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Comic-Besprechung - Liberty Bessie 1: Eine Pilotin aus Alabama

Geschichten:
Liberty Bessie 1: Eine Pilotin aus Alabama
Autor: Jean-Blaise Djian, Pierre-Roland Saint-Dizier, Zeichner / Colorist: Vincent


Story:
Alabama 1948. Bessie ist eine junge, zudem farbige, Frau die in der männerdominierten Welt einem nahezu unmöglichen Traum nachhängt: sie will Pilotin werden. Damit eifert sie ihrem Vater nach der nach einem Einsatz während des Zweiten Weltkriegs als tot gilt. Eines Tages erreicht die Familie allerdings ein Paket aus Frankreich mit Gegenständen aus dem Besitz von Bessies Vater. Um dieser Spur zu folgen, entschliesst sich Bessie nach Frankreich zu reisen, um dort ihren Vater zu finden.


Meinung:
Liberty Bessie, eine auf zwei Bände angelegte Geschichte, besitzt ein durchaus spannendes Thema. Es geht um eine junge Frau die unbedingt Pilotin werden will, um ihrem geliebten Vater nachzueifern. Klingt erst einmal nach nicht sonderlich Besonderem. Doch die Geschichte spielt in den 1940er Jahren als es für Frauen nun wirklich nicht üblich war, einen solchen Beruf zu ergreifen und enorm Courage haben mussten, um sich in der von Männern dominierten Sparte durchzubeißen. Zudem ist Bessie noch Schwarz und muss damit auch dem Rassismus entgegentreten.

Das alles ist schon genügend Stoff für eine dramatische Entwicklungsgeschichte welche man als sehr aktuell ansehen kann. Noch immer haben Frauen nicht die Gleichberechtigung erlangt und müssen sich in technischen Berufen behaupten und die geistigen und strukturellen Barrieren niederreißen. Noch immer gibt es, einen leider wieder erstarkenden, Rassismus, und beides führt zu einer Erniedrigung und Diskriminierung die schnell auch auf das Sexuelle in Form von Belästigung ausarten kann. Man hätte also ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft in einem historischen Setting erwarten können, welches gerade Leserinnen Mut machen könnte.

Dazu zählt auch der Rückgriff auf die schwarzen Piloten im Zweiten Weltkrieg. Damals wurde eine Einheit von Kampffliegern gegründet die rein aus farbigen Männern bestand und geheim gehalten wurde. Man wollte es den anderen Piloten und Soldaten nicht zumuten von Farbigen gerettet zu werden und verschwieg deren Hauptfarbe. Um zumindest etwas Identität zu bekommen, malten die Piloten das Heck ihrer Maschinen rot an und bekamen so den Namen Red Tails. Deren Schicksal übrigens auch in einem gleichnamigen Film erzählt wird. Dieser Rückgriff ist insofern relevant da der Vater der Heldin einer dieser Piloten war und seine Maschine nach seiner Tochter „Liberty Bessie“ taufte.

In Kombination mit der Entwicklung seiner Tochter hätte man hier also ein gutes Drama über Selbstfindung in rassistischen Zeiten machen können, doch man muss ja auch eine Geschichte erzählen. So kommen während der Flugausbildung und während der ersten Aufträge der Heldin als Pilotin viele Abenteuerelemente vor die man aus Fliegercomics wie Buck Danny aber vor allem Aeropostale kennt. Leider sind diese Szenen hier zeichnerisch nicht sonderlich dynamisch ausgefallen. Dafür sind sie zu flächig und zu glatt und geben den Actionsequenzen nicht genügend Raum. Auslöser für diese Abenteuerelemente ist die Suche der Heldin nach ihrem verschollenen Vater. Ja, es muss eine Geschichte erzählt werden. Ja, es braucht einen handlungsauslösenden Katalysator. Aber diese Suche, das Abenteuer verwässert das Thema und überfrachtet die Geschichte. Dabei ist es insbesondere recht ärgerlich das die Emanzipation dieser mutigen und sympathischen Frau insofern gemildert wird, weil sie sich zu oft auf andere verlässt und eigentlich immer von Männern unterstützt wird. Selbstfindung, Selbstbestimmung und Emanzipation geht also nur mit männlicher Hilfe? Es überrascht auch das Bessie in Frankreich anscheinend keinerlei Rassismus entgegentritt, sondern „nur“ geschlechtliche Diskriminierung. All das hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack, obwohl doch ein gewisser Zauber in den Zeichnungen liegt. Da wäre weitaus mehr drin gewesen.


Fazit:
Eine sehr sympathische Heldin und deren spannende Entwicklung wird leider durch eine überfrachtete Geschichte niedergedrückt welche auch Aspekte der behandelten Themen Hohn spricht.


Liberty Bessie 1: Eine Pilotin aus Alabama - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Liberty Bessie 1: Eine Pilotin aus Alabama

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 16

ISBN 10:
3962194061

ISBN 13:
978-3962194062

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sympathische Heldin
  • Flair der Zeichnungen
  • Themen der Emanzipation und Rassismus
Negativ aufgefallen
  • überfrachtete Geschichte
  • abgemilderte Emanzipation
  • Fliegerszenen nicht immer dynamisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 10.05.2020
Kategorie: Alben
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