Alter schützt vor Torheit nicht, sagt der Volksmund. Lupano
und Cauuet haben mit dem ersten Band ihrer Serie „Die alten Knacker“ gezeigt,
dass an dieser Redensart etwas dran ist. Da machen sich drei kauzige Rentières auf,
ihr Leben noch einmal – und vielleicht zum letzten Mal – zu einem Abenteuer zu
machen. Und das, obwohl die Gesellschaft ihre Generation doch schon längst zum
alten Plunder geworfen hat und allenfalls noch für die Missstände der Gegenwart
verantwortlich macht.
Bei aller Frische,
die dieser erste Comic gerade in den Dialogen ausstrahlte, waren seine Zutaten
aber doch eigentlich recht konventionell: hier ein wenig Senioren-Slapstick,
dort ein bisschen Roadmovie und politische Satire, alles garniert mit dem
Hauptthema des Alters schlechthin: der Erinnerung an das, was einmal gewesen
ist (und sich vielleicht noch irgendwie zurückholen oder ändern lässt). Nett und
harmlos war das zu lesen, und freundlich waren auch die Besprechungen des
Bandes. Es scheint, dass solch ein Comic in einer Gesellschaft, die sich immer
mehr mit dem Altwerden auseinanderzusetzen hat, gerade richtig kommt. Die
Alten, die nichts mehr zu verlieren haben, sind vielleicht tatsächlich die
Revolutionäre von morgen. Freilich geht die Revolution hier, bei Lupano und
Cauuet, den Umweg über den Humor. Das schreckliche Elend, das Altwerden für uns
alle vielleicht einmal bedeuten wird, verschwindet hinter einem Schleier aus
leserfreundlicher Melancholie, der den Comic überzieht. Man kann das verlogen
nennen. Aber andererseits: Wer will immer mit der Realität, die da draußen auf
uns alle wartet, konfrontiert werden? Eine
Realität genüge ihm, hat der Philosoph Nelson Goodman einmal gesagt, und er
brauche deshalb keine Verdoppelung dieser Realität in der Kunst.
Der zweite Band der „Alten Knacker“, „Bonnie and Pierrot“,
bleibt ganz in den Gleisen, die der erste Band „Die übrig bleiben“ ausgelegt
hat. Auch hier gibt es Slapstick und Satire, und auch hier ist die
Vergangenheit das entscheidende handlungsauslösende Moment. Allerdingsist doch auch leider vieles missglückt an
diesem Band: Die Story etwa (von der nicht allzu viel verraten werden kann,
ohne das Lesevergnügen zu schmälern) kommt ganz unmotiviert daher, und ihre
Auflösung am Schluss hat weder Plausibilität noch Charme, sondern ist einfach
nur schlechte, naive Unterhaltung. Auch da schienen dem Autorenduo die zündenden
Einfälle zu fehlen. Viele Elemente des feinen Humors, der den ersten Band
kennzeichnete, sind außerdem im zweiten Band einem groben Zotenreißen gewichen
(das betrifft vor allem die senile Altenkommune). Gewiss, über so manchen
Unsinn, den diese Alten anstellen, kann man herzhaft lachen, aber dieses Lachen
bleibt an der Oberfläche und ist ohne Dimension in die Tiefe. Für eine knappe
Stunde Entertainment mag das genügen, aber mehr bleibt da nicht.
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