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Comic-Besprechung - Hip Hop Family Trees

Geschichten:
Hip Hop Family Tree
Die Frühen Jahre des Hip Hop
Autor und Zeichner: Ed Piskor

Grandmaster Flash, Afrika Bambaataa und DJ Run dürften vielen Musikfans wenigstens vom Namen her geläufig sein. Doch sind diese lediglich die populären Vertreter des Genres Hip Hop, die sich mittlerweile über Jahrzehnte hinweg einen Namen auch außerhalb der Szene gemacht haben. Ed Piskor behandelt in seinem Werk "Hip Hop Family Tree" die Anfänge dieser Musikkultur, wobei er wirklich bei den ersten Outdoorpartys anfängt und sich über unzählige Querverweise und Nebenstränge der Zeitlinie entlang arbeitet.

Der Leser wird von der ersten Seite an in das pulsierende News Yorker Leben hineingezogen und lernt dabei eine Vielzahl an Hip Hop Künstler kennen, deren Namen man meistens bereits nach ein oder zwei Panels wieder vergessen hat. Dies ist auch kaum vermeidbar, denn Piskor packt in seine Geschichte des Hip Hop wirklich alle wichtigen und unwichtigen Personen und Geschehnisse. Dabei verliert man als Leser zwar zuweilen etwas den Überblick, doch nach und nach tauchen immer wieder bekannte Personen, wie Sylvia Robinson von Sugarhill Records auf. Mit ihr verbindet sich auch der Aufstieg des Hip Hops in die kommerzielle Vermarktung. Robinson und andere Produzenten führen die Jungs aus den Parks und Untergrundpartys hin zu Radioshows und Europa-Tourneen. Das dabei natürlich einige Künstler auf der Strecke bleiben und beim Thema Geld schnell die Freundschaft aufhört, wird vom Autor in diversen Szenen dargestellt.

Neben dem breiten Masse an Rappern behandelt Piskor mal mehr oder weniger direkt, die Musik an sich. Anfangs legt er viel Wert auf die Darstellung der Soundsysteme, welche die ersten Crews noch aus alten Ölfässern basteln. Doch mit dem Geld hört der Wettkampf um das fetteste Soundsystem auch auf. Nun stellt sich der Autor der Frage, wie die Massen an Veröffentlichungen überhaupt produziert werden. Dabei dürfte es dem Leser verblüffen, dass die ersten Hip Hop Crews ihre Reime lediglich über fremde Musik gepackt haben. Erst Grandmaster Flash stellt sich dieser für den Produzenten äußerst billigen Methode in den Weg.

Und weil beim Hip Hop neben den DJs natürlich die Live-Battles das eigentliche verbindende Element sind, macht Ed Piskor hier auch keinen Halt vor. In einer Vielzahl von Panels zeigt er rappende Jungs, die anfangs mehr auf kurze Reime und Sing-a-Longs aus sind, dann aber zunehmend eine wortreiche Schlacht auf der Bühne führen. Im Comic geht das dann so weit, dass Busy Bee Starski und Kool Moe Dee sich einen Battle über mehrere Seiten liefern, den, soviel darf verraten werden, letzterer mit einem wirklich fetten Auftritt gewinnt.

Der Unterhaltungswert gerade der Battles wird durch die Übersetzung von Stefan Pannor noch um einiges erhöht. Der aufgrund der diversen Slangs und Abkürzungen im Rap-Business sicherlich nicht gerade leichte Job wurde von Pannor aber mit Bravour gelöst, indem er nicht jeden Text ins starre Deutsch transferierte, sondern sich je nach dargebotenen Inhalt für die ein oder andere Variante entschied. So werden kurze Shouts, die nur in einem Panel stattfinden, oftmals im Original belassen, während der Leser beim eben erwähnten denkwürdigen langen Battle die Texte in Deutsch mitverfolgen kann. Dies vermittelt, zusammen mit der Grafik, einen realitätsnahen Eindruck von der Entwicklung des Hip Hops.

Ed Piskor stellt bei seinen Zeichnungen die Künstler in den Vordergrund und legt dabei sehr viel Wert auf kleinste Details. Immer wieder findet der Leser kleine Pfeile und Textboxen, wo auf bestimmte Zeichen, Ausdrücke und Moves hingewiesen wird. Die Experimentierfreude des Comiczeichners zeigt sich zudem in der Anwendung von verschiedenen Stilen. So gibt es hin und wieder Rasterfolie im Hintergrund oder leicht übereinander verschobene Grafiken, was zu einer Art 3D-Effekt führt.
Trotz der zahllosen Charaktere, die sich in der Hip Hop Szene in den 70iger und 80iger Jahren rumtreiben, schafft es Piskor durch einen Fokus auf herausstechende Merkmale, den Verlust der Übersichtbarkeit zu vermeiden. Meistens anhand der Frisuren oder der Ausdrucksweise kann der Leser Personen, wie Kurtis Blow oder Russell "Rush" Simmons erkennen. Angesichts der Masse an Figuren ist dies wirklich kein leichtes Unterfangen.

Mit "Hip Hop Family Tree" hat Ed Piskor einen bemerkenswerten Comic erarbeitet, welcher den Leser tief in die Anfänge des Hip Hops eintauchen lässt. Nichts wird ausgespart, jedes kleinste Detail ist eine Erwähnung wert und dennoch bleibt alles verständlich und nachvollziehbar. Zwar wird der Leser kaum sämtliche Informationen behalten können, dennoch bietet das Buch einen umfassenden Überblick über die Anfänge der Hip Hop Kultur und das auf Augenhöhe mit den damaligen Protagonisten. Fans des Genres müssen hier einfach zugreifen. Hoffentlich druckt Metrolit auch die Fortsetzung, was, so verlautete es in Erlangen, jedoch stark vom Absatz des hier besprochenen ersten Bandes abhängt. Daher: Kaufen! Leute! Kaufen!


Hip Hop Family Trees - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hip Hop Family Trees

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Metrolit Verlag

Preis:
€ 22,99

ISBN 10:
3849300900

120 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sehr viel Inhalt
  • Entstehung des Hip Hop von Anbeginn an
  • klare Linien mit vielen Details
  • Oldschool-Farbgebung mit Rasterfolie und experimentellen Ansätzen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 28.08.2014
Kategorie: One Shots
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