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Comic-Besprechung - Vatermilch — Buch 2: Unter der Oberfläche

Geschichten:

Vatermilch — Buch 2: Unter der Oberfläche

Autor und Zeichner: Uli Oesterle



Story:

Der Comic-Autor Victor berichtet in dieser autobiografisch angehauchten Geschichte weiter über das Leben seines Vaters Rufus, der aufgrund von Spielschulden und einem Verkehrsunfall mit drei Toten, bei dem er Fahrerflucht begangen hatte, seine Familie verließ und auf der Straße gelandet ist. Er findet in Börni, einem anderen Obdachlosen, der in einer Suppenküche arbeitet, einen neuen Freund, der ihm hilft, wieder auf die Beine zu kommen und im Armutsmilieu ein wenig seine Stellung zu verbessern. Parallel dazu verbringt Victor ein Wochenende in den Bergen mit seiner schwangeren Frau und seinem heranwachsenden Sohn Bela, was zu allerlei Spannungen führt — nicht nur, weil Victor sich kein bisschen auf diese Tour vorbereitet hatte.



Meinung:

Uli Oesterle schafft es auch in diesem zweiten Band, den Leser zu fesseln und eine interessante und mitreissende Geschichte zu erzählen, die es versteht, einen durchgehend gut zu unterhalten. Nach dem ersten Band dachte ich: gut, jetzt ist das wesentliche erzählt, was soll im zweiten Band noch kommen? Wir kennen die Ausgangssituation: Victor steht am Grab seines ihm weitestgehend unbekannten Vaters und erzählt von einigen Dingen über das zwischenzeitlich ohne ihn vergangene Leben seines Vaters, und damit kennen wir auch bereits das Ende der Geschichte. Es scheint eigentlich klar, dass Victor nicht viel über seinen Vater wird herausbekommen können — das Leben von Obdachlosen ist in unserer Gesellschaft ja schon ganz automatisch nicht besonders gut dokumentiert. Doch Oesterle schafft es hier, mich nochmal komplett zu überraschen: sein Konzept ist es, so wird mir mit dem vorliegenden zweiten Band erst richtig klar, dennoch die gesamte, wenn auch weitestgehend fiktive Geschichte des Vaters zu erarbeiten. Das hat er zwar in dem sehr persönlichen Nachwort des ersten Bandes bereits angedeutet — es ist jedoch weit besser und spannender geraten, als ich mir das hätte vorstellen wollen. Die geschilderten Lebensumstände von Obdachlosen, die Möglichkeiten und Perspektiven, aber auch das Fehlen derselben, wird hier sehr akribisch ausgelotet und zeugt von einer sehr detaillierten Hintergrundrecherche, so will ich hier einmal unterstellen. Was ab einer bestimmten Stelle davon jetzt noch biografisch oder autobiografisch ist, und was fiktional, ist ab diesem Punkt aber im Prinzip für den Leser gleich: es ist bereits eine rundum gelungene, spannende und einnehmende Geschichte entstanden, der man sich nicht mehr entziehen kann.

Auch Oesterles Zeichenstil hat mich voll und ganz überzeugt. Seine auf den ersten Blick vielleicht etwas oberflächlich erscheinenden Zeichnungen, mit den teilweise fehlenden Begrenzungslinien bei Gesichtern und Gegenständen, die dann aber teilweise durch die Kolorierung wieder eingefangen werden, sind dies in Wirklichkeit durchaus nicht: oberflächlich. Sondern im Gegensatz sehr detailliert — wenn auch nicht hyperrealistisch. Denn da, wo es darauf ankommt, stimmen die Proportionen, die Details und auch die Gesten und Mimiken. Die Perspektiven sind geschickt gewählt, und für mich das wichtigste: die Figuren sind immer klar wiederzuerkennen. Interessant ist auch die Farbgebung in monochromen Farben, wobei je nach Handlungsort die Farben wechseln: grau, beige und schwarz (und Höhepunkte in orange) für die Geschichte des Vaters in der Vergangenheit, blau, weiß und schwarz für Victors Erzählebene. Da findet man sich auch ohne Regieangaben gut zurecht, und die Bücher lassen sich sehr angenehm lesen. 

Insgesamt soll dies, wie man dem Impressum entnehmen kann, ein Vierteiler werden, und ich bin bereits sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Ich kann den Band nur empfehlen.



Fazit:

Ein gelungenes Werk über die Abgründe der Obdachlosigkeit, aber auch über Vater-Sohn-Beziehungen und die Frage, wie viele Ticks, Marotten und Verhaltensweisen sich wohl tatsächlich vererben lassen, bzw. ob diese abfärben auf den Nachwuchs. Eine klare Empfehlung.



Vatermilch — Buch 2: Unter der Oberfläche - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Vatermilch — Buch 2: Unter der Oberfläche

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 25,00

ISBN 10:
3551711593

ISBN 13:
978-3551711595

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Eine Story, die den Leser mitreisst.
  • Gelungene Zeichnungen in einem ganz eigenen Stil.
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 29.11.2023
Kategorie: Alben
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