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Comic-Besprechung - Haunt 2
Geschichten: Haunt 6 - 12
Autor: Robert Kirkman
Zeichner: Greg Capullo
Tusche: Todd McFarlane, Danny Miki, Jonathan Glapion
Farben: FCO Plascencia
Story:
Nachdem sich endlich das Geheimnis um den Verbleib von Schillingers Aufzeichnungen zu seinen unmenschlichen Forschungen aufklärt, setzt der Schurke Hurg alles daran dieses Wissen für seine Geschäfte nutzbar zu machen. Währenddessen lebt sich Daniel Kilgore bei der geheimen Organisation der US-Regierung ein und fängt sein Leben nochmal neu an. Dank seiner Kräfte ist er ein nützliches Werkzeug für seinen neuen Arbeitgeber, aber die Feinde schlafen nicht und können bald dank Schillinger eigene Supersoldaten züchten. Die Einsätze häufen sich, aber selbst Haunt sind irgendwann Grenzen gesetzt. Was Daniel auch schmerzhaft erfahren muss, als er es überreizt und in die Fänge Hurgs gerät. Dabei hat er gerade versucht sein Leben in Ordnung zu bringen.
Meinung:
Der wohl augenscheinlichste Wechsel bei Band 2 von Haunt vollzieht sich beim Zeichner. Ryan Ottley musste sein Engagement bedauerlicherweise zurückziehen, weil ihn die Serie Invincibles (ebenfalls mit Robert Kirkman) zu sehr einspannte. Statt also nur die Layouts beizutragen, übernimmt ab der Nummer 6 der Serie Greg Capullo gänzlich das Ruder. Die Auszeit seit Spawn hat seinem Stil nicht geschadet. Vielleicht sogar im Gegenteil, da er es mit seinen kontur-negierenden Klein-und-Kleinst-Linien zum Ende hin etwas zu gut meinte, er es bei Haunt jedoch bisher besser im Griff hat. Mal abwarten, was das Workout seiner, in den letzten Jahren eher vernachlässigten zeichnerischen Muskeln dem Fan von Haunt so alles an Überraschungen bringt.
Aber schon jetzt muss man neidlos anerkennen: Greg Capullo hat es einfach drauf. Sein Panelaufbau, seine Seitenkompositionen und diese unverschämte Leichtigkeit, mit der er eine unverwechselbare Dynamik auf die Seiten zaubert, scheinen so mühelos, dass einfach viel Arbeit dahinter stecken MUSS. Obwohl er das Rad nicht neu erfindet, schafft er es seine Zeichnungen innovativ und frisch wirken zu lassen. Er hat einfach ein Händchen für seine Perspektiven, seien es die ruhigen oder die actionlastigen und brutalen Szenen. Von beidem bietet Haunt 2 einiges.
Nicht nur beim Zeichner, auch bei der Handlung machen sich deutliche Veränderungen bemerkbar. So langsam beginnt sich die Serie zu konsolidieren, in manchen Bereichen vielleicht etwas zu schnell. Daniel hat sich inzwischen an den Gedanken gewöhnt für eine geheime Organisation der US-Regierung zu arbeiten und fängt an sein Leben neu zu ordnen. Damit bekommt Haunt zwar eine klare Linie, verliert jedoch auch das Potential des ungleichen Brüderpaars, welches nur zusammen zu dem seltsamen Superwesen werden kann. Die Diskrepanzen sind schon zu Beginn von Band 2 schnell abgebügelt worden und die Brüder haben sich mit ihrer Symbiose schnell arrangiert. Kirkman scheint andere Pläne zu haben, anstatt dort das Konfliktpotenzial zu nutzen. Was natürlich nicht heißt, dass Kurt und Daniel sich nicht weiterhin kabbelten. Nun allerdings nicht mehr, wie zwei Männer, die sich gegenseitig die Frau ausspannten und mit ihrem neuen gemeinsamen Leben klarkommen müssen, sondern wie einfache Geschwister.
Dies lässt weiterhin Raum offen, um die beiden Charaktere deutlicher zu zeichnen, es fehlt aber die Intensität vom Anfang. Glücklicherweise macht Robert Kirkman dafür andere Fässer auf, die diesen Faktor kompensieren. Und davon profitieren vor allem die Bösewichte, die man so eigenwillig nicht in jedem Comic antreffen kann. Statt einfache Abziehbildchen zu nutzen, formt Kirkman sie mit einer gewissen diebischen Freude und mit augenzwinkerndem Humor quer zu allen Klischees. Der Oberbösewicht Hurg ist ein Gesundheitsfanatiker für den sein Körper ein Tempel ist. So sinniert er darüber, wieviele Nährstoffe doch Apfelkerne enthalten, er sich jedoch einfach nicht überwinden kann, sie zu essen. Zum festlichen Salatschmaus gibt es zur Feier des Tages eine Schale Erdbeeren und als die Guten ihn verhören, setzen sie ihn dem erdenklich Schlimmsten aus ... einem ungesunden Sandwich mit Aufschnitt. Sogar seine Bunnys sind nicht einfach bloß die üblichen selbstschmeichlerischen Accessoires. Diese unterhaltsame Linie setzt sich auch bei Hurgs Handlanger Cobra fort, der im letzten Band dank Haunt sein Gesicht einbüßte. Gewohnt die Dinge anzupacken, ist er vor seiner Modelfreundin plötzlich kleinlaut und man erkennt, wer bei den beiden tatsächlich die Hosen anhat.
Selbst Nebenrollen sind mit Figuren besetzt, die von Kirkman scheinbar liebevoll ausgewählt wurden. Oberflächliche Charaktere findet man höchstens bei den Statisten an den Bühnenrändern, ansonsten wirken sie alle interessant genug, dass man gerne mehr über sie erfahren möchte. Und vielleicht gerät sogar der ein oder andere vom Schatten auf einmal ins Rampenlicht, wie geschehen mit Charity. Im ersten Band tauchte sie kurz in Verbindung mit Daniel auf, der sie regelmäßig für ein kurzes Stell-Dich-Ein besuchte und bezahlte. Mir nichts, dir nichts wird sie wieder in die Handlung eingebaut und zwar als romantisches Interesse für Daniel. Ob das gut gehen kann? So rosig es für die Charaktere aussieht, gibt es in diesem ansehnlichen Karussell eine einzige Ausnahme. Scott Groves, ein Schreibtischtäter der geheimen Organisation und Nervensäge der ersten Stunde. Was der Autor mit diesem Nerd vorhat (gut, er knackt gewissermaßen den Fall), bleibt vorerst sein Geheimnis. Aktuell kriechen unangenehme Erinnerungen an Jar Jar Binks aus "Star Wars: Die dunkle Bedrohung" hoch.
Zeichnungen und Charaktere abgehakt und der Handlung zugewandt. Sie entwickelt sich zu einem Agententhriller mit Superhelden-Elementen, allerdings bisher ohne auch nur den Horroraspekt anzutasten, den eine Figur wie Haunt mitbringt. Unterhaltsam ist es dennoch, auch wenn die Konstellationen schon ein ums andere Mal verwendet wurden. Forschungen eines (bösen) Wissenschaftlers werden von den Gegnern genutzt, um schlimme Übermenschen und perfekte Soldaten zu züchten, während die gute Geheimorganisation alles versucht, um das zu verhindern. Unterfüttert wird das alles mit ruhigen, charakterbildenden Momenten und der von Capullo hervorragend ungesetzten knallharten Action (umherfliegende Gedärme sind das Mindeste). Dieses Polster ist es dann, was den altbekannten Handlungsbogen so individuell und interessant macht. Und dass der Geheimorganisation nicht immer alles gelingen will und manche Planung in die Binsen geht, macht die Geschichte zusätzlich sympathisch. Nichts wäre langweiliger als Perfektionismus.
Fazit:
James Bond meets Mystery meets Superhelden. Einige andere “meets” könnte man sicherlich einfügen, denn auf einen einfachen Nenner lässt sich Haunt nicht bringen. Aus bekannten Elementen mixt Kirkman einen interessanten Genre-Mix, der Lust auf mehr macht. Die eigenwilligen Charaktere besorgen dann den Rest, um den Leser bei der Stange zu halten. Nimmt man dann noch die hervorragenden Zeichnungen dazu, sollte man an Haunt keinesfalls vorübergehen.
Haunt 2
Autor der Besprechung:
Alexander Smolan
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 16,95
ISBN 10:
4-191957-316958-02
156 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- fantastische Zeichungen
- interessante und eigenwillige Charaktere
- altbekannter Handlungsfaden
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 08.05.2011 | ||||||
Kategorie: | Haunt | ||||||
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