Optionen und weiterführende Links



In der Datenbank befinden sich derzeit 477 Specials. Alle Specials anzeigen...

Der Erfolg hat zwei Väter – René Goscinny & Albert Uderzo
«  ZurückIndexWeiter  »

Der Erfolg unserer gallischen Helden hängt maßgeblich an zwei Namen: René Goscinny & Albert Uderzo. Das kreative Duo erfand nicht nur unsere kleinen Gallier, es machte sie auch so populär, dass wohl kaum jemand auf der Welt Asterix, Obelix & Co. nicht kennt.
Man könnte fast denken, solch eine traumhafte, kreative Zusammenarbeit ist nur möglich, wenn sich die Macher schon von Sandkasten an kennen. Weit gefehlt, denn erst im Jahre 1951 trafen Uderzo und Goscinny aufeinander - vorher ging jeder der beiden Genies seinen eigenen Weg.

CoulRentreeGaul

Goscinnys Leben vor Uderzo
Im Jahre 1926 erblickt René Goscinny in Paris das Licht der Welt. Zwei Jahre später allerdings verlässt die Familie Goscinny aus beruflichen Gründen Frankreich und zieht nach Argentinien. René verbringt dort eine friedliche Jugend und besucht das französische Gymnasium von Buenos Aires. Trotz dass er schon als Jugendlicher ein wahrer Clown war, schafft er 1943 seinen Abschluss in Literatur und studiert Kunst. Zu dieser Zeit erlebt die Familie aus einiger Entfernung den Krieg und verliert dabei viele Verwandte. René Goscinny behält sein ganzes Leben lang die seelischen Wunden dieser schmerzhaften Zeit. Zwei Jahre später zwingt der Tod seines Vaters den Heranwachsenden, schnell eine Arbeit zu finden. Er wird Assistenzzeichner in einer Werbeagentur und siedelt nach New York über.

Nach fünf Jahre harte Arbeit und wenig Geld leistet er seinen Militärdienst in der französischen Armee ab, kehrt danach aber wieder in die USA zurück, wo er das Team der Humorzeitschrift „MAD“ kennenlernt und für sie arbeitet. 1951 lernt René Goscinny in New York dann die Zeichner Jijé und Morris kennen, die ihm dann mit dem Chef der World Press, Georges Troisfontaines und dem Leiter der International Press, Yvan Chéron vorstellte. Nach ein paar Wochen zieht René nach Paris zurück, um dort mit Ihnen zu arbeiten. Das Treffen mit Albert Uderzo steht kurz bevor….

Uderzos Leben vor GoscinnyFliegender_Roemer
Albert Uderzo wurde 1927 in Fismes (Marnes) geboren. Schon im Alter von 5 Jahren zeigt der junge Albert in der Vorschule eine echte Begabung fürs Zeichnen. Als perfekter Autodidakt gibt er seinen ursprünglichen Berufswunsch, Clown zu werden, auf. Er verspürt eine unwiderstehliche Lust zum Zeichnen und ist sehr schnell von Walt Disneys Helden fasziniert. Bemerkenswert: Schon mit zehn Jahren beginnt Albert Uderzo, Knollennasenfiguren zu zeichnen. Mit 11 Jahren zieht die Familie Uderzo von Clichy-SousBois nach Paris in die Rue de Montrieuil. Albert denkt eine Zeit lang daran, Flugzeugmechaniker zu werden und besteht mit Erfolg die Aufnahmeprüfung zur Ecole de Méchanique, bevor der zweite Weltkrieg beginnt.

Im Jahre 1942 zieht Albert zu seinem Bruder Bruno in die Bretagne. Das ländliche Leben und die Gegend gefallen ihm, doch der Krieg zwingt ihn nach Paris zurückzukehren, wo er seinen Vater als Schreiner hilft. Nach der Befreiung versucht Albert sich auf dem Gebiet des Trickfilms, arbeitet für mehrere Zeitschriften und erfindet neue Figuren oder übernimmt sie von anderen berühmten Zeichnern wie Flamberge, Clopinard, Zartan, Zidore, Arys etc. 1947 wird der 20-jährige Albert dann zur Armee eingezogen und geht nach Tirol. Nach seiner Rückkehr arbeitet er als Pressezeichner bei France Dimanche und gleichzeitig ist er noch für zwei Presseagenturen, kleine Unternehmen mit den bescheidenen Namen World Press und International Press, tätig. Dort lernt Uderzo Jean-Michel Charlier und Victor Hubinon und andere große Namen der Comicwelt kennen. 1951 kreuzt dann bald noch eine weitere Person von Bedeutung seinen Weg…

Jetzt kommt zusammen, was zusammengehört
An einem schönen Morgen im Jahr 1951 wird Albert Uderzo, der für das Tandem World Press/International Press arbeitet, die Ankunft eines neuen Kollegen, genannt „Gossini“, mitgeteilt. Als er diesen Namen hört, regen sich seine italienischen Wurzeln. „Nein, sein Name schreibt sich G.O.S.C.I.N.N.Y. Er ist Franzose und kommt aus den USA“, korrigiert er seine Kollegen. Zwischen Uderzo und Goscinny funkt es auf Anhieb und sie bereiten gemeinsame Projekte vor. Viele Figuren entstehen während dieser Zusammenarbeit, darunter Umpah-Pah, in dem viele einen Vorläufer von Asterix sehen werden.

5 Jahre später sind Uderzo und Goscinny mit Jean-Michel Charlier und Jean Hebrard aktiv an der Gründung der Firmen Edipresse (Presseagentur) und Edifrance (Werbeagentur) beteiligt, die ihnen endlich ermöglichen soll, sich selbständig zu betätigen. Es folgen ein paar schwierige Jahre, in denen unsere beiden Freunde zahlreiche Berufe ausüben, die aber wegen ihrer Ideen und allen möglichen Projekten jeglicher Art extrem fruchtbar sein werden. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zeichnete Albert Uderzo in dieser Zeit bis zu neun Seiten pro Woche, was eine kolossale Arbeitsbelastung bedeutete. Manchmal wurden die Zeichnungen sogar aus Zeitmangel direkt getuscht – ohne Vorzeichnungen.

1959 beschäftigte schließlich ein großes Projekt unsere beiden Freunde: Für die Konzeption und Entstehung der Zeitschrift „Pilote“ suchen Albert und René in Zusammenarbeit mit Francois Clauteaux, der ihr Chefredakteur werden soll, einen typisch heimischen Helden. Die Entscheidung wird getroffen: Es soll „Le Roman de Renard“ (Dt. Reinicke Fuchs) sein. Doch schon bald erfahren die beiden, dass das Projekt von Jean Trubert bearbeitet wird. Nun gut, sie suchen nach einer neuen Idee. Schließlich einigen sie sich nach etlichen historischen Recherchen auf Gallien und die Gallier. Asterix war geboren. So präsentiert die Nummer 1 von „Pilote“ am 29. Oktober 1959 ihren begeisterten Leser auf Seite 20 die erste Seite der Abenteuer von „Asterix der Gallier“.
Die Zeitschrift ist auf Anhieb erfolgreich mit über 2000 verkauften Exemplaren! „Pilote“ erlebt 1960 ihren Höhepunkt und Asterix begleitet die Jugend zahlreicher Leser.
Eigentlich verwunderlich, da nach damaliger Meinung ein Held sicher nicht wie Asterix auszusehen hatte.

Gruppenbild_hinter_Zaun

Goscinny: „Als wir Asterix erfanden, sagten Marktforscher und andere Meinungsforscher folgendes: Der Held muss jung und schön sein, damit der Leser sich mit ihm identifizieren kann, und es müssen Probleme der heutigen Zeit behandelt werden.“

Uderzo: „Marktforschungen haben uns amüsiert. So stattete ich Asterix mit einer besonders riesigen Nase aus, mit einem langen, gelben Schnurrbart und einem endlos herunterfallenden Kinn, alles aus Trotz. Das Ensemble war auf einem mageren Torso mit kurzen Beinen und großen Füssen aufgebaut. Wie hätte man auch an die Zukunft dieser Figuren glauben können und ein Viertel Sesterze auf sie wetten können?
In den folgenden Jahren arbeiten Uderzo und Goscinny neben Asterix noch an vielen Serien wie z. B. Isnogut, dem kleinen Nick, Lucky Luke etc. gleichzeitig mit. Doch ab dem Album „Asterix und der Arvenerschild“ beschließt Albert Uderzo sich ausschließlich dem kleinen gallischen Helden zu widmen und gibt seine andere Figuren auf. Mitte der 70er Jahre wird Asterix eine wesentliche Figur in den französischen Comics. Sein Erfolg wächst von Album zu Album. Er macht unsere beiden Freunde glücklich. Sie gründen sogar ein Trickfilmstudio, das „Studio Idéfix“. Aber das Unglück lauert nicht weit von ihnen.

Am 5. November 1977 kommt die schreckliche Nachricht: René Goscinny ist bei einer routinemäßigen Gesundheitsuntersuchung während eines Belastungstests gestorben. Er war 51 Jahre alt. Ein furchtbarer Schock. Das Album „Asterix bei den Belgiern“ ist bis zum Blatt 37 fertig. Die tiefe Trauer fand auch im Album „Asterix bei den Belgiern“ seinen Ausdruck. Beim Festessen am Schluss des Albums symbolisiert das kleine Kaninchen die Trauer all derjenigen, die ihn kannten und besonders die von Albert Uderzo. Er stellt „Le Lapaing“ (südfranzösische Aussprache von Lapin – Kaninchen) dar, Kosename von René Goscinnys Frau Gilberte. Erst im Jahre 1979 setzt Albert Uderzo die Abenteuer des gallischen Helden fort. Dazu gründet er die Edition Albert René, die er heute zusammen mit seiner Tochter Sylvie leitet. Asterix ist innerhalb von 50 Jahren ein Phänomen in der Welt der Bücher geworden.

«  ZurückIndexWeiter  »


Special vom: 22.10.2015
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Asterix - Lebenslauf
Ein starkes Team: Ferrix und Conradix
Asterix – der Weltenbummler
Rezension Asterix 36
Zurück zur Hauptseite des Specials


?>