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Comic-Besprechung - Der Selbstmordclub

Geschichten:
Kapitel 01 - 06
Autor: Usamaru Furuya, Zeichner: Usamaru Furuya, Tusche: Usamaru Furuya

Story:
31. Mai 2001, 54 Mädchen stellen sich, an den Händen haltend, in einer Reihe auf dem Bahnsteig auf. Der Zug fährt ein. Gemeinsam werfen sich die 54 Schülerinnen vor den Zug und hinterlassen fassungslose Zeugen in einem grausamen Szenario. Wie durch ein Wunder überlebt ein einziges Mädchen. Saya ist gerade mal um die 18 Jahre alt, des Lebens müde und das hier ist ihre Geschichte.


Meinung:
der_selbstmordclub1_1.jpgWie kam es zu diesem kollektiven Selbstmord? Warum möchte Saya ihrem Leben ein Ende setzen? Antworten zu diesen Fragen werden dem Leser in diesem Band langsam und behutsam eröffnet und trotzdem bleibt ihm dabei noch genug Raum für die eigenen Gedanken und Spekulationen.
Besonders faszinierend ist der Aufbau des Plot. Geschickt spielt der Mangaka mit unterschiedlichen Zeitebenen, um mit jeder weiteren Seite mehr der Ereignisse zu enthüllen.
Der Band wird mit dem Kollektivselbstmord am Bahnhof eröffnet, den lediglich Saya überlebt. Ein Zeitsprung versetzt den Leser einen Monat weiter. Die Schulferien sind zuende, Saya steht auf dem Dach ihrer Schule und Schnibbelt mit Tränen in den Augen, als ihre beste Freundin Kyoko sie zur Rede stellt.
Ein weiterer Rückblick und ein Wechsel in Kyokos Erzählperspektive. Sie berichtet über die gemeinsame Kindheit der beiden, als sie noch wie Pech und Schwefel zusammen waren, die beiden kennen sich bereits seit zehn Jahren, und Saya vor Lebensfreude sprühte. Sieben Jahre später beginnt bereits Sayas Wandel. Probleme in der Familie und ihre Ängste aufgrund des Millennium machen sie immer verschlossener. Sie fängt an sich für Geld zu Prostituieren und schließt sich einer seltsamen Clique an, deren Anführerin ein Mädchen namens Mitsuko ist. Die beiden Freundinnen führen ihre Konservationen lediglich noch mit einem Relikt aus ihrer Kindheit, dem gemeinsamen Freundschaftsbuch, das die beiden untereinander austauschen, um sich gegenseitig hineinzuschreiben.
Kyoko bemerkt, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmt, diese immer tiefer in einen Strudel versinkt, aus dem sie, aus eigener Kraft, nicht hinausgelangt. Stumme Hilfeschreie zieren das Freundschaftsbuch, indem düstere Zeichnungen Sayas Emotionen und Ängste widerspiegeln.
Doch Kyoko greift nicht ein. Das Mädchen ist zum ersten Mal verliebt und denkt in erste Hinsicht an sich selbst.

Der Aufbau der Story gleicht in etwa einem Tagebuch, dass Kyoko führt. Die Monologe kommen einfühlsam und bedrückend daher, nehmen sofort ein und lassen in die Story eintauchen. Dadurch wirkt Saya als Charakter etwas unnahbar, der Leser kann ihr nur vor den Kopf schauen, erfährt nicht ihre wahren Gefühle. Lediglich ihr Handeln und einzelne Dialoge zeugen von ihrer Verzweiflung, Einsamkeit und der Verrohung gegenüber ihrem Selbst.
Nach Sayas Selbstmordversuch wird Kyoko bewusst, dass sie für ihre beste Freundin nicht da war und beginnt ihre Recherchen über Sayas Verhalten und ihrer seltsamen Freundschaft zu der mysteriösen Mitsuko, der es gelang die gesamten 54 Mädchen um sich zu reihen und in den Tod zu führen.
Der weitere Handlungsablauf wird immer wieder durch weitere kurze Rückblicke geziert, in denen Saya bereits Mitglied in Mitsukos Clique ist, wechselt dann aber wieder in die Gegenwart und zeugt von der Wandlung Sayas in eine neue "Mitsuko" die wiederum Schülerinnen um sich scharrt, die mit ihrem Leben unglücklich und unzufrieden sind.
In harten Bildern, die wirklich nichts beschönigen und dem Hinweis zu Beginn des Manga, der da lautet: "Vorsicht: Manche Szenen können Anstoß erregen" gerecht werden, stellt Furuya das Drama um Saya dar.
Der Manga richtet sich daher ganz klar an die erwachsenen Leser und ist wirklich nichts für zartbesaitete Naturen. In detaillierten Bildern werden Szenen mit den Themen Prostitution, Selbstverstümmelung und dem Selbstmord dargestellt. Abgerissene Körperteile, offenliegende Organe und zertrümmerte Schädel werden in die Panels wie Nebensächlichkeiten eingebaut, nicht großartig in Szene gesetzt, verfehlen aber dennoch nicht ihre Wirkung auf den Leser.
Die Stimmung des Manga ist bedrückend, mysteriös in Hinblick auf die Sekte, die im Hintergrund agiert und scheinbar die Fäden in den Händen hält. Morbide und horrorlastig in der Darstellung einiger Charaktere und den Einblicken in deren Psyche.
Der Comic überzeugt besonders durch seine Erzähldichte, die der Autor mit seinen verschiedenen Handlungsebenen erreicht, sowie seinem unverkennbaren Zeichenstil. Viele Panels kommen ganz ohne Worte aus, ohne dabei ihre Wirkung zu verfehlen. Im Gegenteil, denn viele beklemmende Szenen kommen dadurch noch besser zum Ausdruck.
Ein Meisterwerk, das nicht jeden Geschmack treffen wird mit seiner harten Gangart, aber auf jeden Fall lesenwert!
Der Schreiber und Leser Verlag beweißt ein weiteres Mal, das anspruchvolle Manga keine Seltenheit sein müssen. Schade nur, dass der Band nicht überall zum Kauf angeboten wird, dadurch bleibt eine breite Leserschicht unerreicht und lediglich Kenner der Szene werden ihren Comic Shop aufsuchen und gezielt zugreifen.


Fazit:
Ein faszinierend erzählter Band, der eine beklemmende und morbide Atmosphäre schafft.


Der Selbstmordclub - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Selbstmordclub

Autor der Besprechung:
Brigitte Schoenhense

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 12,95

ISBN 10:
3-937102-53-1

ISBN 13:
978-3-937102-53-5

171 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Erzählstil und das unterstützende Artwork
  • Atmosphäre der Geschichte
  • beschönigt nichts
  • anspruchsvolle Charaktere
Negativ aufgefallen
  • für junge Leser und Zartbesaitete zu brutal
  • schade, dass der Band in den großen Zeitschriftenläden, z.B. an Bahnhöfen, nicht zum Verkauf ausliegt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 29.10.2006
Kategorie: One Shots
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