In der Datenbank befinden sich derzeit 18.576 Rezensionen. Alle Rezensionen anzeigen... |
Comic-Besprechung - Mouse Guard: Winter 1152
Geschichten:Mouse Guard: Winter 1152
Autor: David Petersen, Zeichner: David Petersen
Story:
Nach den dramatischen Ereignissen im Herbst haben die Mäuse aus Lockhaven zu wenig Vorräte, um den nahenden harten Winter zu überstehen. Die Anführerin der Mäusewache schickt verschiedene Boten in die anderen Städte, um Nachschub zu holen und die Statthalter zu einer Konferenz einzuladen. Der Weg nach Sprucetuck ist voller Gefahren. Der Trupp der Mäuse wird getrennt und so müssen sich die Nager allein durchschlagen. Kenzie, Sadie und Saxon stoßen in Darkheather, einem alten Versteck der Wiesel, das seit dem großen Wieselkrieg verlassen sein sollte, auf unerwartete Nachmieter. Währenddessen müssen sich Lieam und Celanawe mit einer Horneule auseinandersetzen. Doch auch das schutzlose Lockhaven muss sich behaupten. Denn obwohl man den Verräter Midnight ins Exil geschickt hat, sind seine Ideen noch in den Köpfen so mancher Maus verankert und so schwellt im Untergrund der Wunsch nach Revolution.
Meinung:
Mit Mouse Guard hat David Peterson ein Phänomen geschaffen. Die Mischung
aus Abenteuer-, Fantasy- und Fabelelementen kann jung und alt
begeistern. Vollkommen zu recht wurde der erste Teil zweimal mit dem
Eisner Award ausgezeichnet. Zum einen als "Best Publication for Kids"
und zum anderen als "Best Graphic Album—Reprint". Dementsprechend hoch
sind die Erwartungen an den zweiten Teil Winter 1152. Fast zwei Jahre
mussten die deutschen Fans auf eine Veröffentlichung warten, doch das
Warten hat sich gelohnt.
Nach den geheimen Intrigen und der offenen
Meuterei im ersten Band schlägt David Petersen hier ruhigere Töne an.
Zwar haben die Mäuse durchaus noch mit den Konsequenzen des Vorgängers
zu kämpfen, doch auch Leser, die Herbst 1152 nicht gelesen haben
finden sich schnell zurecht. Im Mittelpunkt stehen wieder die bekannten
Mäuse der Wache und sogleich macht sich ein wohliges Gefühl breit. Der
Autor führt die Entwicklung der im ersten Teil vorgestellten Charaktere
fort. Dadurch überkommt den Leser das Gefühl er träfe Freunde, die schon
lange nicht mehr vorbeigeschaut hätten. Es ist jedoch nicht alles
bekannt. Petersen hat inzwischen eine riesige Mouse Guard Welt erdacht
und diese Welt bricht förmlich aus ihm heraus. Die Mäuse bombardieren
den Leser mit neuen Städten mit merkwürdigen Namen wie "Sprucetuck" oder
auch "Walnutpeck". Darüber hinaus hat der Autor seine Welt mit einer
durchdachten Vergangenheit ausgestattet. So gibt es beispielsweise
Berichte über einen Krieg gegen die Wiesel. Außerdem kommen innerhalb
der Geschichte Lieder und Gedichte vor, die die vergangenen Ereignisse
der Mäuse aufarbeiten und zur Überlieferung an spätere Generationen
aufgeschrieben wurden.
Die eigentliche Handlung ist ruhiger und
weniger komplex. Eine Gruppe von Wachmäusen zieht los, um in den
Siedlungen der Umgebung Nachschub zu beschaffen. Doch das Schicksal
trennt die Protagonisten und so müssen die Mäuse verschiedene Gefahren
meistern. Hierbei wird den verschiedenen Charakteren genug Raum gegeben,
so dass sich jede Maus weiterentwickeln kann. Hierbei achtet der Autor
besonders darauf, dass die Mäuse unterschiedliche Lösungsansätze für
ihre Probleme haben. So löst der forsche Saxon seine Probleme
vornehmlich mit dem Schwert, während der junge und unerfahrene Lieam
sich ein Idol sucht und ohne Führung gänzlich verloren wäre. Der listige
Kenzie wiederum analysiert erst das Problem, um es dann besonnen zu
lösen. Die unterschiedliche Ausrichtung der Charaktere sorgt für so
manchen gut pointierten Dialog. Außerdem finden so auch viele
verschiedene Leser eine Figur, mit der sie sich identifizieren können.
Um die Bedrohung durch die Fressfeinde zu verdeutlichen, wählt der
Autor ein geschicktes Stilmittel. Während eines Kampfes wird
beispielsweise eine Eule so verletzt, dass man sie bei späteren
Auftritten sofort wiedererkennt. Dadurch verwandelt sich die Eule von
einer natürlichen Bedrohung in einen regelrechten Erzfeind und der Leser
fiebert umso mehr der Auseinandersetzung entgegen. In den Kämpfen geht
es hin und wieder blutig zur Sache. Der Comic bleibt hier allerdings
realistisch, so dass nie ungewöhnlich viel Blut fließt. Einzig der
finale Kampf gegen die Eule wirkt hier etwas übertrieben und der Leser
wundert sich über die Grausamkeit der Natur.
Ein weiterer
Kritikpunkt, der im Zusammenhang mit der Eule steht, ist die verwendete
Sprache. Grundsätzlich ist es so, dass die Mäuse die anderen Tiere
verstehen. Nur die Eule scheint eine Sprache zu sprechen, die nur wenige
Mäuse verstehen. Durch die Übersetzung für die anderen Mäuse und den
Leser geht ein Teil der Dynamik verloren.
Wie bereits im Vorgänger
benutzt der Autor Ausdrücke wie "jemaus" und "Allgemausheit" anstelle
von "jemand" und "Allgemeinheit". Über diese Formulierungen stolpert man
beim Lesen und bleibt unweigerlich hängen. Gelegentlich muss man die
Sätze sogar wiederholen, damit sich der Sinn erschließt. Auf dieses
Stilmittel hätte Petersen verzichten können.
Optisch präsentiert
sich die Geschichte in einem wunderbaren und ganz eigenen Stil, der
hervorragend zum quadratischen Format des Buches passt. Dieses Format
eignet sich besonders gut, um andere beim (Vor)Lesen mit in die Bilder
schauen zu lassen.
Besonders erwähnenswert ist Petersens Darstellung
des einbrechenden Winters. In einem Großteil der Bilder schneit es.
Doch die einzelnen Flocken passen perfekt in das Gesamtbild und
verdecken nie wichtige Details. Jede Flocke gehört genau dorthin, wo der
Künstler sie gezeichnet hat. Dadurch wird dem Leser zwar der Winter
verdeutlicht, die Darstellung der Geschichte und die dazugehörige
Handlung werden allerdings nicht beeinträchtigt. Der grobe Zeichenstil
passt perfekt zur zeitlichen Epoche, in der die Geschichte spielt. Seine
unregelmäßig schraffierten und schattierten Hintergründe wirken genau
so, wie man sich einen mittelalterlichen Wald vorstellt. Der Künstler
trägt die Ereignisse der Erzählung durch seine Bilder und verleiht dem
ganzen eine zusätzliche Ebene. So wird zum Beispiel eine Szene, die in
einem engen Tunnel spielt in vielen kleinen Bildchen dargestellt.
Dadurch bekommt der Leser ein Gespür für die Enge in der sich die Mäuse
gerade befinden.
Besonderes Augenmerk hat auch die Kolorierung verdient. Peterson setzt viele dunkle Erdtöne ein. Dadurch passt die Farbe besonders gut zu den Hauptfiguren und deren Lebensraum. Häufig setzt der Künstler Laternen und Fackeln ein. Das Licht, das diese ausstrahlen wirkt besonders realistisch, so dass es gelegentlich so scheint, als würden die Bilder im sanften Schein der Laterne flackern.
Fazit:
Die Erwartungen waren hoch und David Petersen hat sie erfüllt. Herbst 1152 hat den Leser in die Welt von Mouse Guard eingeführt. Winter 1152 geht bei der Geschichte einen Schritt zurück und lässt die verschiedenen Mäuse in den Vordergrund treten. Dadurch verschafft sich der Autor selbst etwas Luft. Er verliert sich nicht in einer Aneinanderreihung von Superlativen und immer neuen noch schrecklicheren Katastrophen. An Stelle dessen präsentiert er eine durchdachte Mäusewelt, in der besonders die liebenswerten Details, wie zum Beispiel dass die Mäuse ein Eichelhütchen als Schneeschuh verwenden, dafür sorgen dass man den Band immer wieder gerne aus dem Regal nimmt und gemeinsam mit den Mäusen auf Wanderschaft geht.
Mouse Guard: Winter 1152
Autor der Besprechung:
Marcus Koppers
Verlag:
Cross Cult
Preis:
€ 24.90
ISBN 10:
394124826X
ISBN 13:
9783941248267
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- umfangreiche Mäusewelt
- Stil und Format sind stimmig
- viel Charakterentwicklung
- umfangreiche Extras
- "vermauste" Sprache
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(1 Stimme) | ||
|
|
|||||||
Rezension vom: | 13.09.2010 | ||||||
Kategorie: | Mouse Guard | ||||||
|
|||||||
Leseprobe | |||||||
Zu diesem Titel liegt derzeit keine Leseprobe vor. Sie sind Mitarbeiter des Verlags und daran interessiert uns für diesen Titel eine Leseprobe zu schicken? Dann klicken Sie hier... | |||||||
Das sagen unsere Leser | |||||||
Zu diesem Titel existieren noch keine Rezensionen unserer Leser. |