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Comic-Besprechung - Die geheimnisvollen Städte – Erinnerungen an die ewige Gegenwart

Geschichten:
Text: Benoît Peters
Zeichnungen: Francois Schuiten


Story:
Aimé ist ein 10-jähriger Junge, der in der Stadt Taxandria lebt. Aimé wohnt in einem Mehrfamilienhaus, das isoliert in einem Überschwemmungsgebiet steht, umgeben von ein paar Trümmern. „In Taxandria ist jeder Tag wie der andere. Man spricht auch ständig dieselben Sätze“. Denn in der Stadt gibt es keine Vergangenheit. Es gibt ausschließlich das Hier und jetzt. So hat es der Fürst für seine Untertanen angeordnet. Wie jeden Morgen macht sich Aimé auf den Weg zu Herrn Bronze – seinem Lehrer. Dieser erwartet ihn schon. „“Du bist mein bester Schüler, mein Lieblingsschüler, mein einziger Schüler“, lauten die Worte, die er zur Begrüßung hört. Den Jungen treiben Fragen um, die sein Lehrer nicht hören will: Ist er das einzige Kind in Taxandria? Wo sind alle Frauen hin? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Marinum auf sich? Da Herr Bronze nicht gewillt ist Antworten zu liefern, macht sich Aimé selber auf den Weg.
Den Abschluss des Bandes bildet ein Nachwort von Benoît Peters, in dem er erläutert, dass der Comic eigentlich auf dem Filmprojekt „Taxandria“ basiert.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Endlich wieder eine neue Geschichte aus dem Zyklus der geheimnisvollen Städte. Mit dem vorliegenden 11. Band aus der Reihe, wird das zugleich letzte Werk der beiden Künstler auf Deutsch veröffentlicht. Im Original erschien das Album bereits im Oktober 2009, so dass nun endlich auch für den Markt hierzulande eine wichtige Lücke geschlossen wird. Der Vollständigkeit wegen sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es bereits 1993 im Arboris Verlag einen Vorläufer zu diesem Band gab. In dem wurde die Geschichte des Filmes „Taxandria“ erzählt, begleitet von Schuitens Bilder.
Schuiten und Peeters bleiben in ihrem letzten Wurf ihrer Erzähltechnik treu. Die Mixtur aus architektonischen Spielereien und philosophischen Gedankengängen bildet auch bei „Erinnerungen an die ewige Gegenwart“ das Fundament, auf dem sich eine kafkaeske Geschichte aufbaut. Während aber fast alle vorherigen Charaktere der geheimnisvollen Städte besonderen Wert auf ihre persönliche Geschichte oder die Historie von Gebäuden und Städten legen, beispielsweise Giovanni Battista aus „Der Turm“ oder Mary von Rathen in „Das schräge Mädchen“, versucht der Plot des neuen Bandes tatsächlich nur in der Gegenwart zu existieren. Da drucken Männer eine Tageszeitung („Unsere Zeitung ist nicht sehr dick, es gibt nicht viel zu berichten“) oder andere versuchen eine Straßenbahn zu schieben und zu ziehen („Wie immer ist der Waggon leer“). Alles sinnlose Tätigkeiten – genauso sinnlos wie ein Leben ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Den beiden Comicschaffenden erwächst aus dieser Tatsache allerdings die Möglichkeit, Taxandria mit Geheimnissen auszustatten, ohne diese näher erklären zu müssen. Denn wo es keine Geschichte gibt, muss auch keine erzählt werden. So bleibt vieles was diese Stadt umgibt hier noch ein Rätsel: Woher stammen die großen Zahnräder, die man überall in den Ruinen sieht? Welche Aufgabe hatten sie? Wer erschuf die riesigen Statuen, die an Rodins „Der Denker“ erinnern? Wo sind alle Kinder hin? Wo die Frauen? Und warum taucht auch hier die Straßenbahn-Linie 81 auf, die aus Brüsel bekannt ist?
Schuiten und Peeters lassen diese Fragen unbeantwortet und schaffen damit eine unheimliche, düstere und irritierende Atmosphäre, wie in allen Bänden der Reihe „Die geheimnisvollen Städte“. Der Leser gewinnt den Eindruck, dass hier irgendetwas nicht stimmt, kann es aber nicht fassen und artikulieren.
Die Zeichnungen von Schuiten sind wieder einmal großartig und gewinnen in diesem Band noch mehr an Bedeutung, gegenüber den anderen Bänden. Dies wird schon durch die Seitenarchitektur angezeigt. Die Seiten haben fast durchgängig lediglich zwei Panels. Diese trennen die Seite horizontal und geben den Bildern enormes Gewicht. Dazu trägt auch das auffällige Format von 24,1 x 29,4 cm bei. Was auch sehr gut ist, denn in der Gestaltung von Taxandria, das vor allem von einer beeindruckenden Ruinenlandschaft geprägt wird, offenbart sich wieder einmal die große Kunst des belgischen Zeichners: bemerkenswerte bis absurde architektonische Zeichenspiele zu entwickeln, von denen man den Blick nicht abwenden kann. Wer lediglich die Zeichnungen studiert, ohne auf den Text und die Geschichte einzugehen, mag eins ums andere Mal an das leider viel zu wenig beachtete Werk von Michael Ende „Der Spiegel im Spiegel“ denken – surrealistische Bilder in einer zeitlosen Stadt.



Fazit:
„Erinnerungen an die ewige Gegenwart“ reiht sich perfekt in die Serie um die geheimnisvollen Städte ein. Surrealistische Bilder, die bei dieser Seitenarchitektur perfekt zur Geltung kommen, und eine irritierende Handlung vor einem absurden Hintergrund. Der Band wirft für den Leser viele Fragen auf, schafft es aber auch Parallelen zu bereits bestehenden Werken aus dem Zyklus aufzubauen. So taucht der Leser immer wieder gerne auch in die anderen Bände ein.



Die geheimnisvollen Städte – Erinnerungen an die ewige Gegenwart - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die geheimnisvollen Städte – Erinnerungen an die ewige Gegenwart

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 22,80

ISBN 13:
978-3-946337-60-7

78 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Seitenarchitektur
  • Absurde Ideen
  • Aufmachung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 03.09.2018
Kategorie: Alben
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