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Comic-Besprechung - Israel verstehen - In 60 Tagen oder weniger
Geschichten:Israel verstehen - In 60 Tagen oder weniger
Autor: Sarah GliddenZeichner: Sarah Glidden
Colorist: Sarah Glidden
Story:
Die junge Sarah reist mit einer Gruppe von jungen Leuten anhand des "Birthright"-Programms nach Israel, um sich dort auf die Suche nach ihren jüdischen Wurzeln zu begeben. Zur Vorbereitung hat sie sich viel mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt beschäftigt und sucht auch nach Lösungsmöglichkeiten. Doch die Begegung mit dem Land und mit den Leuten konfrontiert sie auch mit sich selbst und macht sie sich ihrer Vorurteile bewußt.

Die junge amerikanische Autorin und Zeichnerin Sarah Glidden, Jahrgang 1980, erzählt in ihrer autobiographischen Graphic Novel von ihrer Reise nach Israel. Zu Beginn der Erzählung, für den amerikanischen Vertigo Verlag im übrigen eine recht ungewöhnliche, kommt sie dem Leser zum einen sehr naiv vor und zum anderen aber auch sehr selbstsicher, was ihre Überzeugungen und Meinungen betrifft. Das könnte zum großen Nachteil einer solchen Geschichte mit einem pikanten Thema werden. Aber gerade diese Meinungen gehören zu dem Thema des Buches und die Konfrontation mit der Wirklichkeit machen der Protagonistin erst bewusst, dass manche Meinungen Vorurteile sind und die Wahrheit nicht immer aus Büchern zu ziehen ist. Das gerät zum Teil sehr emotional ohne auf die Tränendrüsen zu drücken und Glidden enthält sich glücklicherweise jeder übersteigerten Dramatik.
Der Band kommt eher auf leisen Füßen daher und macht damit den schleichenden Prozeß der Wandlung deutlich. Faktenwissen wird mit Erlebnissen konfrontiert und eines hebt teilweise das andere auf. Und genau dieses widerfährt auch dem Leser. Er lernt viel über das Land Israel, seine Topographie, Kultur und Geschichte, aber Israel verstehen ist sehr viel mehr als ein Sachbuch in Comicform. Es thematisiert eben die Gefühle gegenüber eines sehr zwiespältigen Landes, welches niemanden kalt lässt. Schon allein die religiöse Geschichte verhindert eine möglichst objektive Wahrnehmung.
Zu recht wurde der Band mehrfach ausgezeichnet. Und es ist sehr wohltuend, dass sich keine politische Einfärbung wie etwa in Joe Saccos Palästina findet. Trotz der jüdischen Wurzeln blickt Glidden recht unbefangen aber auch kritisch auf das Land und in der Mischung aus Abwehrhaltung und Empfänglichkeit gelingt das Kunststück, Information mit Charme, Spannung und Emotionalität zu paaren.
Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich hier, abgesehen von einigen Kurzcomics, um ein Debüt handelt, kann man wirklich nur noch den Hut ziehen. So geschickt wie Glidden die Meinung gegen die Realität stellt und Vorurteile, Außenperspektive, Meinungen mit Erfahrungen kollidieren lässt, gerät das nicht nur zu einer geographischen, sondern auch zu einer Art spirituellen Reise. Damit ist jetzt keinerlei Religion oder Esoterik gemeint, sondern der charakterliche Reifungsprozeß. Das gerät alles sehr bewegend und anregend.
In der Aquarelltechnik gemalt, lassen die Zeichnungen recht wenig Raum für Details, aber dennoch ist die Mimik der Figuren sehr lebendig und besonders die Geographie ist hervorragend eingefangen. Der Leser fühlt sich wahrhaftig in das Land versetzt, was die inhaltliche Wirkung noch verstärkt.
Fazit:
Ganz hervorragend. Informativ, bewegend, spannend, humorvoll und charmant, zeigt Sarah Glidden die Konfrontation von Meinungen mit der Realität und wie langsam eine Naivität, die meint, dass Bücher alles Wissen liefern, bröckelt. Eine wichtige und eine der besten Graphic Novels, die man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Israel verstehen - In 60 Tagen oder weniger
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 24,95
ISBN 10:
978-3862011544
ISBN 13:
978-3862011544
212 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- informativ
- bewegend
- der Leser fühlt sich in das Land versetzt
- emotionaler Prozeß deutlich nachvollziehbar


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 20.06.2011 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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