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Comic-Besprechung - Herkules 1: Das Blut von Nemea
Geschichten:Hercule 1: Le Sang de Némée
Autor: Jean-David Morvan
Zeichnungen und Farben: Looky & Olivier Thiel
Story:
Es hat nichts mit Schicksal zu tun, wenn Herkules den schwärzesten Tag seines Lebens geschehen lassen muss. Dazu gezwungen am Jahrestag des Todes seines Vaters die eigene Familie umzubringen, sinnt er darauf Buße zu tun. Zwölf Aufgaben verlangen die Axiomatikos von Herkules bis er wieder frei in seinem Willen sein kann. Die erste führt ihn auf den Planeten Nemea, wo eine brutale Bestie ihr Unwesen treibt. Herkules soll sie aufhalten. Doch erst auf dem Planeten erkennt Herkules, dass keine tierische Intelligenz hinter dem Treiben des Tieres steht.
Meinung:
Die Antike ist reich an Sagen und Geschichten über die Götterwelt auf dem Olymp. Hierzu zählen nicht nur die weithin prägende Ilias oder die Odyssee von Homer, die vielen Tragödien oder Komödien von Aischylos oder Aristophanes und vielen mehr sowie die große Zahl an Sagen, die sich um den Halbgott Herkules beziehungsweise Herakles ranken.
Eine davon handelt von den 12 Arbeiten des Herakles, denen sich der Held stellen muss. Wie so oft ist es die Göttergattin von Zeus, die an Herakles Rache nehmen will und ihn dem Wahnsinn verfallen lässt. Dabei tötet dieser seine gesamte Familie. Wieder zu Sinnen gekommen, befragte er das Orakel, welches ihm zur Sühne die 12 Arbeiten auferlegte. Darunter als erste die Erlegung des nemëischen Löwens.
Und schon wären wir bei Herkules von Jean-David Morvan, dessen erster Band beim Splitter-Verlag erschienen ist. Nach der Vorrede ist ziemlich klar, um wessen Blut es sich handelt. Doch schon das martialische Cover zeigt, hier handelt es sich um keine Nacherzählung. Die Geschichte um Herakles wurde in eine weit entfernte Zukunft verlagert, wo der Halbgott ein sogenannter MerK ist, ein Bastard aus Axiomatikos (sprich Gott) und Sklave, der am Rande der Galaxis kämpft.
Unter veränderten Vorzeichen orientiert sich Herkules 1: Das Blut von Nemea schon an den wesentlichen Eckpunkten der antiken Vorlage. Nach einem ersten Blick auf die Zeichnungen fühlte man sich an die Serie Khaal erinnert, die mit ebenso handfesten Zeichnungen zu überzeugen versuchte, deren Geschichte aber ein absoluter Reinfall war. Doch während Khaal mühselig versucht eine Geschichte aufzubauen, bleibt Herkules der Sage treu und verwebt sie mit Science Fiction-Elementen. Es hilft beziehungsweise ist notwendig die Grundzüge der Sage zu kennen, denn mit Erklärungen hält sich Morvan nicht auf. Viele Motive sind den antiken Sagen treu, wie die Willkür der Götter oder der ewige Konflikt zwischen dem Schicksal und der Handlungsfreihet der Menschen. Dies alles, ebenso wie die Figuren und Beziehungsebenen, wird als etabliert vorausgesetzt, als hätte es bereits einen ersten Band gegeben. Mit dem Wissen im Hinterkopf wirkt Herkules 1 nicht mehr so verschlüsselt, verstärkt aber nur den Schwerpunkt des Comic.
Wenn denn auch keine elaborierte Handlung im Vordergrund steht, so überzeugt das futuristische Design, das Setting sowie die Action auf ganzer Linie. Der Comic definiert sich eindeutig über die Zeichnungen von Looky (ebenfalls bei Splitter: Die Schöne und das Biest sowie Die Legende der Drachenritter 11) und Thill. Und die können sich wahrlich sehen lassen. Sie werden nur noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Looky ein Autodidakt sein soll. Das der Computer zur Hilfe genommen wurde, können sie nicht verleugnen. Aber wo heute nicht?
Die Andeutungen einer antiken Zukunft sind dezent im Design verteilt und spiegeln sich am deutlichsten im Helm von Herkules wider, welcher prominent auf dem Cover zu sehen ist. Motive, Muster und Symbole finden sich in den Panels. Der "Held" ist ein grimmiger Krieger, vom Schicksal gezeichnet, der sich in einer düster dargestellten Welt zurechtfinden muss. Während die technischen Aspekte hervorragend zur Geltung kommen, wirken die Personen gelegentlich etwas künstlich, was die durch die Machart bedingt ist. Ebenso gibt es augenfällige Kontraste zwischen einem enorm detaillierten und bis ins kleinste gerenderten Hintergrund und einem eher spärlich gehaltenen Vordergrund, was eine gewisse Disharmonie erzeugt.
Jetzt wird hier schon auf hohem Niveau gekrittelt. Die Zeichnungen sind es, die den Band tragen und sie tun dies zurecht. Ebenso wie Herkules greift Looky nicht zu kleinen Kalibern und erschafft einen knallharten und martialischen Actioncomic, der auch als Verfilmung mit Dwayne "The Rock" Johnson funktionieren könnte (und nein, es ist nicht Zahnfee auf Bewährung gemeint). Man muss den Stil und die Art der Herangehensweise natürlich mögen, doch wer dies tut, bekommt eine futuristischen Augeweide geboten.
Es wäre der Serie zu wünschen, die lediglich auf drei Bände angelegt ist, dass sie ein bisschen mehr als Schauwerte bietet und es schafft die Zukunft nicht nur optisch, sondern auch ansatzweise durch die Handlung zu untermauern. Alle weiteren Arbeiten des Herkules werden dabei wahrscheinlich nicht abgehakt werden können (und wenn dann höchstens als kurze Zusammenfassung in vermutlich 11 Panelen). Durch die Limitierung auf drei Bände wird das vorhandene Potential des reichhaltigen Sagenschatzes der griechischen Antike nicht im Ansatz genutzt. Man kann sich überraschen lassen, was Morvan und insbesondere Looky sowie Thill in den kommenden zwei Bänden zum Besten bieten werden.
Fazit:
Optisch beeindruckende Vereinnahmung einer mythischen Sage, die recht einseitig auf Schauwerte setzt. Die Handlung selbst orientiert sich stark an der Vorlage, deren Kenntnis der Band zum Verständnis voraussetzt, und vermischt diese mit futuristischen Elementen. Ein ansehnliches aber dann doch viel zu kurzes Lesevergnügen. Definitiv für Freunde actiongeladener Hau-Drauf-Geschichten.
Herkules 1: Das Blut von Nemea
Autor der Besprechung:
Alexander Smolan
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 14,80
ISBN 13:
978-3-95839-110-9
48 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Optisch eindrucksvoll umgesetzt
- Design mit viel Potential
- nur mit Hintergrundwissen verständlich
- dünne Geschichte
- Zeichnungen gelegentlich künstlichen Anstrich
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 08.10.2015 | ||||||
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