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Comic-Besprechung - Corto Maltese 1

Geschichten:

Corto Maltese Band 1: Südseeballade
La Ballade De la Mer Salée:
Autor, Zeichner: Hugo Pratt, Colorist: Patrizia Zanotti, Übersetzung: Reseö Rebiersch



Story:

1913, kurz bevor der Erste Weltkrieg ausbricht. In der Südsee existiert eine Gruppierung von Piraten, die von dem mysteriösen Mönch angeführt wird. Es handelt sich um zwei unterschiedliche Charakter: Der unberechenbare Rasputin und der Corto Maltese, der ein Herz aus Gold hat. Und das Schicksal zweier junger Menschen treibt sich schließlich auseinander.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Es gibt Comiczeichner, die über einen eigenen, distinktiven Stil verfügen, der ihre Arbeit so unverwechselbar macht. Jeder, der sich mit der Welt der Comics auskennt, kann sofort einen Jack Kirby, einen Akira Toriyama oder einen Albert Uderzo identifizieren. Auch Hugo Pratt gehört zu dieser Gruppe.

Hugo Pratt wurde 1927 in Italien geboren. Seine Familie war geradezu kosmopolitisch. So war er unter anderem mit dem bekannten Filmschauspieler Boris Karloff verwandt. Pratts Vater starb 1942 an einer Krankheit als Kriegsgefangener der Briten. Hugo entdeckte damals seine Leidenschaft für Comics, die ihn sein Leben lang prägte. Nach dem Krieg wurden seine ersten Werke veröffentlicht und er zog nach Argentinien. 1962 kehrte er nach Italien zurück und erschuf 1967 seine berühmteste Figur, "Corto Maltese". Er verstarb 1995 in der Schweiz an Darmkrebs.

Hier in Deutschland wurden die Geschichten von Corto Maltese überwiegend von Carlsen Comics herausgebracht. Das geschah bis in die 1990er Jahre hinein, wonach eine lange Pause entstand, ehe der Kult Editionen-Verlag die Reihe neu herausbrachte. 2005 wurden die Erzählungen von dieser Figur außerdem im Rahmen der FAZ-Comicbibliothek gewürdigt. Seit diesem Jahr, 2015, hat der Verlag Schreiber & Leser die Rechte an der Reihe inne. Dieser übersetzt die Geschichten noch ein Mal neu, lässt sie vorsichtig erneut kolorieren und fügt jedem einzelnen Band Zusatzmaterial bei. Band 2 ist seit Oktober draußen und Band 3 ist für Dezember angekündigt. Los geht es natürlich mit Band 1 "Südseeballade".

Es ist das Jahr 1913 und die Welt ist eine andere. Besonders in der Südsee wird das deutlich, wo die Großmächte sich gegenseitig belauern und Piraten nahezu ungestört ihrem Leben nachgehen können. In dieser Zeit lebt Corto Maltese. Er ist selber ein Freibeuter und ein Freund von seinem Kollegen Rasputin. Doch etwas unterschiedet die beiden: Während Rasputin skrupellos vorgeht und jeder der ihm im Wege steht einfach umbringt, hat Corto sein Herz am rechten Fleck und kämpft um jedes Leben.

Dieser Wesensunterschied wird umso deutlicher, als Rasputin die schiffsbrüchige Admiralstochter Pandora Groovesnore und ihren Bruder Cain aufgabelt. Er nimmt sie als Geiseln, in der Hoffnung ein dickes Lösegeld zu erpressen. Doch schon bald sind er und die anderen auf einer kleinen Insel in die Geschehnisse der Welt verstrickt.

Es ist eine faszinierende Welt, in der Hugo Pratt seinen Leser entführt. Eine, in der es keine Gerechtigkeit gibt, in der der Tod ständig um die Ecke lauert. Aber auch eine, in der es Hoffnung gibt, vorausgesetzt, man begegnet den richtigen Leuten.

Corto Maltese wird von Hugo Pratt als ein charmanter Ganove dargestellt. Er hat keine Skrupel, Schiffe zu überfallen, mag es jedoch nicht, wenn einfach so Menschen ums Leben kommen. Er hat das Herz am rechten Fleck, wie es so schön heißt. Und das wird wiederholt unter Beweis gestellt, in dem er immer wieder aufs Neue probiert, die Gefangenen zu befreien, was ihm allerdings nicht so recht gelingen will.

Die Welt von Corto Maltese ist eine Graue. Damit ist die Moralität gemeint. Selbst jemand wie Rasputin, der alles und jeden umschießt, der ihm in den Weg steht, hat seine positiven Seiten. Er sehnt sich an einem Freund, wobei er sich allerdings ebenso nach Macht und Reichtum sehnt. Und diese Sehnen dominiert sein Handeln. Ist der deswegen eine schlechte Person? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Hugo Pratt beantwortet diese Frage nicht, sondern belässt es bei Andeutungen.

Die Geiseln selbst agieren erfrischend selbstständig. Weder Cain noch Pandora lassen sich den Schneid abkaufen oder wirken zu verängstigt oder hilflos. Wiederholt baut Hugo Pratt Momente ein, in denen sie glänzen können, etwa wenn sich Pandora mit einem Gewehr gegen Kannibalen zur Wehr setzt.

Überhaupt wird die Südsee lebend dargestellt. Man merkt, wie viel Recherche-Arbeit der Künstler in diesen Comic steckte. Jedes Detail wirkt stimmig und richtig. Einen Einblick in diese Arbeit bietet übrigens die ersten 30 Seiten des Bandes, in dem es unter anderem ein Vorwort von niemand geringerem als Umberto Eco gibt, aber auch diverse Skizzen und Fotos, die die Akribie des Künstlers unter Beweis stellen.

Die Story selbst ist spannend und voller unverhoffter Wendungen. Gerade dann, wenn man zu ahnen, wie die Story verlaufen wird, kommt eine dicke Überraschung, die wieder alles auf den Kopf stellt. Jede Menge Enthüllungen und Entwicklungen erwarten einen und es wird nie langweilig, diesen Band zu lesen.

Was aber vor allem an Hugo Pratts Stil liegt. Der Künstler präsentiert einen Zeichenstil, der stark rau ist, mit vielen Strichen versehen. Gleichzeitig weiß er jedoch auch, wo er sich zurücknehmen muss. Und dann zeigt er halt nur skizzenhafte Andeutungen oder schwarze Flächen. Jedes Panel bleibt einem im Kopf hängen und wirkt einfach nur unglaublich gut.

Der Band ist definitiv sein Geld wert! Nur gibt es zwei kleinere Mankos, die jetzt allerdings mehr ein Meckern auf hohem Niveau sind. Zum einen wirkt das Cover lieblos zusammengeklatscht, in dem bestimmte Panels aufgeblasen und irgendwie zusammengefasst wurden. Da fühlt man sich an die unseligen Condor-Zeiten erinnert, wo das gängige Praxis war. Und im Intro, beim Alphabet der Osterinsel wurde ein Teil im Layout abgeschnitten, wodurch es unvollständig wirkt.

Doch wie gesagt, das ist Meckern auf hohem Niveau. Denn allgemein ist die Story super und fantastisch zu lesen. Man sollte auf jeden Fall "Zugreifen".



Fazit:

Nicht ohne Grund gehört "Corto Maltese" zu den Comics, die jeder irgendwann unbedingt gelesen haben sollte. Und mit "Südseeballade" angefangen bringt jetzt der Schreiber & Leser-Verlag sämtliche Bände der Reihe neu überarbeitet heraus. Der Kosmos, in dem die Story stattfindet ist faszinierend, weil er ein Grauer ist. Selbst Corto Maltese selbst ist ein Schurke, der allerdings das Herz am Rechten Fleck hat. Alle Figuren werden hervorragend und glaubwürdig dargestellt, auch die Geiseln. Die Südsee wirkt lebendig, was aber auch an der Recherchearbeit von Hugo Pratt liegt, wie man anhand der Extra erfahren kann. Schade nur, dass das Cover so demotiviert zusammengestellt wirkt.



Corto Maltese 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Corto Maltese 1

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 32,80

ISBN 13:
978-3-943808-72-8

200 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Ein Klassiker der Comicliteratur neu aufgelegt
  • Eine graue Welt
  • Lebendige Charaktere
  • Markante Zeichnungen von Hugo Pratt
Negativ aufgefallen
  • Lieblos zusammengestelltes Cover
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(2 Stimmen)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 01.12.2015
Kategorie: Corto Maltese
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