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Comic-Besprechung - Mouse Guard: Winter 1152

Geschichten:

Mouse Guard: Winter 1152

Autor: David Petersen, Zeichner: David Petersen



Story:
Nach den dramatischen Ereignissen im Herbst haben die Mäuse aus Lockhaven zu wenig Vorräte, um den nahenden harten Winter zu überstehen. Die Anführerin der Mäusewache schickt verschiedene Boten in die anderen Städte, um Nachschub zu holen und die Statthalter zu einer Konferenz einzuladen. Der Weg nach Sprucetuck ist voller Gefahren. Der Trupp der Mäuse wird getrennt und so müssen sich die Nager allein durchschlagen. Kenzie, Sadie und Saxon stoßen in Darkheather, einem alten Versteck der Wiesel, das seit dem großen Wieselkrieg verlassen sein sollte, auf unerwartete Nachmieter. Währenddessen müssen sich Lieam und Celanawe mit einer Horneule auseinandersetzen. Doch auch das schutzlose Lockhaven muss sich behaupten. Denn obwohl man den Verräter Midnight ins Exil geschickt hat, sind seine Ideen noch in den Köpfen so mancher Maus verankert und so schwellt im Untergrund der Wunsch nach Revolution.

Meinung:

Mit Mouse Guard hat David Peterson ein Phänomen geschaffen. Die Mischung aus Abenteuer-, Fantasy- und Fabelelementen kann jung und alt begeistern. Vollkommen zu recht wurde der erste Teil zweimal mit dem Eisner Award ausgezeichnet. Zum einen als "Best Publication for Kids" und zum anderen als "Best Graphic Album—Reprint". Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den zweiten Teil Winter 1152. Fast zwei Jahre mussten die deutschen Fans auf eine Veröffentlichung warten, doch das Warten hat sich gelohnt.

Nach den geheimen Intrigen und der offenen Meuterei im ersten Band schlägt David Petersen hier ruhigere Töne an. Zwar haben die Mäuse durchaus noch mit den Konsequenzen des Vorgängers zu kämpfen, doch auch Leser, die Herbst 1152 nicht gelesen haben finden sich schnell zurecht. Im Mittelpunkt stehen wieder die bekannten Mäuse der Wache und sogleich macht sich ein wohliges Gefühl breit. Der Autor führt die Entwicklung der im ersten Teil vorgestellten Charaktere fort. Dadurch überkommt den Leser das Gefühl er träfe Freunde, die schon lange nicht mehr vorbeigeschaut hätten. Es ist jedoch nicht alles bekannt. Petersen hat inzwischen eine riesige Mouse Guard Welt erdacht und diese Welt bricht förmlich aus ihm heraus. Die Mäuse bombardieren den Leser mit neuen Städten mit merkwürdigen Namen wie "Sprucetuck" oder auch "Walnutpeck". Darüber hinaus hat der Autor seine Welt mit einer durchdachten Vergangenheit ausgestattet. So gibt es beispielsweise Berichte über einen Krieg gegen die Wiesel. Außerdem kommen innerhalb der Geschichte Lieder und Gedichte vor, die die vergangenen Ereignisse der Mäuse aufarbeiten und zur Überlieferung an spätere Generationen aufgeschrieben wurden.

Die eigentliche Handlung ist ruhiger und weniger komplex. Eine Gruppe von Wachmäusen zieht los, um in den Siedlungen der Umgebung Nachschub zu beschaffen. Doch das Schicksal trennt die Protagonisten und so müssen die Mäuse verschiedene Gefahren meistern. Hierbei wird den verschiedenen Charakteren genug Raum gegeben, so dass sich jede Maus weiterentwickeln kann. Hierbei achtet der Autor besonders darauf, dass die Mäuse unterschiedliche Lösungsansätze für ihre Probleme haben. So löst der forsche Saxon seine Probleme vornehmlich mit dem Schwert, während der junge und unerfahrene Lieam sich ein Idol sucht und ohne Führung gänzlich verloren wäre. Der listige Kenzie wiederum analysiert erst das Problem, um es dann besonnen zu lösen. Die unterschiedliche Ausrichtung der Charaktere sorgt für so manchen gut pointierten Dialog. Außerdem finden so auch viele verschiedene Leser eine Figur, mit der sie sich identifizieren können.

Um die Bedrohung durch die Fressfeinde zu verdeutlichen, wählt der Autor ein geschicktes Stilmittel. Während eines Kampfes wird beispielsweise eine Eule so verletzt, dass man sie bei späteren Auftritten sofort wiedererkennt. Dadurch verwandelt sich die Eule von einer natürlichen Bedrohung in einen regelrechten Erzfeind und der Leser fiebert umso mehr der Auseinandersetzung entgegen. In den Kämpfen geht es hin und wieder blutig zur Sache. Der Comic bleibt hier allerdings realistisch, so dass nie ungewöhnlich viel Blut fließt. Einzig der finale Kampf gegen die Eule wirkt hier etwas übertrieben und der Leser wundert sich über die Grausamkeit der Natur.

Ein weiterer Kritikpunkt, der im Zusammenhang mit der Eule steht, ist die verwendete Sprache. Grundsätzlich ist es so, dass die Mäuse die anderen Tiere verstehen. Nur die Eule scheint eine Sprache zu sprechen, die nur wenige Mäuse verstehen. Durch die Übersetzung für die anderen Mäuse und den Leser geht ein Teil der Dynamik verloren.

Wie bereits im Vorgänger benutzt der Autor Ausdrücke wie "jemaus" und "Allgemausheit" anstelle von "jemand" und "Allgemeinheit". Über diese Formulierungen stolpert man beim Lesen und bleibt unweigerlich hängen. Gelegentlich muss man die Sätze sogar wiederholen, damit sich der Sinn erschließt. Auf dieses Stilmittel hätte Petersen verzichten können.

Optisch präsentiert sich die Geschichte in einem wunderbaren und ganz eigenen Stil, der hervorragend zum quadratischen Format des Buches passt. Dieses Format eignet sich besonders gut, um andere beim (Vor)Lesen mit in die Bilder schauen zu lassen.

Besonders erwähnenswert ist Petersens Darstellung des einbrechenden Winters. In einem Großteil der Bilder schneit es. Doch die einzelnen Flocken passen perfekt in das Gesamtbild und verdecken nie wichtige Details. Jede Flocke gehört genau dorthin, wo der Künstler sie gezeichnet hat. Dadurch wird dem Leser zwar der Winter verdeutlicht, die Darstellung der Geschichte und die dazugehörige Handlung werden allerdings nicht beeinträchtigt. Der grobe Zeichenstil passt perfekt zur zeitlichen Epoche, in der die Geschichte spielt. Seine unregelmäßig schraffierten und schattierten Hintergründe wirken genau so, wie man sich einen mittelalterlichen Wald vorstellt. Der Künstler trägt die Ereignisse der Erzählung durch seine Bilder und verleiht dem ganzen eine zusätzliche Ebene. So wird zum Beispiel eine Szene, die in einem engen Tunnel spielt in vielen kleinen Bildchen dargestellt. Dadurch bekommt der Leser ein Gespür für die Enge in der sich die Mäuse gerade befinden.

Besonderes Augenmerk hat auch die Kolorierung verdient. Peterson setzt viele dunkle Erdtöne ein. Dadurch passt die Farbe besonders gut zu den Hauptfiguren und deren Lebensraum. Häufig setzt der Künstler Laternen und Fackeln ein. Das Licht, das diese ausstrahlen wirkt besonders realistisch, so dass es gelegentlich so scheint, als würden die Bilder im sanften Schein der Laterne flackern.



Fazit:
Die Erwartungen waren hoch und David Petersen hat sie erfüllt. Herbst 1152 hat den Leser in die Welt von Mouse Guard eingeführt. Winter 1152 geht bei der Geschichte einen Schritt zurück und lässt die verschiedenen Mäuse in den Vordergrund treten. Dadurch verschafft sich der Autor selbst etwas Luft. Er verliert sich nicht in einer Aneinanderreihung von Superlativen und immer neuen noch schrecklicheren Katastrophen. An Stelle dessen präsentiert er eine durchdachte Mäusewelt, in der besonders die liebenswerten Details, wie zum Beispiel dass die Mäuse ein Eichelhütchen als Schneeschuh verwenden, dafür sorgen dass man den Band immer wieder gerne aus dem Regal nimmt und gemeinsam mit den Mäusen auf Wanderschaft geht.

Mouse Guard: Winter 1152 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Mouse Guard: Winter 1152

Autor der Besprechung:
Marcus Koppers

Verlag:
Cross Cult

Preis:
€ 24.90

ISBN 10:
394124826X

ISBN 13:
9783941248267

192 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • umfangreiche Mäusewelt
  • Stil und Format sind stimmig
  • viel Charakterentwicklung
  • umfangreiche Extras
Negativ aufgefallen
  • "vermauste" Sprache
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 13.09.2010
Kategorie: Mouse Guard
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