse wieder, der einen Stil verwendet, der vielleicht ein bisschen an „Bastos & Zakuski” erinnert (von Pierre Tronchard gezeichnet, falls die Serie noch jemand kennt) oder an „Amoras” von Chanel Cambré, oder an „Soda” von Bruno Gazzotti. Also ein Semi-Funny Stil, der die Handlung immer wieder ein bisschen aufzulockern weiß, trotzdem stilecht bleibt und die Story perfekt unterstützt und umsetzt. Was will man mehr?
Josse ist im Übrigen ein junger französischer Nachwuchskünstler, der bisher, neben einer Mitarbeit an dem Kollaborationswerk „13 Batailles” erst drei Arbeiten veröffentlicht hat. Mit der vorliegenden, neuesten Veröffentlichung hat er aber meines Erachtens nach durchaus bereits seinen Stil und die notwendige Sicherheit gefunden, was man diesem Buch durchaus anmerkt.
Diese Veröffentlichung im Rahmen der neuen Reihe der „ZACK-Edition” bei Blattgold wird als Hardcover veröffentlicht, mit einer ansprechenden Versiegelung in mattem Lack, was sehr wertig wirkt.
Fazit:
Eine interessante und spannende Umsetzung des sicherlich gerade in Deutschland sehr emotional geladenen Themas der Mauerflüchtlinge, umgesetzt als Spionage- und Kriminalstory, die den Leser bis zum Schluss ausgezeichnet unterhält. Sehr zu empfehlen.

Von der anderen Seite der Mauer
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Blattgold GmbH
Preis:
€ 20,00
ISBN 10:
3949987169
ISBN 13:
978-3949987168
64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Sehr gute Umsetzung des Themas.
- Passende Zeichnungen im Semi-Funny Stil, die die Handlung etwas auflockern.


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 25.01.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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