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Comic-Besprechung - Arsène Schrauwen

Geschichten:
Arsène Schrauwen
Autor / Zeichner / Colorist: Olivier Schrauwen


Story:
Arsène Schrauwen ist ein junger Mann aus Belgien der 1947 sein Heimatland verlässt und sich nach Afrika begibt. Dort will er seinen Cousin unterstützen der plant, inmitten des afrikanischen Dschungels eine Modellstadt zu errichten. Als dem Cousin jedoch die Leitung entzogen wird, sieht sich der unbedarfte und unsichere Schrauwen plötzlich der Aufgabe gegenüber das Projekt voranzutreiben.

Meinung:
Arsène Schrauwen ist eine Graphic Novel die am Anfang durchaus etwas abschrecken kann. Da wäre zum einen der etwas nichtssagende Titel, der keinerlei Rückschlüsse darauf zulässt, was man inhaltlich erwarten kann. Zum anderen lässt der erste flüchtige Blick beim Blättern in dem Buch dieses etwas sperrig daherkommen. Schließlich sind die Zeichnungen nicht gerade gefällig und wirken etwas verquer und teilweise auch statisch. So mancher mag dann das Buch wieder in das Regal zurückstellen.

Was aber ein großer Fehler wäre da man ein einzigartiges Vergnügen verpassen wird. Zunächst mal zu dem Titel, der direkt auf den ersten Seiten erklärt wird: Arsène Schrauwen ist ein Name. Und zwar des Großvaters von dem Autor und Zeichner der Graphic Novel Olivier Schrauwen der hier ein Abenteuer erzählt. Welches so aberwitzig ist, das man kaum glauben mag, dass der Großvater dieses wirklich erlebt hat. Und vor allem seinem Enkel so offen davon erzählt haben mag. Übrigens werden schon auf eben denselben ersten Seiten die Vorzüge der Zeichnungen mehr als deutlich. Denn sie unterstützen nicht einfach nur das, was im Dialog oder im Kommentar erzählt wird, sondern haben immer auch eine zusätzliche Ebene, welche den Ereignissen sowohl eine Deutung, aber vor allem auch eine herrliche Ironie verleiht. In einer Szene etwa verhält sich Schrauwen auf eine peinliche Art und Weise und fühlt sich wie ein Esel. Da ist es nur logisch das er in einem Panel auch als ein Esel gezeichnet wird. Später wird das aber nicht einfach nur platt wiederholt. Stattdessen ist der Held dann einfach als ein Esel gezeichnet und der Leser weiß haargenau durch den ersten Einsatz des Stilmittels wie sich die Figur fühlt.

Generell punktet die Graphic Novel mit Witz und guten Einfällen. Auf keiner Seite wird es langweilig, sondern verliert sich immer mehr in den Zeichnungen die manchmal surreal, manchmal kubistisch, manchmal cartoonartig und manchmal so reduziert daherkommen, dass das Auge schon fast Mühe bekommt, die einzelnen Striche und Punkte zu einem zusammengehörigen Etwas zu verbinden. Aber immer sind gute Einfälle zu finden.

Auch auf der Ebene der Geschichte an sich werden Klischees weitgehend vermieden die aber im Hintergrund immer mitschwingen. Arsène Schrauwen ist nach Afrika gereist, um dort einem Cousin beizustehen, der mitten im Dschungel eine Stadt bauen will, die architektonisch einzigartig werden soll. Man kann wohl keine Geschichte mehr schreiben die in Afrika spielt und in der keine Klischees mitschwingen. Hier kommen sie nicht zur Sprache, aber man wartet mehr oder weniger auf sie. Und ist dann doch überrascht, wenn etwa die Europäer von Einheimischen überfallen werden und alles gänzlich anders als erwartet verläuft.

Allerdings ist es schon fast auch symptomatisch für einen belgischen Zeichner, dass er die Kolonialpolitik an sich nicht zur Sprache bringt. Auch heute noch werden in Belgien die Verbrechen der Kolonialherrschaft im Kongo verschwiegen. Hier schwingen die im Hintergrund mit. Allein schon die Vermessenheit mitten im Dschungel eine extravagante Stadt bauen zu wollen, zeigt von dem Unsinn des Kolonialismus und erinnert vom Irrwitz her an den Film Fitzcarraldo. Aber wie gesagt: da die Kolonialverbrechen Belgiens hier nicht zur Sprache kommen wirkt es nur grotesk und einigermaßen harmlos.

Auch ist die Reise des Helden keine in das Herz der Finsternis wie in dem Roman bei Joseph Conrad, indem das Unbekannte das Böse oder die Seele der Helden offenbart. Vielmehr liegt eine humoristische Entwicklungsgeschichte der Hautfigur vor, der zunehmend an Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnt. Aber ob er einen charakterlichen Wandel durchmacht kann nicht beurteilt werden, da ein solcher Einblick weitgehend fehlt. Zu sehr wird dann die bei genauerer Betrachtung recht einfache Story durch die Zeichnungen erdrückt. Einfach jede Seite hat hier gute visuelle Einfälle die ironisch sind und dem ganzen trotz steriler Zeichnungen eine ungeheure Dynamik verleihen. Und gerade die graphische Ebene ist es, die diesen Band zum Erlebnis werden lässt, trotz einiger kleinerer dramaturgischer Schwächen.


Fazit:
Wenn man sich darauf einlassen kann, wird man mit einer visuellen Einfallsfreude belohnt, die aber nur spärlich die dramaturgischen Mängel überdecken kann. Aber der Witz und das Surreale ziehen einen unweigerlich in seinen Bann.

Arsène Schrauwen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Arsène Schrauwen

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 39

ISBN 10:
3956400771

ISBN 13:
978-3956400773

260 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • Witz und Phantastik
  • Vermeidung von Klischees
Negativ aufgefallen
  • recht einfache Story
  • Verschweigen der Kolonialherrschaft
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 27.07.2016
Kategorie: Alben
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