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Comic-Besprechung - Canardo 24: Der Tod hat grüne Augen

Geschichten:
Canardo 24: Der Tod hat grüne Augen
Autor: Benoit und Hugo Sokal, Zeichner:  Pascal Regnauld, Colorist: Hugo Sokal

Story:
Überraschend ist Kommissar Garenni gestorben. Canardo befindet sich unter den Trauergästen, als ihn die Tochter des Verstorbenen anspricht. Die junge Polizistin glaubt nicht an einen Unfall, sondern hält es für Mord. Widerwillig begleitet der alte Inspektor die junge Frau und wird in eine große internationale Verschwörung verwickelt.

Meinung:
Die Serie um den ermittelnden Erpel Canardo war immer schon eine Gratwanderung zwischen Ernst und Satire. Zu allererst natürlich deswegen weil hier alle Figuren Tiergestalten haben. Nicht zuletzt deswegen erinnert das von vornherein an die Funnys in welchen anthropomorphe Tiere ihre Abenteuer erleben. Doch diese Prämisse hier anzunehmen ist weit gefehlt und verleitet dazu, die Serie als Kinderkram abzutun, was sie beileibe nicht ist.

Sokal wählte diesen Ansatz durchaus als parodistisches Element. So erschütterte der erste Band die Comicwelt, da hier ein Erpel vorkommt, bei dem man natürlich an den berühmtesten aller Zeiten erinnert wird: Donald Duck. Doch Canardo ist vom Typ her eher Philip Marlowe nachempfunden, dem berühmten Privatdetektiv aus der Feder von Raymond Chandler, den Humphrey Bogart auf der Kinoleinwand unsterblich machte. Während Chandlers Marlowe in einer korrumpierten und gewalttätigen Welt versucht seine Integrität zu bewahren, ist Sokals Canardo verbittert und oftmals sieht man ihn nur passiv die Ereignisse an sich vorüber ziehen. Scheinbar tut er nichts, kann aber doch immer wieder mit Schlussfolgerungen und Tatkraft überraschen.

Diese Charakterzüge spielen in dem bereits 24. Band eine wesentliche Rolle. Ein alter Kollege von Canardo ist gestorben und alles deutet auf einen Unfall hin. Nur die schöne Tochter, frisch in den Polizeidienst eingetreten, denkt an Mord. Canardo tut sich zwar mit ihr zusammen, glaubt ihr aber erst, als noch weitere Leichen auftauchen. Dabei weiß er mehr als er zugibt und begeht fatale Fehler, indem er sein Wissen zurück hält. Canardo wird hier für seinen Charakter bestraft denn sein Nichtstun rächt sich auf tragische Art und Weise. Selten gab es eine harschere Konstruktion eines Titelhelden einer Comicserie. Denn wenn es hier gleich mehrere Schurken gibt, so muss man den eigentlichen Helden dazu zählen.

Wie es sich für eine Hardboiledkrimisaga gehört, auch wenn sie stilistisch dem Funny zugeordnet wird, so kommen doch auch hier Sex und Gewalt vor. Aber gerade diese Ausgabe beinhaltet auch einen starken satirischen Einschlag, der auf aktuelle gesellschaftliche Probleme Bezug nimmt.  Zum einen findet man die europäische Flüchtlingspolitik und zum anderen Referenzen an den anscheinend immerwährenden Streit zwischen den Flamen und Wallonen in Belgien. Alles  wird hier natürlich satirisch überspitzt, aber dennoch ist die Ausgabe dadurch sehr politisch geworden. So steht ein Gewerkschaftsführer vor seinen Leuten und predigt die Zuwanderung von Flüchtlingen, denn es sei den Einheimischen natürlich nicht zuzumuten die Drecksarbeit zu machen und anderer Leute Toiletten zu putzen. Dafür brauche man die Flüchtlinge. Eine Aussage die allen das Wasser abgräbt welche behaupten, dass Flüchtlinge die Jobs wegnehmen würden. Ironisch ist es natürlich, wenn das Land in dem die Erzählung spielt eher an das Fürstentum Liechtenstein oder Luxemburg erinnert und Flüchtlinge aus Belgien aufgenommen werden sollen. Innenpolitische Konflikte und Skandale sollen dann durch einen möglichen Krieg verdrängt werden. Man kann sich nicht helfen, manchmal fühlt man sich hier an das Jahr 1914 und den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erinnert.

Insofern ist diese Ausgabe nicht nur ein packender Krimi und eine beißende Satire, bei der man gerne auch mal laut lacht, etwa wenn die Fürstin undercover in einem Aalrestaurant speist, sondern besitzt auch eine gute durchdachte Metaebene. Gekonnt spielen aber alle Ebenen ineinander und keine davon wirkt aufgesetzt, sondern sie bedingen einander und sind mit der Story eng verwoben. Klasse.


Fazit:
Hervorragend. Der Band funktioniert nicht nur als Krimi, sondern auch als Satire die aktuelle gesellschaftliche Bezüge in einer dritten Ebene aufnimmt. Dabei bedingen sich die Elemente einander und verweben sich in Action, Drama und Komik.


Canardo 24: Der Tod hat grüne Augen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Canardo 24: Der Tod hat grüne Augen

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 12,95

ISBN 10:
3946337163

ISBN 13:
978-3946337164

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Mischung aus Drama, Krimi, Komik
  • beissende Satire
  • spannende Metaebene
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 15.02.2017
Kategorie: Canardo
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