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Comic-Besprechung - All Star Batman Collection SC
Geschichten:All Star Batman (All Star Batman and Robin, The Boy Wonder 1 - 10)
Autor: Frank Miller
Zeichner: Jim Lee
Inker: Scott Williams
Colorist: Alex Sinclair
Story:
Die Reporterin Vicky Vale ist aufgeregt: niemand geringeres als der reiche Bruce Wayne hat sie zu einer Zirkusvorstellung eingeladen. Doch während der Aufführung werden sie Zeugen wie zwei Artisten, die Graysons, ermordet werden. Deren Sohn, Dick, wird von zwielichtigen Polizisten mitgenommen. Vicky Vale und der Chauffeur waynes, Alfred, heften sich an deren Fersen und beobachten, wie der mysteriöse Batman die Polizisten bekämpft und den Jungen Dick mit sich nimmt. Vale überlebt das nur knapp. Batman hingegen will aus Dick einen Soldaten für seinen Krieg formen. Doch kann er es schaffen, eine Ersatzvaterfigur zu werden? Zudem jagen ihn aufgrund der vermeintlichen Entführung auch andere Superhelden. Und der Drahtzieher hinter dem Mord an den Graysons hält nicht lange still.

Entweder man hasst sie oder man liebt sie, die Neuinterpretation des dynamischen Duos durch ein anderes dynamisches Duo, nämlich Frank Miller und Jim Lee. Egal, auf welcher Seite man letztendlich steht. Wenn zwei Superstars der amerikanischen Superheldenszene so polarisieren, ist es ein erstes Indiz dafür, dass man hier einen Klassiker vor sich liegen hat. Die Mini-Heftserie All Star Batman wird nun als Sammelband mit allen Heften veröffentlicht.
Man muss schon ein bisschen in der Bathistorie zurückgehen, um die Entwicklung von Robin als Charakter nachzuvollziehen. Die Figur Batman wurde nämlich schon früh allmählich zu düster und so wurde aus zwei Gründen Robin hinzugefügt: zum einen um ein jugendlicheres Publikum als Zielgruppe hinzu zu gewinnen und zum anderen, um den Charakter von Batman etwas aufzuhellen. Erst mit Robin konnte Humor in die Serie einziehen. Gerade in den späteren Bänden und Geschichten von Batman (besonders nach The Dark Knight returns von Miller himself) wurde häufig darauf hingewiesen, dass Bruce Wayne in seinem Alter Ego sich in der Dunkelheit zu verlieren drohte und den jugendlichen Sidekick Dick Grayson benötigte, um wieder zu wissen, dass es noch anderes als die Nacht und die Gewalt gibt. Es ist dieser Aspekt, der bei All Star Batman im Vordergrund steht. Und es wird genial herausgearbeitet. Zum einen ist Batman sehr brutal und hat Spaß daran, Gangster zu verkrüppeln und schreckt auch nicht vor Kollateralschäden zurück und nimmt sogar in Kauf, dass einige sterben könnten, wie etwa Vicky Vale. Nein, er flucht sogar (für die prüden Amerikaner bestimmt schlimmer als all die Gewalt) und hat so gut wie jede soziale Kompetenz verloren und kann sie als Bruce Wayne nur noch spielen. In einer schockierenden Szene greift er sogar sein ewiges Korrektiv, Alfred, an.
Im Grunde ist der Band auch recht realistisch, denn die Schlägereien sind sehr brutal und der Adrenalinrausch des Kampfes wird hier sogar mal thematisiert und setzt sich auch in der Erotik und beim Sex fort. Etwa wenn sich Batman und Black Canary das erste Mal begegnen. Wirklich jede Figur ist vielschichtig ausgearbeitet und nicht plakativ, wie es sonst so oft bei den Superhelden zu geschehen droht. Das macht auch die Schurken wie etwa den Joker sehr viel bedrohlicher, denn er macht hier Dinge, die er sonst nicht in den regulären Serien tun durfte. Manchmal fehlen etwas die Zwischentöne aber der ganze Band ist eine Reise in die tiefe Dunkelheit gequälter Psychen. Und der hohe Realismus mit dem Tod, dem Sex, den Flüchen und den folgenreichen Verletzungen der Schlägereien (was aufzeigt, das die ansonsten in dem Genre vorherrschenden Kämpfe oftmals verharmlosend sind) machen einen comic relief störend und dementsprechend fehlt er. Nur manchmal kommt er vor, wenn etwa der Name "Batmobil" gleich mehrfach als "schwuchtelig" bezeichnet wird. Batman reagiert entnervt nur mit "Klappe".
Batman ist hier ein Hardliner, der den späteren Robin nicht aus Mitgefühl aufnimmt und ihn in der Trauer unterstützen will, sondern einfach, weil er sicher gehen will, dass sein Krieg später weiter geht, wenn er selber irgendwann nicht mehr kann. Alle Figuren sind viel zu sehr in der düsteren Welt verstrickt, als das sie noch aus eigener Kraft hinauskönnten. Aber auch die anderen Helden die hier vorkommen, werden sehr kritisch gezeichnet und stehen ihren Urspüngen sehr viel näher. Green Lantern ist dumm und fantasielos, Wonder Woman als Kriegerprinzessin arrogant und blutrünstig, während Superman immer fehl am Platze und impulsiv wirkt. Es gibt viele Anspielungen im Band auf weitere Aspekte des DC-Universums, wobei längst nicht alle so offensichtlich sind, wie die diversen Gerätschaften in der Bathöhle, die auf die Serienhistorie verweisen. Das macht den Band zu einer wahren Entdeckung und ermöglicht realistische und vielfältige neue Sichtweisen auf die Charaktere. Was hervorragend und kontrovers gelungen ist. Schade nur, dass einige inhaltliche Elemente nicht abgerundet sind, sondern hier eine Serie entworfen wurde, die bislang noch nicht fortgesetzt worden ist.
Fazit:
Auch wenn manche Fans die hier in einem Sammelband veröffentlichte Serie All Star Batman als Sakrileg verachten könnten, so ist diese neue Sichtweise der Superstars Frank Miller und Jim Lee auf das dynamische Duo doch von einem hohen Realitätsgehalt geprägt und führt den Leser in vielfältige psychische Abgründe. Schlicht und einfach eine hervorragende, ja kongeniale Neuinterpretation.

All Star Batman Collection SC
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 19,95
ISBN 10:
3862014258
ISBN 13:
978-3862014255
252 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- hoher Realismus
- Reise in psychische Abgründe
- Neuinterpretation näher an Charakterursprüngen
- Spannung und Dynamik
- macht süchtig


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 04.09.2012 | ||||||
Kategorie: | Batman | ||||||
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