In der Datenbank befinden sich derzeit 18.749 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Bei Gefallen auch mehr
Geschichten:Bei Gefallen auch mehr
Autor / Zeichner / Colorist: Dominique Goblet, Kai Pfeiffer
Story:
Eine Frau mittleren Alters wurde von ihrem Mann verlassen und sie hat sich von ihrer Tochter entfremdet. Um einen neuen Partner zu finden, meldet sie sich im Internet bei einer Partnerbörse an. Doch kann sie alte Verhaltensmuster überwinden, um einen wirklichen Neuanfang zu starten?
Meinung:
Dominique Goblet ist Belgierin, Kai Pfeiffer Deutscher und beide sind in der Comicavantgarde ihrer jeweiligen Herkunftsländer sehr aktiv. Zudem sind, oder waren, beide Dozenten an Hochschulen und gaben Kurse in der Herstellung von Comics und sind natürlich auch selber Schaffende in dem Medium. Sie beschränken sich aber nicht nur auf das Medium Comic, sondern auch mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen. Schon vor dem vorliegenden Band haben die beiden zusammen gearbeitet.
Irgendwann fingen sie an sich abwechselnd Comicseiten zu mailen und als Antwort kamen Seiten zurück die assoziativ zu den gelesenen entstanden. So entspann sich langsam ein Dialog innerhalb von Bildern die irgendwann eine Geschichte ergaben.
Nun ist das als dickes Album unter dem Titel Bei Gefallen auch mehr zu lesen. Dabei fällt es gar nicht auf, dass es ein Dialog war und auch die stilistischen Unterschiede sind so gering, dass man nicht weiß wer von den beiden welche Seiten gestaltet hat. Zumindest wenn man mit den bisherigen Arbeiten nicht vertraut ist. Die Entstehungsgeschichte des Bandes erklärt jedenfalls zur Genüge den assoziativen Charakter der Erzählung. Wobei Erzählung eigentlich nicht das passende Wort ist. Erst sehr spät entwickelt sich so etwas wie eine Handlung. Für viele Leser dürfte das zu spät sein da sie schon entnervt aufgegeben haben.
Dabei wäre bei dem Thema, die Suche nach einem Partner über die Singlebörsen im Internet, eine schöne Satire oder ein Drama drin gewesen. Die Frau, die hier nur unter ihrem Internetpseudonym „Die Mutter“ bezeichnet wird, ist von ihrem Singledasein angeödet. Aber eigentlich scheint sie sich nicht wirklich nach Liebe und Nähe zu sehnen, sondern will mit der Hilfe eines Partners die Trümmer ihres Lebens kitten und Ordnung schaffen. Durch die vielen Anspielungen wird aber darauf hingewiesen, dass sie aufgrund ihrer charakterlichen Eigenschaften selber dazu beigetragen hat zu dieser Zerstörung beigetragen zu haben. Etwa in dem Verhältnis zu ihrer Tochter die sie immer wieder emotional zurückweist, sich nach ihr sehnt, aber als sie dann wieder zu Besuch kommt, wieder zurückweist, also in die alten Verhaltensmuster zurückfällt. Die Heldin ist alles andere als sympathisch, was dazu führt, dass man nicht mit ihr mitleidet. Auch der abstrakte Charakter des Bandes verhindert eine Empathie. Vor allem da man sich aufgrund des arg artifiziellen, ja prätentiösen, Charakters der Gestaltung nicht Wiedererkennen kann. Das assoziative Erzählen ist sehr anstrengend. Zwar bekommt man immerhin wieder einen fordernden Band in dem man sich die Geschichte, die Story selber aneignen muss, aber leider laden die einzelnen Bilder nicht zum längeren Verweilen ein. Oft sind sie krakelig, wiederholen sich oft in der Thematik und wirken unausgereift. Da kann man das spontane Entstehen heranziehen. Und irgendwer hat ein Riesenfaible für Hummer. Als ob er oder sie zeigen wollte, dass er oder sie wirklich gut Hummer zeichnen kann. Sie tauchen gefühlt auf jeder dritten Seite auf. Also müssen sie eine Symbolik haben, da es so aufdringlich ist. Erst sehr spät, auf den letzten Seiten, wird diese Symbolik in der Tat deutlich, soll hier aber noch nicht verraten werden.
Was bleibt also dem Leser nach dem Betrachten, Lektüre kann man nicht sagen, dieses Experiments außer Verwirrung und möglicher Enttäuschung? Hummer.
Fazit:
Hummer. Das bleibt als ein Eindruck übrig. Ansonsten ist dieses Experiment des gegenseitigen Dialogs mit Comicseiten zwar interessant und fordernd, aber es ergibt sich keine Geschichte und keine Empathie. Und auch die Zeichnungen laden nicht gerade zum Verweilen ein. Schade.

Bei Gefallen auch mehr
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 39,95
ISBN 10:
3945034213
ISBN 13:
978-3945034217
176 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Symbolik
- fordernde Selbstaneignung der Story

- keine Empathie
- Chance für Satire oder Drama vertan
- keine Bilder zum Verweilen
- unsympathische Charaktere

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
Keine Bewertung vorhanden | ||
|
|
|||||||
Rezension vom: | 23.03.2019 | ||||||
Kategorie: | Independent | ||||||
|
|||||||
Leseprobe | |||||||
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier... | |||||||
Das sagen unsere Leser | |||||||
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser. |
?>