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Comic-Besprechung - Elric 1 - Der Rubinthron

Geschichten:
Elric: Le Trone de Rubis
Idee:
Michael Moorcock
Autor: Julien Blondel
Zeichungen: Didier Poli, Robin Recht, Jean Bastide

Story:
Das Reich Melnibonées. Düster, dekadent, gesättigt an Macht und Brutalität, steht ihm ein ungewöhnlicher Herrscher vor. Elric von Melniboné ist der Albinokönig des brutalen Reiches und scheint fast schon so etwas wie seine Antithese zu sein. Von schwächlicher Statur und mit dem Hang zu Drogen, um überhaupt handlungsfähig zu sein, ist es kein Wunder, dass andere bereits begehrliche Blicke zum Thron werfen. Genau wie Yyrkoon, der Bruder der königlichen Gemahlin, es schon zu tuen scheint. Als eine Horde Barbaren sich impertinenterweise gen Melniboné wendet, scheint endlich die Gelegenheit gekommen den schwarzen Thron zum Wanken zu bringen.


Meinung:
Elric von Melniboné, das wird auch in dieser neuen Adaption von Blondel, Poli, Recht und Bastide deutlich, ist wahrlich keine leichte Kost. Als Figur in den 60ern von dem Fantasy-Autor Michael Moorcock konzipiert, war Elric die Antithese des klassischen Sword&Sorcery-Helden, wie ihn  Autoren, wie ihn beispielsweise Robert E. Howard zur Verkörperung brachten. Albino-König eines grausamen und dekadenten Reiches, Zauberer und Zerstörer seiner Welt. Zugleich ein Schwächling, der zunächst besonderer Drogen bedarf, um sich aufrecht zu erhalten, später Sklave seines eigenen Schwertes Sturmbringer, welches sich von Seelen ernährt und Elric als einziges bei Kräften hält. Kurzum eine Seele prädestiniert für Leiden und Tragödien, die so sicher sind, wie das Amen in der Kirche.

Die neue Adaption aus dem Splitter Verlag ist nicht die erste dergleichen, aber mit dem ausdrücklichen und sehr deutlichen Segen des Schöpfers von Elric von Melniboné selbst, der ein Vorwort zum ersten Band Der Rubinthron beisteuert. Und das, obwohl Moorcock selbst schon als Comicautor für seinen Anti-Helden tätig wurde, wie der 2007 bei Panini erschienene Band Michael Moorcocks Elric - Die Erschaffung eines Hexers beweist. Eine weitere Version der Geschichte des Albinokönigs erscheint momentan beim amerikanischen Verlag Boom Studios.

Ob sie an die optische Opulenz von Elric 1 - Der Rubinthron heranreichen, muss jeder für sich entscheiden. Man sollte einiges erwarten dürfen, wenn sich gleich drei Zeichner für einen Band so deutlich verantwortlich zeichnen. An sich ist die Arbeitsteilung bei einem Comic nichts ungewöhnliches. Gerade von den amerikanischen Superhelden ist man gewöhnt, dass manchmal drei oder gar mehr Personen an den optischen Qualitäten eines Heftes feilen. Bei einem bandes dessinée fällt eine derartige Arbeitsweise schon eher ins Auge und dient wohl eher qualitativen Aspekten als der Übertragung der zeitsparenden Fließbandtechnik auf den Comicbetrieb.

Das besondere an der Optik liegt nicht so sehr in den Designs der Figuren, die mit ihrem martialischen Lack- und Lederfetisch teilweise an die Cenobiten von Clive Barker erinnern (was sogar gewollt zu sein scheint), sondern an den Entwürfen für die Welt. Angefangen bei den Hallen und Sälen der Melnibonéer, über ihre Städte und Werkzeuge und Waffen. Die Machert haben sich hier sichtlich Mühe gegeben und konnten damit wohl auch Michael Moorcock überzeugen.

Die Geschichte selbst ist mal wieder das alte Spiel des neidischen Thronfolgers,  bzw. -anwärters, der nicht so lange warten möchte, bis der Albinokönig den Geist aufgibt. Die Intrige entfaltet sich vielleicht etwas zu schnell und nimmt damit die subtile Spannung heraus, die man solchen Thronfolge-Rivalitäten eigentlich abgewinnen könnte. Das hängt aber auch sicher mit dem Material zusammen, welches zu seiner Zeit die Komplexität an anderer Stelle suchte. In gewisser Weise war es ja schon das Bahnbrechende, dass hier ein gebrochener, schwächlicher und nicht gerade mögenswerter Held (wenn man Elric überhaupt so nennen kann) auftrat, der in seinem gesamten Zyklus immer nah an der Opferrolle war. Heute sind da Geschichten wie Game of Thrones die Messlatte.

Das Geschehen konzentriert sich somit auf den Hof Melnibonés und zeigt das dekadente Treiben. Was man etwas vermisst, aber das mag auch schon die Vorlage nicht zur Genüge angelegt haben, ist die Gestaltung und Art der Außenwelt. Man sieht ein paar Barbaren, die einen halsbrecherischen Angriffsversuch auf die Hauptstadt des Königreichs zu machen. Sehr viel mehr erfährt man nicht über "die da draußen". Aber die Geschichte von Elric war immer schon sehr auf ihn zentriert und man darf mit Interesse verfolgen, welchen Aspekten Blondel und Co gerecht werden. Wenn sie auf die eigenwilligen Ausflüge zum "Ewigen Helden" verzichten, die in einigen von Moorcocks Büchern oftmals wie ein Fremdkörper wirkten, dann wäre das nicht wirklich allzu traurig.

Als Anhang enthält Elric 1 - Der Rubinthron eine kleine Erläuterung zu den Beweggründen der Macher und natürlich eine Beleuchtung der graphischen Seite, von Designs für die Figuren und Orten sowie der Arbeitsweise von Poli, Recht und Bastide. Angesichts des klassischen Stoffes hätte es gar etwas mehr sein können, auch zu den Veröffentlichungend er Originalgeschichten oder ein wenig zu Moorcock, der so lediglich im Vorwort vorkommt. Drei weitere Bände blieben hierfür. Vielleicht muss man für den "neuen" Elric auch nicht zu sehr in alten Zeiten rühren, auch wenn Elric seine Attraktivität für ein jüngeres Publikum erst beweisen muss. Vieles spricht dafür, dass hier ein reines Nostalgieprojekt aus der Taufe gehoben wurde. Nicht schlimm, doch würde man Elric wünschen im großen Teich der Fantasycomics größere Kreise zu ziehen. Man wird sehen.


Fazit:
Elric 1 wird von einem ordentlichen Schub Nostalgie und einer sehenswerten graphischen Opulenz getragen. Die Macher haben sehr viel Mühe auf den Weltenentwurf gelegt und man spürt, dass hier Fans des Albinokönigs am Werk sind. Ein düsterer Anti-Held hat wieder die Fantasybühne betreten und man darf gespannt sein, wie der erste Zyklus dem Herrscher von Melniboné neues Leben einhaucht ... bevor es Sturmbringer ihm wieder nimmt.


Elric 1 - Der Rubinthron - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Elric 1 - Der Rubinthron

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 14,80

ISBN 13:
978-3-86869-658-5

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein optischer Augenschmaus
  • düstere Intrigen im Reich des Albinokönigs
  • auch der Meiste rselbst ist erfreut
Negativ aufgefallen
  • es fehlt eventuell das Bahnbrechende vergangener Zeiten
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 25.01.2014
Kategorie: Alben
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