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Fremde Sprachen, Clowns und Obelix zum Knuddeln
Le 15 novembre 2009 nous avons visité les Bédéciné dans les Illzach en Alsace. J'ai compris certes à peine un mot, mais c'était malgré tout une expérience super.

Nee, mangels Sprachkenntnissen einfach alles durch Babelfish zu jagen ist auch keine Lösung. Also, wir haben am 15. November 2009 die Bédéciné im Elsass besucht. Ich habe zwar kaum ein Wort verstanden, aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis.

Wenn man auf der Bédéciné ankommt, wird schnell der unterschiedliche Stellenwert deutlich, den Comics immer noch in Frankreich und im deutschsprachigen Raum haben. Obwohl die Veranstaltung sicher nicht die quantitativ größte im französischen Comicjahr ist, würde die Anzahl und der Bekanntheitsgrad der vertretenen Künstler den meisten deutschen Comicmessen alle Ehre machen. Viele Namen sollten auch dem hiesigen Comicfan etwas sagen, beispielsweise Achde, Thierry Girod, Hermann, Michel Janvier, Nicolas Keramidas, Phillippe Luguy, Enrico Marini, François Walthery oder Albert Weinberg, an der Spitze natürlich der diesjährige Festivalpräsident, Manara. Daneben gab es vieles zu entdecken, was den hiesigen Comicmarkt (noch) nicht erreicht hat.

Willkürlich herausgehoben sei "Maat" (Szenario von Ennio Eccuba und Vincenzo Lauria, Zeichnungen von Vincenzo Cucca, verlegt bei Akileos). Die Zeichnungen sind mir direkt ins Auge gefallen, und nach etwas Recherche zurück am heimischen Schreibtisch hört sich auch die Geschichte sehr interessant an. Während der Ägyptischen Expedition Napoleons kommen auch die beiden Kinder Cléo und Julien ins Land der Pharaonen. Schnell stellen sie fest, dass die alten ägyptischen Götter bei weitem nicht nur auf den Tempelfresken präsent sind. Und die Geschwister selbst spielen eine viel größere Rolle in einem Jahrtausende alten Kampf, als sie es sich je erträumt hätten...

Auch die Ausstellungen deckten eine enorme Bandbreite ab, vom "klassischen" frankobelgischen Comic über modernere Stile und Themen bis zu Kinderbüchern, Manga und Erotik. Letzteres war mit Manara an der Spitze wohl unvermeidlich und wurde so unverkrampft und selbstverständlich präsentiert, wie es sich in Deutschland wohl niemand trauen würde. Nur an einer Tür, die in den Raum mit den, sagen wir, "deutlicheren" Exponaten führte, hing eine witzige Zeichnung, dass hier das Betreten erst ab sechzehn Jahren erlaubt ist. Ob die Wahl des Raumes eine bewusste Anspielung auf das Thema war, lässt sich jedoch nur vermuten: Es handelte sich um einen gekachelten Sanitärraum.

Das Publikum hätte ebenfalls jedem deutschen Comic-Event gut zu Gesicht gestanden, sowohl was die schiere Anzahl als auch was die Zusammensetzung betrifft. Vom kleinen Kind bis zum Rentner waren alle Altersgruppen vertreten, und auch die gesellschaftlichen Schichten (soweit man das im Vorübergehen beurteilen kann) waren gut durchmischt. Für die Unterhaltung hatten sich die Veranstalter ebenfalls einiges einfallen lassen. Beispielsweise tanzte ein Roboter nach den Klängen einer kleinen Musikgruppe, ein Lithograph zeigte, wie man von gravierten Steinplatten druckt und ein Clown foppte auf freundliche Art das Publikum. Es war schon lustig, als ich gerade mit der Videokamera einen Schwenk über die Messe filmte, und es plötzlich neben mir zu rattern begann: Der Clown hatte sich mit einer Spielzeugkamera neben mich gestellt und machte jeder meiner Bewegungen nach. Leider konnte ich mich nicht schnell genug drehen, um ihn dabei auf Video zu bekommen, aber immerhin hat Bernd ein Foto unseres Duetts gemacht, das Ihr auch in diesem Special findet.

Das zweite große Highlight der Bédéciné war die Börse, die sich gleich über zwei große Zelte erstreckte. Wenn ich die Comics, die dort angeboten wurden, denn auch hätte lesen können – sie waren logischerweise durchweg auf Französisch - , wäre ich vermutlich mit ziemlich vollen Taschen und ziemlich leerem Geldbeutel zurückgekommen. Allein die Manga-Grabbelkiste ("Drei Manga für 10 Euro") hatte so einiges zu bieten, darunter Bokurano (Mohiro Kitoh), Suzuka (Kouji Seo), Girlfriends (Milk Morinaga) und diverses andere. Aber ich habe dann doch ein Andenken gefunden, nämlich einen fast einen halben Meter hohen Plüsch-Obelix. Der steht jetzt hier und erinnert mich gelegentlich an den Plan, dass ich vielleicht auch nächstes Jahr... Mal sehen, die Bédéciné 2009 hat jedenfalls einen so guten Eindruck hinterlassen, dass ich mit dem Gedanken spiele, 2010 wieder einen Abstecher in unser Nachbarland zu unternehmen.


Special vom: 23.11.2009
Autor dieses Specials: Henning Kockerbeck
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
Wenn man in Frankreich nur Spanisch versteht...
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