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Comic-Besprechung - Carmilla - Die erste Vampirin

Geschichten:

Carmilla - Die erste Vampirin (Carmilla: The First Vampire)
Autor: Amy Chu, Zeichner / Colorist: Soo Lee



Story:

Athena ist eine Sozialarbeiterin die darauf aufmerksam wird das zunehmend junge Frauen verschwinden. Die Polizei scheint nicht viel zu unternehmen, vielleicht weil die Opfer obdachlos und queer sind. Athena beginnt zu ermitteln und die Spuren führen sie schließlich zu dem Nachtclub "Carmilla". Doch das bringt nicht nur Athenas Liebe, sondern auch ihr Leben in Gefahr.



Meinung:

Der Comic Carmilla Die erste Vampirin ist keine Adaption des klassischen Romans von Joseph Sheridan Le Fanu der bereits 1872, also noch vor Dracula von Bram Stoker, erschien.  Aber die Autorin Amy Chu hat sich deutlich von dem Originalstoff inspirieren lassen. Soweit das sie sogar ihre Protagonistin in dem Buch lesen lässt und Passagen daraus wörtlich zitiert.  Man hätte sich jetzt auch einfach den Namen ausborgen können. So wurde es auch oft bei Dracula gemacht, obwohl dann der eigentliche Film oder Comic nichts mit dem ursprünglichen Stoff oder sogar der Figur an sich zu tun hatte. 

Hier zeigt sich aber das gerade Carmilla immer noch Aktualität besitzt. Schließlich war sie schon in der ursprünglichen Geschichte von Le Fanu lesbisch. Natürlich durfte das in der damaligen Zeit nicht allzu explizit deutlich gemacht werden und diente auch dazu zu verdeutlichen wie sehr ein Vampir der natürlichen Ordnung widerspricht. Aber zur Hälfte war die Geschichte schon eine schöne Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen in einer patriarchalen Welt. Angesichts der LGBQ Bewegung und der Diskussionen um Gendern usw. kann man also den Reiz des Stoffes auch heute noch verstehen. 

Die Story spielt aber nicht heute, sondern im New York des Jahres 1996. In einer Zeit als die Kriminalitätsrate extrem hoch war und trotz der Gefahr von AIDS der Hedonismus noch groß geschrieben wurde. Aber es ist auch wesentlich das einige Charaktere die 1970er mitgemacht haben und die ersten Emanzipationsbewegungen Homosexueller.  In einer Stadt in der man sein Leben genießen will und gleichzeitig in ständiger Gefahr schwebt ist der Vampirismus ein hervorragendes Symbol. Nicht nur für mögliche Geschlechtskrankheiten, was eine Lesart ist, sondern auch das Vampire sich ihre Opfer geschlechtsübergreifend suchen und sich quasi  sexuell nicht festlegen. Aber er kann auch für toxische Beziehungen stehen und das sich ein Vampir nicht nur von Blut ernähren braucht, sondern einem auch in anderer Form das Leben aussaugt.

Viele denkbare Arten wie man Vampirismus als Symbol einsetzen kann, ist hier zu finden was den Band sehr interessant macht. Es gibt also viele gute Ansätze und Möglichkeiten. Vor allem da die Heldin des Buches lesbisch ist und als asiatisch stämmige Amerikanerin in doppelter Hinsicht ihr Selbstbild festigen muss, sich also  immer wieder auch selbst definieren und verteidigen muss.  Sowohl als Frau und Homosexuelle als auch als Asiatin. Dabei beginnt die Geschichte recht konventionell. Die Heldin ist eine Sozialarbeiterin und erfährt, dass einige junge Frauen, die mehr oder weniger auf der Straße lebten, verschwunden sind. Als einige tot aufgefunden werden und die Polizei an der Aufklärung nicht allzu viel Interesse zu haben scheint, fängt sie an zu ermitteln und gerät in den Nachtclub „Carmilla“ wo sie auch die verführerische aber offenbar labile Violet kennenlernt. 

Leider fängt hier dann auch an die Story bereits zu stottern. Denn das toxische einer Beziehung geschieht zu abrupt und hat keinen wirklichen Prozess. Auch die kriminalistischen Aspekte werden unter der Fülle der gewollten Subtexte erdrückt und wenn man dann letztlich Carmilla trifft ist die Auflösung alles andere als überraschend. Vieles wird unnötig sprunghaft erzählt und die Horrorelemente bekommen im Gegensatz zu einigen Dialogszenen viel zu wenig Raum, so dass nicht wirklich Spannung entstehen will.

Leider ist ausgerechnet das Ende dann noch komplett misslungen. Es muss ja noch unbedingt ein Familiengeheimnis aufgebaut werden welches eng mit der Herkunft aus Asien zusammenhängt und vollkommen überflüssig ist. Auch das die  Vergangenheit der Heldin offenbart anders aussieht als sie denkt ist überflüssig. Das auch noch ein abgeschmackter völlig sinnloser Deus Ex Machina Effekt eingebaut wurde, ist nicht anders als eine Frechheit zu nennen weil es auch komplett unlogisch ist. Man wollte sich wohl unbedingt die Möglichkeiten zu einer Fortsetzung geben und führt dann Elemente ein die vollkommen zu Klischees geworden sind und die man schon tausendmal gelesen oder gesehen hat. Da hätte man sich mehr Zeit nehmen sollen, um in einem dramaturgisch ausbalancierten Zweiteiler mehr die Symbolik zu erkunden. Was insbesondere schade ist, da die Zeichnungen durchaus ansehnlich sind.  Aber auch hier stolpert man zuweilen und manchmal sind die Panelabfolgen nicht flüssig. Man torkelt also zwischen den guten Ideen und Ansätzen herum  begibt sich dann doch lieber auf das sichere Terrain des Klischees. Schade.



Fazit:

Einige sehr gute Ideen und Ansätze wie sehr Vampirismus symbolisch genutzt werden kann, wird leider durch eine holprige Erzählweise geschmälert. Für eine Horrorgeschichte ist es zu wenig spannend, für ein Drama nicht gut genug aufgebaut und das Ende ist leider komplett mißlungen. Schade.



Carmilla - Die erste Vampirin - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Carmilla - Die erste Vampirin

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 22,00

ISBN 10:
398721192X

ISBN 13:
978-3987211928

112 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ansätze wie Vampirismus symbolisch genutzt werden kann
  • Aktualität des Stoffes und des Charakters aufgezeigt
  • gelungene Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • Genremix funktioniert nur bedingt
  • holprig erzählt
  • mißlungenes Ende
  • Klischee als Sicherheitsnetz
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.83
(6 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 03.03.2024
Kategorie: Alben
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