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Comic-Besprechung - Der marokkanische Frühling 1
Geschichten:„Band 1: Lockruf Tanger“
Autoren: Fabien Nury und Maurien Defrance
Zeichner: Fabien Bedouel und Merwan
Farben: Romain Trystram
Der Beginn des 20. Jahrhundert hatte es wirklich in sich. Erster Weltkrieg, Ende der Kolonialzeit und Freiheitsbestrebungen wohin man nur guckte. Darunter befanden sich auch die Berberstämme im nördlichen Afrika, welche die britische Besatzung abstreifen wollten.
Fabien Nury, unter anderem vom ZACK-Bestseller "Es war einmal in Frankreich" bekannt, und Maurien Defrance haben sich dieses Setting für ihre Geschichte "Der marokkanische Frühling" ausgewählt. Unterdrückung und Revolte bieten sich immer als gute Komponenten für eine spannende Erzählung an. Dem Drang nach Selbstbestimmung schließen sich im vorliegenden Comic zwei französische Soldaten an, die den ersten Weltkrieg zusammen im Schützengraben überlebt haben. Dort wurde ein Pakt geschmiedet, bei dessen späterer Umsetzung sie sich in einem Schmugglerboot auf dem Weg Richtung Nordafrika wiederfinden. Doch bevor die Beiden Geld mit dem Verkauf von Waffen an die Berber verdienen können, müssen sie erst einmal die britische Handelsblockade durchbrechen.
Die Geschichte spielt folglich in einem brisanten Umfeld, wo die europäischen Staaten sich gegenzeitig bekämpfen und teilweise weit entfernt der Heimat die eigentlichen Schauplätze liegen. Mit den Hauptfiguren, Calixtus von Prampeand und Leon Matilo, werden zwei unterschiedliche Charaktere eingeführt, deren Lebensvorstellungen bereits im Schützengraben kollidieren. Auf der einen Seite der wohlerzogene adelige Calixtus und auf der anderen Seite der Kleinganove Matilo aus Korsika. Für den Leser gibt es hiermit bereits zwei Identifikationspunkte, deren Stellenwert im Laufe der Geschichte wechselt. Angst wird zu Mut, was sich besonders beim Sinneswandel von Calixtus widerspiegelt. Dieser schmeißt alles hin, kehrt der Familie den Rücken und sucht sein Glück im Aufstand der Berber.
Fabien Nury hat somit nicht nur einen spannenden geschichtlichen Hintergrund gewählt, sondern auch zwei Figuren entwickelt, die sich im Grunde genommen in fast allem unterscheiden. Dennoch ergibt sich schnell eine untrennbare Symbiose, welche die Story auf den Berber-Konflikt fokussiert und nicht versucht durch Konflikte auf Gefühlsebene zu trumpfen.
Dies sorgt für mächtig viel Action, bei welcher sich die beiden Ex-Soldaten in verschiedene Hinterhalte wiederfinden, unzählige Male in Gewehrmündungen starren und dem Tod dennoch irgendwie von der Schippe springen. All dies kann im Grunde genommen nur durch den enormen Antrieb von Calixtus erklärt werden, der sich von nichts und niemanden aufhalten lässt und dadurch Sympathiepunkte beim Leser erntet.
Die Geschichte der beiden Europäer in einem afrikanischen Freiheitskampf ist folglich sehr spannend und vollgepackt mit Überraschungen. Bereits der Start der Story in den schlammigen Schützengräben des 1. Weltkrieges überzeugt durch kurzweilige Erzählungen und einer brachialen Action, wo die Panels mit Granateneinschlägen und Mündungsfeuer randvoll gefüllt sind.
Der anschließende Zwischenteil bietet sich zum kurzen Luftholen an, bis die Geschichte zum eigentlichen Hauptthema gelangt. Bis dahin hat der Leser die beiden Männer bereits ins Herz geschlossen, so lebenslustig und mutig agieren sie. Der weitere Verlauf beinhaltet dann eigentlich alles, was man von einem guten Abenteuercomic erwarten dürfte. Fremde Länder, mutige Charaktere, politische Verstrickungen und natürlich Überfälle, Schusswechsel und brenzlige Situationen.
Die grafische Seite kann ebenso überzeugen. Die Zeichnungen sind überwiegend auf die Figuren ausgerichtet, der Blickwinkel wechselt mit jedem Panel und die Gesichtsausdrücke zeigen deutlich Trauer, Wut, Freude und Enttäuschung. Lediglich die fehlende Hintergrundgestaltung vermindert etwas den positiven Eindruck. Mit der zurückhaltenden matten Farbgebung passt Romain Trystram jedoch die Grafik auf gelungene Weise der staubigen und trostlosen Landschaft im Gebiet der Berber an.
"Der marokkanische Frühling" ist ein lesenswerter Comic, der von der ersten Seite an fesselt und den Leser regelrecht mitreist in ein turbulentes Abenteuer über einen von der Weltöffentlichkeit seit langem vergessenen Konflikt.
Der marokkanische Frühling 1
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Schreiber und Leser
Preis:
€ 24,80
ISBN 13:
978-3-943808-88-9
128 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- interessanter geschichtlicher Hintergrund
- zwei charismatische Hauptfiguren
- Actionreicher Inhalt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 18.02.2016 | ||||||
Kategorie: | Der marokkanische Frühling | ||||||
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