Im neuen Band von Andreas Eikenroth ist einiges los: Es wird auf Gitarren geschrappt, auf Schlagzeuge gehauen, gesoffen, geprügelt und geliebt – kurz: der neue Comicband von Eikenroth ist mitten aus dem Leben, mitten aus dem Rock ´n Roll-Way of Life.
„Ich hab auch nix gegen sprechende Tiere und Superkräfte, aber ich mag eher Geschichten, die aus dem echten Leben sein könnten“, charakterisiert Eikenroth die Geschichten, die ihn mitreißen. Mit „Hummel mit Wodka“, jetzt erschienen bei der Wuppertaler Edition 52, ist ihm dieser Griff ins volle Leben geglückt. Denn die Geschichte einer Band, die versucht aus dem Schattendasein ins große Rampenlicht zu rücken, steckt voller überraschender Wendungen, witziger Einfällen und Situationskomik – eben genauso wie das Leben.
Der Gießener Andreas Eikenroth brachte in den 1990er-Jahren mit ein paar Freunden das Comicgratismagazin „The Kainsmal“ heraus und sorgte auf diesem Weg für wichtige Verbindungen zur deutschen Comicszene. Diese Kontakte und vor allem sein Talent Geschichten zu erzählen ebneten seinen Weg. In der Folgezeit konnte er für die meisten Comicfanzines und -Anthologien Kurzgeschichten und One-Pager beisteuern, beispielsweise für „Jazam“, „Panik Elektro“, „Tentakel“, „Moga Mobo“ und „Panel“. Vor zwei Jahren wurde er durch seinen Band „Die Schönheit des Scheiterns“ (ebenfalls bei der Edition 52 erschienen) einem größeren Leserkreis bekannt, für den er 2014 auch gleich mit dem ICOM-Preis für das beste Szenario ausgezeichnet wurde.
„Hummel mit Wodka“ schließt an „Die Schönheit des Scheitern“ an. Ihn aber als Fortsetzung zu sehen wäre fatal und wird dem Comic nicht gerecht. Denn Eikenroth wollte eine eigenständige Geschichte schaffen, die auch gelesen und verstanden werden kann, ohne den Vorgänger zu kennen. Das war ihm wichtig. „Ich finde es ganz prima, die Storyfindung zu Dritteln. Also ein Drittel selbst erlebtes, ein Drittel bei Freunden und Bekannten aufgeschnappte Geschichten und ein Drittel erfundenes“, beschreibt der Autor seine Vorgehensweise beim Erzählen der Geschichte. Zwei Drittel waren dadurch schon mal gesichert, den Eikenroth und viele seiner Freunde dümpeln nach seinen eigenen Worten seit Ewigkeiten in einigen Bands rum.
“Hummel mit Wodka“ lebt von der Geschwindigkeit. Der Zeichenstil des Gießener Künstlers ist dementsprechend flott. Sein Augenmerk liegt nicht in der detailverliebten Darstellung, sondern darin seine Geschichte voran zu treiben. Darin eifert er einem seiner Favoriten, dem Kanadier Michel Rabagliati nach (in der Edition 52 ist sein Band „Pauls Ferienjob“ erschienen). Und nur so kann der Comic auch funktionieren, kommen die Wortspiele und Dialoge zur Geltung.
Es sind die Erfahrung in Musikbands zu spielen, die diesen Band so unwiderstehlich machen, denn Eikenroth wirft einen Blick auf das Musikbusiness, wie er schöner nicht sein kann: Voller Ironie, Wortwitz und Träume. Der Musiker Eikenroth kommt bei Nachfrage schnell ins Schwärmen darüber in Bands zu spielen, Jugendzentren und Kellerkneipen abzuklappern, die ganzen Tage in den Proberäumen, die Spannung, wenn es irgendwann zu einer Aufnahme kommt. „Friedrich Nietzsche hat wohl mal gesagt: `Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum´. Das ist jetzt das einzige Zitat, das ich von ihm kenne, haut aber exakt hin“, so Eikenroth. Was aber nicht ganz stimmt, denn wer „Hummel mit Wodka“ aufmerksam liest, wird mindestens noch ein weiteres Zitat des deutschen Philosophen finden.
Rund zwei Jahre hat der Gießener von der ersten Idee bis zu den letzten Colorierungsarbeiten an dem Band gearbeitet. „Wobei mir das Ideen finden, zeichnen und tuschen leichter von der Hand geht, aber die ganze Folgearbeit am Computer schon eher Mal nervig finde und dann die Arbeit schleifen lasse“, wie Eikenroth eingesteht.
Mit „Hummel mit Wodka“ ist Eikenroth eine großartige Hommage an das Leben gelungen. „Das Leben ist ein stetiges Verändern und Weiterentwickeln - in Allem“, sinniert der Künstler. Sein neuer Band macht auf jeden Fall große Vorfreude auf alles, was sich noch ereignen wird und auf alles, was aus Gießen von ihm noch zu erwarten ist.
"Hummel mit Wodka" bei der Edition 52
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