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Comic-Besprechung - Die Straßenkinder von Montmartre
Geschichten:Die Straßenkinder von Montmartre (POULBOTS)
Autor, Zeichner: Patrick Prugne, Übersetzung: Marcel Le Comte
Story:
Montmartre ist ein kleiner Hügel vor Paris. Hier sammeln sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Künstler. Darunter auch Francisque Poulbot, der vor allem die Straßenkinder in seinen Zeichnungen darstellte.
Meinung:
Straßenkinder in seinen Zeichnungen darstellte.
Man kennt ja Geschichten wie "Oliver Twist", in denen es um das Schicksal von Kindern zu Beginn des Industriezeitalters geht. Damals lebten viele von ihnen auf der Straße. Der Franzose Francisque Poulbot hat zeit seines Lebens, er lebte von 1879 - 1946, diese Kinder, die in Montmartre lebten, dargestellt. In "Die Strassenkinder von Montmartre" erlebt man, wie es zu der damaligen Zeit zugegangen ist. Der Band wird von Patrick Prugne ("Die Herberge am Ende der Welt") gezeichnet und illustriert.
Es ist die Geschichte von Jean, dem Sohn eines aufstrebenden, mittelständischen Bauunternehmers. Dieser ist mit der schulischen Leistung seines Sprosses nicht zufrieden und nimmt ihn mit auf ein Grundstück, wo er bald etwas bauen möchte. Doch dort lebt schon eine Gruppe von Straßenkindern, die ihn vertreiben und Jean als Geisel nehmen. Was für eine wunderbare Fügung der Ereignisse ist.
"Die Strassenkinder von Montmartre" ist ein merkwürdiges Album. Auf der einen Seite sind die durchaus gelungenen Illustrationen von Patrick Prugne. Auf der anderen Seite ist da die Story, die allerhöchstens rudimentär vorhanden ist.
Das Problem bei der Geschichte ist, dass man irgendwie nicht weiß, was der Plot ist. Ist es die Story von Jean, der quasi freiwillig gekidnappt wird, um seinem tyrannischen Vater zu entkommen? Sind es die Poulbots, wie die Straßenkinder auch genannt werden, die den Fortgang der Ereignisse bestimmen? Ist es der Künstler Francisque Poulbot, um den sich alles dreht? Oder sind es alle drei, die für die Narration zuständig sind?
Vermutlich ist letzteres der Fall und das Problem. Denn dadurch wirkt die Story zerfasert. Es kommt kein richtiger Lesefluss auf, weil die Ereignisse einfach irgendwie willkürlich und zufällig wirken.
Wenn man sich ein wenig mit den Extras des Bandes beschäftigt, dann fällt einem auf, dass eine Intention des Künstlers wohl war, möglichst viele Cameos berühmter Persönlichkeiten jener Zeit zu haben. Wiederholt tauchen Personen auf oder werden Namen genannt, die zu der damaligen Zeit einen gewissen Klang hatten. Doch auch das trägt dazu bei, dass die Story zerfasert wirkt. Denn als Nicht-Franzose wird man seine Schwierigkeiten haben, all diese Namen einzuordnen.
Es ist jetzt nicht so, dass die Story des Spiels vollständig Schrott ist. Es gelingt dem Künstler im Gegenteil sogar Jean sehr gut darzustellen. Man merkt dem Burschen seine Frustration über seinen ignoranten Vater an. Und wie er in der Gesellschaft der Straßenkindergang förmlich aufblüht. Auch wenn seine Bildung und Herkunft sich durchaus bemerkbar machen. Gleichzeitig sorgt sein Aufenthalt bei dieser Gruppe dafür, dass er selbstbewusster wird.
Ebenso ist die Story durchaus humorig. Wenn etwa der strenge Herr Gevatter in eine Toilette fällt, die keinen Grund hat, fühlt man sich an diverse Leinwandstreifen erinnert, wo die Kinder sich gegen ihre älteren Herren mit diversen Streichen durchsetzen konnten. Man wird also manchmal gut lachen können.
Doch dann geht einem auf, das bis auf Jean eigentlich keine andere Figur näher charakterisiert wird. Im Gegenteil: Sie kriegen Namen und einen gewissen Status. Mehr aber auch nicht. Und das ist so frustrierend.
Gleichzeitig ist die Geschichte sehr kurz. Sie nimmt nur die Hälfte des Bandes ein. Die andere Hälfte wird hauptsächlich durch die vielen Skizzen und der Kurzbiografie von Francisque Poulbot eingenommen. Doch ob das die 17.80€ rechtfertigt, die dafür verlangt werden …?
Die Illustrationen von Patrick Prugne haben ihren Charme. Vor allem die Wasserkolorierung verleiht den Zeichnungen ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Gleichzeitig sind die Zeichnungen auch etwas cartoonig, was den heiteren Tonfall unterstützt. Der Künstler übertreibt zwar nicht bei den Darstellungen. Doch er trifft immer exakt die richtige Darstellungsart.
Es ist schade, aber mehr als ein "Gähn" ist der Band nicht.
Fazit:
"Die Straßenkinder von Montmartre" ist ein merkwürdiges Album. Die Illustrationen sind großartig, doch die Story ist rätselhaft, um es milde auszudrücken. Man weiß nicht, was der Autor möchte oder wer die Stars der Geschichte sind. Das Ergebnis ist eine dünne Erzählung, die zwar humorige Töne hat, aber nicht überzeugen kann. Vor allem deshalb nicht, weil sie nur die Hälfte des Albums einnimmt. Die andere Hälfte wird durch Skizzen und eine Kurzbiografie eingenommen.
Die Straßenkinder von Montmartre
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Splitter
Preis:
€ 17,80
ISBN 13:
978-3-95839-226-7
80 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Sehr gute Zeichnungen
- Humorige Story
- Dünne Story
- Story ist außerdem zerfasert
- Worum geht es in dem Band?
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 18.07.2016 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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