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Comic-Besprechung - Die Expedition 1: Der Löwe Nubiens

Geschichten:
Die Expedition 1: Der Löwe Nubiens
Autor: Richard Marazano, Zeichner / Colorist: Marcelo Frusin


Story:
Ägypten steht unter römischer Herrschaft und in dem ägyptischen Volk gärt es. Eines Tages wird ein Boot an das Ufer des Nils getrieben indem ein kostbar ausgestatteter und merkwürdig tätowierter Toter liegt. Im Geheimen wird eine Expedition ausgerüstet, die sich aufmachen soll tief in das unbekannte Afrika einzudringen um herauszufinden woher der Tote stammte.


Meinung:
Im Abenteuergenre droht oft eine Art Kolonialromantik welche den Imperialismus historisch revidiert indem sie ihn verharmlost und nur als Staffage benutzt. Als Beispiel hierfür kann man etwa Tarzan nehmen. Der Held ist ein Weißer der meistens die Interessen anderer Weißen in Afrika durchsetzt. Zwar ist Tarzan naturverbunden und behandelt die Eingeborenen als Freunde, aber dennoch ist die historische Epoche als eine Art Sehnsuchtsort für Abenteuer dargestellt und da Tarzan ein Weißer ist, wird impliziert das die Schwarzen ihre Probleme nicht selber lösen können. Ebenso verhält es sich mit Stoffen die in Indien angesiedelt sind. Auch wenn Rudyard Kipling nicht als Rassist angesehen werden kann, so ist seinen Kurzgeschichten und Romanen doch ein gewisser Romantizismus nicht abzusprechen. Was der Kolonialismus aber für die Inder bedeutete, wird nur nebensächlich behandelt.

Die neue Serie Die Expedition der zwei bekannten Comickünstler Marazano (Der Schimpansenkomplex, Eco-Warriors) und Marcelo Frusin (Loveless, Hellblazer) kann diese drohende Kolonialromantik aber sehr gut umschiffen. Das gelingt, indem sie einen einfachen aber sehr wirkungsvollen Kniff anwenden. Den klassischen Stoff einer Abenteuergeschichte, eine Expedition in unbekannte Länder, versetzen die beiden einfach in die historische Antike. Die kannten noch keinen Sozialdarwinismus wie er zu Zeiten des Imperialismus herrschte (und leicht in blanken Rassismus umkippen konnte) und sie besaßen auch kein sonderlich ausgeprägtes Sendungsbewusstsein. Vor allem die Römer waren da eher pragmatisch.  Sie wollten Ruhm und Ehre und Gold. Ob die unterworfene Kultur ihre eigene annahm, war ihnen nebensächlich. Vielmehr waren es die Römer welche sich immer wieder von den Besiegten beeinflussen ließen und zum Beispiel teilweise ihre Götter übernahmen. Deren Mentalität war ganz anders als diejenige mit Sendungsbewusstsein des klassischen Imperialismus.

Neben der Ausweichung vom gefährlichem ideologischem Terrain, wie es etwa Hergé in Tim im Kongo ergangen ist, gelingt ein doppelter Coup, da die spannende Abenteuergeschichte an sich auch noch weit historisch angesiedelt ist und der Leser so gleich zwei unbekannte Welten und Epochen kennenlernt. Hier liegt die Konzentration denn auch auf der eigentlichen Handlungsebene und die Charaktere haben keine edlen Motive und sind sich dessen sogar bewusst. Sie sind einzig angetrieben durch Geltungssucht, Ruhm und Gold. Höchstens der Aspekt der Ehre ist heutzutage recht schwer nachzuvollziehen, war aber damals ein bestimmender Charakterzug und Motivationskraft. Leider kann man die Charaktere nicht immer leicht auseinanderhalten, aber die Geschichte an sich ist spannend genug, so dass man gebannt den Ereignissen folgt und sich von der Exotik des Schauplatzes und der Epoche sowie der Action gefangen genommen sieht.

Das ist nicht nur spannend erzählt, sondern vor allem zeichnerisch von Frusin exzellent gemacht. Allerdings sind die Einflüsse von Eduardo Risso (100 Bullets) hier noch deutlicher als sonst. Ebenso wie sein Kollege werden hier die Licht-Schatten-Kontraste exzellent eingesetzt. Zwar kann man manche Figuren optisch nur schwer auseinanderhalten, aber man ist von der ersten Seite her gebannt und kann nicht mehr die Augen von dieser Expedition lassen. Und wird ihr definitiv weiter folgen.


Fazit:
Eine klassische Abenteuergeschichte im historischen Gewand, welche nicht nur spannend und dynamisch erzählt ist, sondern vor allem zeichnerisch zu faszinieren weiß.

Die Expedition 1: Der Löwe Nubiens - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Expedition 1: Der Löwe Nubiens

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 13,99

ISBN 10:
3957984564

ISBN 13:
978-3957984562

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • spannende Story
  • Umschiffung gefährlicher Ideologien
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 14.02.2016
Kategorie: Alben
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