Comic-Besprechung - Marvel Must Have: Hulk - Dystopia

Geschichten:

Marvel Must Have: Hulk - Dystopia (Hulk: Future Imperfect 1-2, Incredible Hulk: The End 1)
Autor: Peter David, Zeichner: Dale Keown, George Perez, Inker: Livesay, George Perez, Joe Weems, Colorist: Dan Kemp, Tom Smith

Story:

In einer  postapokalyptischen Zukunft ist die Menschheit sehr dezimiert. Einzig ein großer Stadtstaat ist die einzig sichere Ansiedlung für die verbliebenen Menschen. Doch wird dieser von einem Tyrannen regiert der niemand geringeres als der älter gewordene Hulk ist, der sich nun Maestro nennt. Doch es regt sich Widerstand gegen den wahnsinnig gewordenen Herrscher und eine Rebellengruppe holt aus der Vergangenheit deb Hulk der gegen sein älteres Ich antreten soll. Doch hat er gegen den erfahreneren Gegner überhaupt eine Chance?

Meinung:

Das Konzept der Reihe Marvel Must Have bewahrheitet sich wirklich immer wieder. Mag man auch angesichts des Preises immer wieder schlucken, so muss man doch feststellen das hier wirklich gelungene Geschichten ansprechend präsentiert werden.  So beinhaltet Hulk: Dystopia den kompletten Zweiteiler der schon längst ein Klassiker geworden ist. Da aber diese Mini-Serie den Band zu schmal hätte ausfallen lassen, wird noch ein One-Shot hinzugefügt.

Der stammt aus der Reihe The End in dem in jedem Heft die Zukunft und damit auch das jeweilige Ende von Marvels Helden und wohl auch von so manchen Schurken betrachtet wurden.  Insofern passt es zu Dystopia da es auch dort um eine düstere Zukunft geht. Leider ist der Beitrag von The End zum Hulk recht schwach. Es gibt zwar sehr gute Charakterisierungen von Bruce Banner und seinem Alter Ego Hulk, aber da Banner der letzte Mensch auf Erden ist, gibt es keine Dialoge. Paradoxerweise haben die Autoren es dennoch hinbekommen das die Story extrem geschwätzig ist und in den inneren Monologen wirklich alles kommentiert und ausgewalzt werden muss. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen. Es gibt hier eine erstaunlich brutale Szene, aber es ist auch nicht wirklich das Ende vom Hulk und so widerspricht die Geschichte auch dem Konzept der damaligen eigenständigen Serie. Interessant genug um die Story mal zu lesen ist sie allemal aber doch recht enttäuschend.

Hulk: Dystopia ist dagegen wirklich bemerkenswert. Wer den Hulk erstmals durch die Condor Taschenbücher kennenlernte hat ihn oftmals nur als tumben Haudrauf in Erinnerung und die Figur war für einen, abgesehen von Gastauftritten und Teammitgliedschaften, verbrannt. Aber Peter David der den Hulk lange schrieb, machte ihn intelligenter und vereinte die Kraft des Hulk mit der Intelligenz von Banner und konnte das Monster neu erfinden. Dieser Hulk wird in Dystopia nun in die Zukunft geholt, um sie vor einem irren Tyrannen zu retten. Dieser ist aber niemand anderes als das zukünftige Ich vom Hulk. Er tritt also gegen sich selber an. Die Story gestaltet sich dabei erstaunlich brutal. Vor allem für Marvel. Aber die Geschichte erschien in den 1990ern, also als sich in den Comics die starken Muskelpakete, die schweren Waffen und die broken back Posen bei den Frauen breitmachten und die Anti-Helden einen enormen Run hatten. Der legendäre Zeichner George Perez verzichtet zum Glück auf die übersexualisierten Zeichnungen, aber nicht nur die teils explizite Gewalt ist hier erstaunlich, sondern auch  die deutliche sexuelle Ausbeutung, Orgien und sogar Vergewaltigungen. Etwas was sich Marvel unter dem Dach von Disney heutzutage niemals mehr trauen würde. Und das erstaunlichste dabei ist, dass sogar der Hulk hier vergewaltigt wird. Etwas was man wirklich nie und nimmer erwartet hätte.

In einer Hinsicht wollte man aber nun doch auf Nummer sicher gehen und gab dem zukünftigen Ich des Hulk einen anderen Namen. Er heißt da nicht mehr Hulk, sondern Maestro. Man wollte seinen Helden nicht demontieren, sondern genügend Distanz schaffen obwohl gerade die Zeitparadoxa immer wieder angesprochen werden.  Der Hulk selbst ist teilweise erstaunlich passiv, aber das macht die Geschichte auch spannender da sich die Gegner von der Körperkraft her gleich sind. Durch die Erfahrungen von Maestro ist der Kampf spannend und stellenweise extrem brutal.

Die Zeichnungen von George Perez sind hervorragend und er zeigt wieder seine Liebe zu Details und bricht immer wieder mit den Panelanordnungen. Insgesamt also ein Band der auch Nicht-Fans vom Hulk ansprechen wird. Rückblickend gesehen ist es mal wieder Schade das Marvel sich nicht zurückhalten konnte und die goldene Gans schlachten musste in dem es überflüssige Sequels, Prequels und Spin-Offs zu Maestro gab. Aber das soll das Lesevergnügen dieses Bandes nicht schmälern.

Fazit:

Ein wirklicher Klassiker der auch heute noch schockieren kann und einen packt. Erstaunlich brutal, aber auch sehr spannend mit überraschenden Wendungen und sehr guten Zeichnungen. Einzig die Bonus-Story enttäuscht.

Marvel Must Have: Hulk - Dystopia

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,00

ISBN 10:
3741632023

ISBN 13:
‎ 978-3741632020

124 Seiten