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Sperrfeuer
rafales_gross_1.jpgSTEPHEN DESBERG: ÜBER DEN COMIC NACH ART DER "DOKU-FIKTION" AUS DEM FERNSEHEN…

Im Mai 2005 erschienen gleich zwei Alben des Autors Stephen Desberg in der Kollektion "Troisième Vague Lombard", Band 7 der Bestseller Serie "I.R.$", illustriert von Bernard Vrancken und der erste, sehr vielversprechende Band von "Rafales" ("Sperrfeuer"), einer erstaunlichen Geschichte, die nun exkluisv auf Deutsch in diesem ZACK startet, illustriert von Francis Vallès. Die Erklärungen des Autors…

Welche Elemente machen "Sperrfeuer" zu einer "Troi­sième Vague Lombard"  Serie, die mit "I.R.$" gleich­berechtigt ist?

Wie "I.R.$" und die anderen Serien aus der Kollek­tion, ist "Sperrfeuer" zunächst ein zeitgenössischer Thriller. Allerdings endet die Ähnlichkeit da auch schon.

Aber wie bei "I.R.$" handelt es sich um einen Thriller, der der Welt ein Zeugnis ausstellt und zum Nachdenken einläd?

Sicher… Die Problematik, die hier gestellt wird, ist, dass der Mensch ein Fehler der Na­tur ist, in dem Sinn, dass sich sein Gehirn zu schnell entwickelt hat. Die Verbindun­gen zwischen seinen In­stinkten und seiner Ver­nunft etablieren sich nur schwer und die ganze Mensch­heits­geschichte zeugt davon. Die Kriege und das zerstörerische Verhalten der Menschen untereinander und ge­genüber der Umwelt ziehen eine Reaktion der Natur nach sich. Daher eine positive und eine negative Evo­lu­tion des Menschen. Dieser findet sich in dieser Proble­matik wieder, allerdings nicht in der Fantasywelt. Das kann man symbolisch sehen: Die Menschheit steht an einem Scheideweg und in welche Richtung wird sie ge-hen? Man kann es auch so betrachten: Das ist die Po­sition, die ich bezogen habe und daraus resultierte ein echter Thriller, eine Geschichte, die viel Action beinhaltet, aber gleichzeitig zum Nachdenken anregt.

Wie auch "I.R.$" nimmt "Sperrfeuer" die Folgen des Nazi-Regimes als Ausgangspunkt. Ist das ein Anliegen oder einfach Zufall?

Diese Zeit aus dem 20. Jahrhundert interessiert mich sehr. Was mich vor allem beschäftigt, ist das Wa­rum des Aufstiegs des Faschismus. Die Zeit zwischen den beiden Kriegen fasziniert mich auf sozio-politischer Ebene und auch auf künstlerischer, vor allem, was Musik und Bilder betrifft. Dass die Konsequenzen des National­sozialismus Ausgangspunkt für beide Serien sind, ist allerdings ein einfacher Zufall in meiner Lektüre gewesen. Als ich "I.R.$" entwickelt habe, hatte ich gerade mehrere Bücher gelesen über die Frage der Juden, die nach dem Krieg von Schweizer Banken betrogen worden waren und das schien mir ein faszinierendes Ermitt­lungsthema für einen Agenten der Finanzbehörde zu sein. Die Basis für "Sperrfeuer" war meine fesselnde Entdeckung von Büchern über die wissenschaftliche Abteilung der SS. Ich hatte jedoch schon lange die Idee von einem Wissen­schaft­ler, der beauftragt wird zu beweisen, dass die arische Rasse überlegen ist und der bei seinen Nach­for­schungen das Gegenteil herausfindet. Seine Arbeit zeigt nicht nur, dass es keine überlegene Rasse gibt, sondern sogar, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, der endgültige Erfolg der Evolution ist.


Gehören Ihre streng dokumentierten Geschichten in die momentan im Fernsehen sehr beliebte Bewegung der "Doku-fiktion"?

Ja, auf eine gewisse Weise. Ich bin übrigens ein großer Fan dieser Dokumentationen, die aus Archiv­bildern und Computeranimationen bestehen, real und virtuell. Diese "doku-fiktive" Seite meiner Geschichten habe ich immer instinktiv erstellt. So habe ich mich kürzlich für eine dieser BBC-Produktionen begeistert, die erklärte, wie die Amerikaner die Kunst beherrschen, ihre besten Feinde zu machen. Zufall: Dieser Stand­punkt, den ich seit langem teile, ist der, den ich in "Black Op" entwickle, meine neue Serie, die bei Dar-gaud (Alles Gute) verlegt wird. In "Sperrfeuer" interessiert mich vornehmlich der belehrende Aspekt. Hier ist mein Ziel weniger, anderen Leuten etwas beizubringen, als selbst zu lernen.

Alles in allem verbinden Sie also das Nützliche mit dem Angenehmen?

Irgendwie schon. Seit über zwanzig Jahren mache ich mir Gedanken über die Evolution des Menschen und die Entwicklung seines Gehirns. Ich weiß nicht, wieviele Werke ich darüber schon gelesen habe! Es gibt Themen, die mir jahrelang im Kopf herumspuken, dann kommt ein Moment, der die Idee für eine Geschichte auslöst und mich dazu bringt, noch mehr zu dokumentieren und mir, wie in diesem Fall erlaubt, Antworten auf meine eigenen Fragen zu finden.

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Special vom: 16.09.2008
Autor dieses Specials: Lombard, Übersetzung: Johanna Stehr
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