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Comic-Besprechung - Noir Burlesque 2
Geschichten:Noir Burlesque 2
Autor / Zeichner / Colorist: Enrico Marini
Story:
Der Unterweltboss Rex McKinty setzt Slick unter Druck einem verfeindeten Mafia-Boss etwas wertvolles zu stehlen. Um seine Schwester und seinen Neffen zu schützen bleibt Slick nichts anderes übrig als zuzustimmen, wohl wissend, dass dieser Raub auch als Fassade dient, ihn zu beseitigen. Kann er der offensichtlichen Falle entkommen? Und welches gefährliche Spiel spielt seine Ex Caprice?
Meinung:
Mit dem zweiten Band von Noir Burlesque liegt nun auch schon der Abschluss der Pulphommage vor. Der Titel macht es ja schon deutlich. Zum einen bezieht sich Enrico Marini auf den Film Noir der in den 1940ern seine Blütezeit hatte. Kein Wunder also das er inhaltlich seine Geschichte in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ansiedelt. Zum anderen steht Burlesque für einen erotischen Tanz bei dem die Tänzer*innen aber angezogen bleiben. Der erotische Höhepunkt war dabei das langsame Ausziehen langer Handschuhe, aber die Entwicklung des Striptease machte diese Form von Tanz hinfällig und erfuhr erst in den letzten Jahren eine Renaissance. Marini nutzt also für seinen Titel zwei Wörter für eine zeitliche Einordnung aber auch für die Thematik.
Schwerpunkt der Schwarzen Serie Hollywoods war die Verstrickung des Anti-Helden in undurchsichtige und tödliche Machenschaften und jeder Versuch ihnen zu entkommen einen immer tiefer hineinriss. Das Bild der Gesellschaft war dunkel, zynisch, gewalttätig und geprägt entweder von den Erfahrungen der Prohibition oder den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs, Slick, Marinis Anti-Held, ist ehemaliger Soldat der auf den Schlachtfeldern in Europa kämpfte und Krimineller der nun zu einem Coup gezwungen wird. Unter anderem durch seine Ex, eine wahre femme fatale wie sie typisch für den Film Noir ist. Somit ist Slick in einem nächtlich erotischen Tanz, Noir Burlesque, gefangen.
Durch den Titel hat man hier aber auch eine Hommage und weil Noir nicht so sonderlich zu Burlesque passt, haben wir auch gleich einen ironischen Ton. Man bekommt eine Revue mit Genreversatzstücken wobei es die große Kunst ist das es nie angestaubt wirkt, sondern man genießt sie und freut sich über eine moderne Erzählweise während die großen Klassiker unbewusst im Hintergrund laufen. Der desillusionierte Held soll einen Raub begehen und das führt im Grunde zu einer Heist-Story. Während das Subgenre des Heist aber davon lebt wie eine Gruppe ausgewählter Spezialisten einen raffinierten Raub planen bei dem dann doch alles schief geht und jeder jeden versucht, über das Ohr zu hauen, ist das hier nebensächlich. Im Grunde ist der Raub nur der dramaturgische Aufhänger an dem sich die Charaktere und deren Entwicklung und Konflikte entlanghangeln.
Spannung entsteht nicht durch die Raffinesse des Raubes, sondern wie der Held den Fallstricken und Situationen entkommen will. Richtig spannend wird es weil es im Noir durchaus sein kann das der Held stirbt und so kann man sich hier der Hauptfigur und seiner Familie nicht sicher sein. Im Grunde ist aber die Story nebensächlich und die Geschichte wird mehr von den Charakteren getragen. Sie sind mehr als Schablonen. Sie scheinen zwar Typen zu sein, bekommen aber immer mehr Konturen und vermögen teils recht zu überraschen. Das führt zu einer hohen Dynamik, teils auch Ironie und Spannung weil dann die gewalttätigen Szenen eine höhere emotionale Spannung erschaffen.
Man soll sich nicht täuschen lassen: es wird hier blutig und gerade die zweite Hälfte strotzt vor Action. Vor allem lebt der Band von den hervorragenden Zeichnungen von Marini, wo die relativ dürftige Story an sich zunehmend unwichtig wird. Die Farbgebung ist sepiafarben und verströmt den Hauch der alten Filme und Fotografien wobei vor allem die Farbe Rot noch genutzt wird, um Akzente zu setzen. Aber auch andere Farben setzen dann noch Akzente wobei das Sepiaartige überwiegt. Die Emotionen werden geschickt durch die Augen vermittelt und es braucht da keine exaltierte Mimik, gerade bei der weiblichen Heldin. Es gibt hier kaum ausladende Gestik oder Mimik, aber die Emotionen sind immer klar und die Figuren lebendig. Bei den Actionszenen ist der Seiten- und Panelaufbau hervorragend und die Zeichnungen sind im Ganzen eine Pracht. Wunderschöne Frauen konnte Marini immer schon zeichnen und hier verlassen sie ihre Opferrolle und entwickeln einen faszinierenden Sog. Ein sehr starker Comic. Zugreifen.
Fazit:
Eine starke Hommage an den Film Noir wobei weniger die Story als die Charaktere und vor allem die Zeichnungen zu begeistern wissen.
Noir Burlesque 2
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 24,00
ISBN 10:
3551763569
ISBN 13:
‎ 978-3551763563
136 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Zeichnungen
- interessante und überraschende Charaktere
- Action und Spannung
- Hommage
- Story an sich relativ dünn
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(7 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 20.11.2023 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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