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Comic-Besprechung - In God we trust
Geschichten:In God we trust
Autor / Zeichner: Winshluss, Colorist: Fred Boniaud, Annomane
Story:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, alles was kreuchte und fleuchte und als er schließlich den ersten Menschen erschaffen hatte, betrachtete er ihn und kam zu dem Ergebnis: "Hmm...voll in die Hose gegangen." Kein Wunder das ihm dann auch später die Menschen nichts als Verdruß bereiten. Wozu auch sein Sohn gehört. Aber das ist nichts gegen die Kirche, welche sein Wort falsch versteht.
Meinung:
Im Grunde müsste auf dem Cover ein großes Warnschild kleben, dass fett prangend „Satire“ verkündet. Auch wenn das dann die schöne Gestaltung verderben würde. Jedenfalls dürfte In God we trust wieder eine uralte Diskussion wieder beleben die dann wie Lazarus aus ihrem Grabe aufersteht und sich in den aktuellen Diskurs um Schmähgedichte einfügen dürfte. Schließlich geht es um nichts weniger als die Frage was Satire kann und vor allem darf. Auf der einen Seite stehen dann die Befindlichkeiten einzelner Personen, egal ob nun ein Ministerpräsident oder eine Institution, und auf der anderen die Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit. Das hatte gerade auch im Bereich der Satire immer auch schon das Bundesverfassungsgericht beschäftigt welches sich dann zum Glück oftmals auf die Seite der Kunst und der Presse geschlagen hat.
Aber es kann niemand sagen, dass er nicht gewarnt worden sei, bevor er oder sie In God we trust aufgeschlagen hat. Denn es geht hier nicht zur ziemlich respektlos zu, sondern auch ziemlich böse. Wann jeweils eine bestimmte Grenze überschritten worden ist, bleibt immer dem jeweiligen Leser überlassen. Aber für streng gläubige Menschen ist dieser satirische Rundumschlag beileibe nichts.
Dabei sollte man immer unterscheiden zwischen dem Glauben an sich und der Institution Kirche. Letztere ist, zynisch formuliert, eine Marketingmaschine, welche den Glauben auch gerne mal in ihrem Sinne verfälscht. Allein welche Texte in die Bibel aufgenommen worden sind, was während eines der ersten Konzile eines her Hauptthemen war, ist eine, gelinde gesagt, Fälschung. Und die nicht übernommenen Texte, die Apokryphen, widersprechen teilweise dem, was im Kanon, also dem geläufigen Bibeltext, aufgeführt ist. Kirche hat immer auch etwas mit Macht zu tun. Kein Wunder das sie dann ein gern gesehenes Objekt für die Satire ist.
Aber was den Glauben an sich betrifft sollte man vorsichtig sein, denn da kann man einen gefährlichen Nerv treffen. Und das der Autor und Zeichner in Personalunion Winshluss eben nicht ist. Denn hier geht es nur ab und zu um die Kirche, zum Beispiel in sehr boshaften gefakten Werbeanzeigen, sondern vielmehr um biblische Geschichten. Und was einem da präsentiert wird, ist teilweise schon bösartig, zeigt aber gleichzeitig der heutigen Gesellschaft den Spiegel auf. Was dann weniger die Bibel und den Glauben an sich zum Gespött macht, sondern unser aktuelles Werte- und Glaubenssystem, welches sich aus anderen, für modern gehaltene Quellen zusammensetzt. Manche biblischen Aspekte sollen hier modernisiert werden und transportieren einzelne Aspekte in die Jetztzeit. Damit wird auch darauf verwiesen das populäre Mythen oder Figuren durchaus Archetypen und Aspekte aus der Bibel abgelöst und ersetzt haben. So tritt hier etwa Conan der Barbar auf und kämpft wie manche biblische Helden. Zum Beispiel David. Auch Superman wird in einer deftigen Satire benutzt, um in einem Crossover gegen Gott höchst selbst anzutreten. Superman werden eh immer göttliche Kräfte zugeschrieben, Conan ist ein archaischer Charakter und der Körperkult an sich wird auch thematisiert und nicht nur auf diese beiden Ikonen gemünzt. Stattdessen wird geschildert wie es Jesus ergangen wäre wenn er ein Narziss und ein Bodybuilder gewesen wäre und nicht seine Lehre sondern die des Körperkultes verbreitet hätte.
Bezeichnend in diesem Band sind da die Szenen wie ein himmlisches Managerteam, mit einem gelangweilten Gott als Vorstand, ein Marketingkonzept entwickeln wollen. Mit dem Zweck die modernen Jugendlichen wieder an die Bibel heranzuführen. Was dazu führt, dass einige biblische Geschichten umgeschrieben werden. Folglich besteht dann das ägyptische Heer aus Kampfrobotern und Moses kann Laserstrahlen aus seinen Fingern verschießen.
Jedenfalls macht auch der Stil schon klar, der sehr an den amerikanischen Underground etwa eines Robert Crumb erinnert, dass man hier mit allem rechnen kann. Das ist stellenweise urkomisch und manchmal guckt man fast schon verschämt über die Schulter ob man von jemand anderen beim Lachen erwischt worden ist. Denn neben dem offensichtlichen Reiz der Provokation und der lustigen Satire, geht es doch um durchaus ernste Themen und der Band zeigt nicht eine etwaige Lächerlichkeit des eigentlichen Stoffes auf, sondern vielmehr was die Kirche und die Popkultur daraus gemacht und wie weit sich das schon von der Vorlage entfernt hat. Insofern ist hier ein satirisches Glanzstück gelungen.
Fazit:
Ein satirisches Glanzstück, welches aber in seinen teilweise durchaus bösen Gags die religiösen Gefühle mancher verletzen dürfte. Allerdings gelingt es in einer einzigartigen Weise der heutigen Gesellschaft mit biblischen Themen einen Spiegel vorzuhalten.
In God we trust
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 29,95
ISBN 10:
3945034418
ISBN 13:
978-3945034415
104 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- glänzende Satire
- Referenzen auf Popkultur und Archetypen
- Gesellschaft wird Spiegel vorgehalten
- Undergroundflair
- manche Leser dürften in religiösen Gefühlen verletzt werden
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Rezension vom: | 12.07.2016 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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